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Nur ein Spruch, den die Welt nicht braucht
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Der Vorwurf wog schwer: "Ich fühle mich durch diesen Satz persönlich gekränkt und in meiner Würde diskreditiert", sagte eine Leserin mir am Telefon und formulierte ihre Forderung deutlich: "Und wenn das nicht aufhört, werde ich über ernsthafte Konsequenzen nachdenken müssen; notfalls würde ich dann sogar auf die Zeitung verzichten wollen." Es folgte eine etwa fünf Minuten lange Diskussion darüber, ob man diesen einen Satz, den die Anruferin eigenen Angaben zufolge "ständig in der Zeitung liest", überhaupt so viel Aufmerksamkeit schenken sollte, so dass er, wie die Leserin es formulierte, als "ein Angriff auf meine persönliche Selbstbestimmung" gewertet werden kann; oder ob es nicht besser wäre, was mein Standpunkt der Frau gegenüber war, wenn man ihn einfach als niveaulosen Witzversuch im Ordner mit dem Titel "Was die Welt nicht braucht" ablegt.
Die Leserin beharrte auf ihrem Standpunkt: "Das lese ich in Ihrer Zeitung, also sind Sie dafür verantwortlich." Ich habe mich gewehrt: "Für diese Seiten ist die Redaktion aber nicht zuständig, die Verantwortlichen für den Inhalt gehören nicht einmal unserem Verlag an." Das war der Frau egal: "Dann muss ihre Zeitung so viel Größe beweisen und den Abdruck einfach ablehnen." Mein Gegenargument: "Aber der Auftraggeber bezahlt Geld dafür, dass er diese Botschaft über die Zeitung verbreiten kann; und wir sind nun mal ein Unternehmen, das wirtschaftlich denken und handeln muss und deshalb auf solche Einnahmen angewiesen ist." Das konnte die Leserin gar nicht nachvollziehen und konterte mit einer Gegenfrage: "Dann ist Ihnen dieses Geld wohl mehr wert als die Leser, die Ihre Zeitung abonniert haben?" Das konnte ich jedoch so nicht stehen lassen und versuchte es mit meiner Lieblingsstrategie: "Keinesfalls, die Leser sind uns das Wichtigste überhaupt, deshalb würde ich Sie bitten: Können Sie diese Seiten nicht einfach überlesen oder zur Seite legen und ignorieren?" Dafür gab es wieder eine Gegenfrage: "Das schreit einem doch geradezu entgegen, wie stellen Sie sich das denn vor?"
Das ging noch eine Weile hin und her, ohne dass wir uns wirklich in unseren Positionen angenähert haben. Mit diesem Kompromiss konnte die Frau dann letztendlich gerade so leben: "Ich informiere die in unserem Haus verantwortlichen Mitarbeiter über Ihren Anruf", habe ich gesagt, bevor wir uns dann freundlich voneinander verabschiedet haben. Der Satz, über den die Leserin sich ständig ärgert, ist übrigens dieser: "Ich bin doch nicht blöd."
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