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Auftrag: Immer da, wo auch was los ist
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Redewendungen für dieses Phänomen gibt es viele, doch will ich jetzt nicht eine davon zu verwenden, weil ich mir nicht den Vorwurf anhören möchte, respektlos zu sein. Deshalb wähle ich eine neutrale Formulierung: Es gibt Landstriche in der Region, in der "Freie Presse" erscheint, in denen einfach wenig beziehungsweise so gut wie nichts los ist, was den Menschen gefallen könnte, um für Momente oder auch Stunden dem tristen Alltag entfliehen zu können, und wo nie etwas Aufregendes passiert, worüber sie sich (beispielsweise mit Nachbarn) unterhalten können. Meistens akzeptieren die Menschen dort das und orientieren sich einfach über lokale Grenzen hinweg, um für kurzweilige Unterhaltung in ihrem Leben zu sorgen oder um darüber zu staunen, was so alles passieren kann.
Heute hat mich ein Leser angerufen, der sich nicht dieser Gruppe von Zeitgenossen zugehörig fühlt und der sich nicht mit dem Zustand, dass in seinem Dorf und in der Gegend darum herum wenig passiert, was er interessant findet, und dass es dort "eher ziemlich eintönig und langweilig ist", abfinden möchte. Seinen Vorsatz, daran etwas ändern zu wollen, hat er nun in die Tat umgesetzt und ist als erstes auf die Idee gekommen, mich anzurufen: "Sie müssen viel häufiger von hier berichten", erzählte er mir und wollte schon zum nächsten Punkt wechseln, als er sich meine Gegenfrage anhören musste, sie rutsche mir so raus, ich gestehe: "Worüber denn berichten, wenn nichts passiert?"
Einen Moment nur brauchte der Mann in der Leitung, um diesen Einwand zu parieren: "Ist das nicht die Aufgabe einer Zeitung, herauszufinden was passiert? Das nennt man doch, glaube ich, recherchieren, oder nicht?" Da habe ich nicht widersprochen, sondern ihm sogar zugestimmt, aber trotzdem diese Erwiderung gesagt: "Was nicht ist, kann auch nicht recherchiert werden." Das hat der Anrufer nicht verstanden, wofür ich sogar Verständnis hatte, weil ich der Versuchung erlegen war, einen doppelte Negation zu gebrauchen, was mir selbst auch nicht gefällt, wenn anderes es tun. Deshalb habe ich es positiv wiederholt. "Der Redakteur kann nur eine Sache recherchieren, von der er weiß, dass es sie gibt." Was ich befürchtete hatte, trat ein: "Das verstehe ich nicht, wie meinen Sie das?" fragte mich der Leser. "Der Journalist braucht entweder zuerst eine Information über etwas, was ihn dazu bewegen könnte, eine Recherche zu starten, oder er braucht eine Idee, wie er zu der Information kommen könnte, die als Ausgangspunkt für eine Recherche taugt", sagte ich und war mir selben Augenblick bewusst, dass diese Erklärung wenig geeignet ist, wirklich für Aufklärung zu sorgen; der Mann schwieg, das war mir Bestätigung genug für meine Einschätzung. Also wählte ich diesen Weg:
"Lieber Herr (...), hiermit ernenne ich Sie zur ersten Informationsquelle für (...) und seiner Umgebung. Immer dann, wenn Sie meinen, dass die Zeitung über etwas berichten sollte, was passiert ist oder was nicht geschieht, obwohl das der Fall sein sollte, weil es notwendig ist, und wir deshalb einmal nachhaken sollten, rufen Sie mich an, und ich informiere sofort die zuständige Lokalredaktion mit der Bitte, eine Recherche zu starten oder zumindest die Möglichkeit dazu zu überprüfen." Der Anrufer war sofort damit einverstanden, bezeichnet meinen Vorschlag als "klasse Idee" und meinte zum Abschluss: "Ich glaube, der Kassenwart vom Angelverein ist vor kurzem in eine Alkoholkontrolle geraten, aber niemand von hier im Dorf weiß jetzt, wie viel Promille er hatte, wär' das was?"
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