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Kleine Ursache, große Wirkung, meine Arbeit
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Jenseits der Konfrontationen mit Gegnern einer aktuellen Reality-Show war die zu Ende gehende Woche nicht besonders geprägt von großen Aufregungen; es waren eher die kleinen, die mich beschäftigt haben, weil Leser sich deswegen an mich gewandt haben. Eine kleine Auswahl davon:
Episode 1: "Es ist ein Skandal, ich habe alles aufgeschrieben, den Brief möchte ich Ihnen gerne persönlich geben, damit er auf keinen Fall in falsche Hände gerät", sagte der Mann am Telefon und senke die Stimme deutlich, bevor er mir flüsternd verriet: "Ich bin schon da, stehe an der Rezeption, Sie können also gleich runterkommen, dann gebe ich Ihnen das Schreiben." Vergeblich habe ich versucht, den Leser davon zu überzeugen, dass unsere Hauspost zu hundert Prozent vertrauenswürdig ist und er deshalb den Brief einfach nur abgeben kann, bevor ich meine Arbeit unterbrechen und zwei Etagen in die Tiefe steigen muss. Also bin ich runter, habe den Brief erhalten, mich dafür bedankt und bin zurück in mein Büro gestiefelt; nicht ohne dem Mann dreimal vorher versichert zu haben, dass sein Name in einem Artikel nicht erwähnt werden muss, wenn er das so will. Der Skandal ist dieser: Der Mann wollte in Chemnitz mit dem Bus in die Stadt fahren, um dort an der Zentralhaltestelle in eine Straßenbahn umzusteigen. Dazu wollte er beim Busfahrer ein Ticket kaufen, was dann schließlich mehrere Minuten gedauert hat, weil der Mann hinter dem Lenkrad kein Wechselgeld hatte und auf den Schein nicht rausgeben konnte, weshalb der Bus mit fast fünf Minuten Verspätung losfahren konnte, so dass der Leser seine Straßenbahn verpasst hat.
Episode 2: "Gestern Abend wollte ich mir das Wunschkonzert im Radio anhören, wie jede Woche, immer der gleiche Tag, die gleiche Uhrzeit, als ich feststellen musste: Es kam nicht, es gab zwar eine Musiksendung, aber es war nicht mein geliebtes Wunschkonzert", sagte mir eine Anruferin, und es schien, als müsse sie mit den Tränen kämpfen; die Stimme war brüchig, ihr Reden war von kleinen Seufzern unterbrochen. Selbstverständlich bot ich der Frau meine Hilfe an: "Ich schau mal schnell im Internet nach, ob ich dazu was finde", sagte ich und startete, nachdem mir die Frau in der Leitung den Sender genannte hatte, die Suchmaschine, wurde auch sofort fündig, war nach wenigen Sekunden auf der Homepage des Senders und las: "Neues Jahr - neues Programm". Das beliebte Wunschkonzert war demnach dem Zeitgeist und den "vielen Neuerungen" zum Opfer gefallen, was ich versucht habe, der Anruferin schonend beizubringen. Doch der Schock saß tief: "Das können die doch nicht einfach so machen, was soll ich denn jetzt bloß tun", sagte sie und seufzte, diesmal laut; wirklich tröstende Worte fand ich nicht.
Episode 3: "Ich bin im höchsten Maße verärgert, kann ich mit Ihnen mal über diesen Artikel reden?" fragte mich ein Anrufer und nannte mir mit "Gut geölt durch Eis und Schnee" die Überschrift des Berichts auf der Seite Ratgeber; darin ging es um Tipps für Radfahrer, wie sie ihren Drahtesel vor den winterlichen Witterungsunbilden schützen können. Ich konnte mich sogar, was mit dem Thema zusammenhängt, noch gut an den Bericht erinnern, weil es zu meinem Leidwesen nicht gerade zu meinen Stärken gehört, meinen Fahrrädern während des Winters die nötige Pflege angedeihen zu lassen, was mir besonders die Ketten nicht wirklich verzeihen. Bei der Zeitungslektüre war mir damals besonders das Foto angenehm aufgefallen, weil darauf ein Mountainbiker während eines Schneetreibens an zugeschneiten Autos vorbeifuhr und ich gedacht hatte: Respekt, Respekt. Also vermutete ich, dass der Mann in der Leitung ein noch größerer Experte für Fahrräder sein muss und jetzt womöglch einen Fehler oder einen nicht ganz korrekten Tipp in dem Text gefunden hatte. Ich war also erwartungsvoll gespannt, als ich fragte: "Um was geht es Ihnen denn ganz genau?" Und dann kamm das: "Das ist doch absoluter Schwachsinn, die Radfahrer riskieren doch Kopf und Kragen, wenn sie bei Eis und Schnee unterwegs sind, das sollte meiner Meinung nach verboten werden. Ohnehin ein fast kaum zumutbarer Risikofaktor für Autofahrer sind Radler im Winter eine Gefahr für die Öffentlichkeit."
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