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Früher oder später ist es eben anders

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Woran es liegt, weiß ich nicht, aber es gibt solche Tage, und heute war einer davon: Durchschnittlich in jedem zweiten Gespräch mit Lesern zwischen zehn und zwölf kam die ehemalige DDR vor beziehungsweise versteckte sie sich hinter Formulieren wie "früher gab es das nicht" oder "damals war das anders". Natürlich habe ich eine Meinung dazu, wenn ich solche Einwände und Hinweise höre, und sollte sich jemand dafür interessieren, kann er mich gern anrufen, aber hier halte ich mich lieber zurück und berichte neutral und ohne kommentieren Inhalte zwischen den Zeilen:

Episode 1: "Der Handel sollte sich mal ein Beispiel an früher nehmen, denn zu DDR-Zeiten gab es das einfach nicht, dass jedermann in den Läden das Obst einfach so anfassen konnte", meinte eine Leserin und bezog sich damit auf meine Kolumne auf der aktuellen Seite Leserforum; sie fügte noch hinzu: "In den Supermärkten wird man geradezu dazu verführt, Obst und Gemüse in die Hände zu nehmen und auf faule Stellen zu untersuchen, bevor man es kauft."

Episode 2: "Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, in der wir landwirtschaftliche Produkte direkt beim Bauern gekauft haben", sagte mir eine Anruferin, weil sie heute die Leserbriefe zu den Lebensmittelskandalen in der jüngsten Zeit gelesen hatte. Sie sei der Meinung, dass dies einer der Gründe gewesen sei, dass es damals keine solchen Irritationen bei den Verbrauchern gegeben hätte. Woraus sie nun die Schlussfolgerung gezogen hat: "Die Zeitung sollte vielmehr über die Direktvermarkter in der Region berichten, damit die Menschen davon erfahren, dass es auch Alternativen dazu gibt, alles im Supermarkt kaufen zu müssen."

Episode 3: Um Lebensmittel ging es auch diesem Leser: "Das muss man sich mal vorstellen, weniger hygienisch geht es doch kaum: Da gibt es Bäckereien, in denen man auch Pakete aufgeben oder Briefmarken kaufen kann. In dem Land, in dem ich groß geworden bin, wäre so etwas niemals vorstellbar gewesen", sagte er mir und beschrieb eine Szene, wie eine Verkäuferin zuerst ein Paket entgegen nimmt und wenig später mit ihren Händen ein Brot aus dem Regal zieht.

Episode 4: "Seit über 60 Jahren lese ich täglich die Zeitung von vorne bis hinten durch", erklärte mir ein Leser und ergänzte diese Information mit einer Frage: "Warum nur werde ich das Gefühl nicht los, dass mir das früher wesentlich leichter gefallen ist als heute und dass ich damals nicht so häufig Sätze und ganze Abschnitte zweimal lesen musste, weil ich den Inhalt nicht verstanden habe?" Dieses Gespräch mündet, zugegebenermaßen von mir lanciert, in einer Diskussion über die komplexe Themenvielfalt des täglichen Lebens in einer Zeit, wie man sie sich schnelllebiger kaum vorstellen kann.

Episode 5: Diese Leserin wollte sich eigentlich nur beschweren: "Ich finde, sie sollten in den Artikeln weniger inflationär das Wort Karriere verwenden und es sich jedes Mal gründlich überlegen, bevor Sie es verwenden." Denn ihrer Ansicht nach sei es dem von dem Streben nach materiellen Gütern geprägten Zeitgeist geschuldet, dass die Menschen, weil es ihnen nur noch um Hab und Gut geht, nur noch von ihrem eigenen Fortkommen gesteuert würden, was ihrer Ansicht nach einer Verschiebung der Werte in eine vollkommen falsche Richtung gleichkommt. "Zu DDR-Zeiten war das anders, weil niemand groß über eine mögliche Karriere nachgedacht hat. Über die Gründe dafür kann man streiten, aber der Zustand war deutlich angenehmer", fügte sie abschließend noch hinzu.

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