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Viel Wind und mehr Schein als Sein

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Manchmal drücken Vergleiche am allerbesten aus, was von einer Sache zu halten ist beziehungsweise wie sie einzuordnen ist. Bei der Frage, welchen Stellenwert die aktuelle Debatte über Sexismus einnimmt, will ich auf dieses Mittel zurückgreifen. Seit Montag haben es mehrere Themen geschafft, die Grenze von mindestens drei Anrufern zu überschreiten und damit die Bedingung zur Aufnahme in die Kategorie "Das beschäftigt die Leser" zu erfüllen. Dies sind die drei Spitzenplätze innerhalb dieser Rangordnung.

Platz 3: Die Nachricht in der Zeitung lautete: Die "Deutschen haben so viel Geld wie nie: Im dritten Quartal 2012 stieg das Geldvermögen der privaten Haushalte auf die Rekordhöhe von 4871 Milliarden Euro."  Drei Anrufe  gab es dazu (zwei Frauen, ein Mann), und allen ging es darum, mir mit mehr oder weniger deutlichen Worten zu verstehen zu geben, dass diese Behauptung der größte Unsinn sei, den sie in der letzten Zeit in der Zeitung gelesen hätten, denn sie würden niemanden kennen, der von sich behaupten würde, mehr Geld zu besitzen als zu früheren Zeiten.

Platz 2: Vier Anrufe (drei Leserinnen, ein Leser) gab es zu dem Aufmacher auf der Seite Wirtschaft am Dienstag, der die Überschrift "Vogtländer entwickelt spezielle Schneeschuhe für Kinderwagen" trug. Auch in diesem Fall lassen sich die Hinweise auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Solche Skier für einen Kinderwagen seien garantiert keine neue Erfindung, wie dieser Beitrag suggerieren würde, meinten die Anrufer, denn vor 40 bis 50 Jahren hätte es sie schon gegeben, weil man sich genau daran erinnern könne, die eigenen Sprösslinge in solchen Kinderwagen mit Skiern unten drunter durch den verschneiten Wald geschoben zu haben.

Platz 1: Fünf Leserinnen und Leser haben mich angerufen, weil ihnen eine Zahl sauer aufgestoßen war; sie stand in dem Artikel mit der Überschrift "Tafeln für Bedürftige versorgen zunehmend auch Rentner" und es ging darum, dass pro Woche 100.000 Menschen die 35 Einrichtungen in Sachsen besuchen und dass besonders Ältere, die in den vergangenen 20 Jahren langzeitarbeitslos waren, Hilfe brauchen würden. Der Satz mit der Zahl lautete: "Demnach ist ein Alleinstehender bedürftig, wenn die Summe des zu versteuernden Einkommens, - neben Lohn zählen alle anderen Einkünfte - 1725 Euro nicht überschreitet."  Alle fünf Anrufer waren sich einig, dass diese Zahl nicht stimmen könne, denn einschließlich ihrer eigenen Einkommen würden sie niemanden kennen, der so viel Geld verdient, was bedeuten würde, dass sie alle bedürftig seien; eine Leserin meinte sogar, sie würde sich hier diskreditiert fühlen. Dass die 1725 Euro richtig und einer Richtlinie der EU entnommen seien, wollten die Frauen und Männer am Telefon mir ausnahmslos nicht glauben.

Ohne Wertung: "Wo fängt Sexismus an?" lautete die Frage auf der Titelseite der heutigen Ausgabe der "Freien Presse", die mir aber niemand am Telefon beantworten wollte, während auch an den Tagen zuvor kein einziger Leser mich angerufen hat, um mit mir im Speziellen (Rainer Brüderles "Herrenwitze") oder allgemein über das Verhältnis von Frauen und Männern zu reden.

Deshalb darf ich auch aus meiner persönlichen Überzeugung kein Geheimnis machen: Die Diskussion über Sexismus ist eine Scheindebatte, sie ist in jeder Beziehung überflüssig; und es wird Zeit, dass wir uns wieder den wirklichen Problemen in unserem Land zuwenden.

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