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Als die Gründung dieser neuen Partei vor einem Monat erstmals öffentlich für große Aufmerksamkeit sorgte, haben Leser mir geschrieben und mich angerufen, um mir ihre Meinung zur "Alternative für Deutschland" (AfD) zu sagen; nach dem Gründungsparteitag am vergangenen Wochenende war das nicht anders, es waren sogar einige Mails mehr als Mitte März. Bis heute jedoch habe ich am Telefon nicht mit den Anrufern diskutiert, sondern mir nur ihre Haltung zur AfD erläutern lassen, und es war eigentlich immer dieselbe: Endlich gibt es diese Partei, lange haben wir darauf gewartet, wir werden sie wählen. Um 11.06 Uhr ist mir heute jedoch der Kragen geplatzt, wenn ich das mal so salopp formulieren darf, weil ich genug hatte von dieser Euphorie, und ich habe beschlossen, von diesem Moment an aus meiner Meinung kein Geheimnis mehr zu machen. Dies war das Resultat: Der Mann in der Leitung war zuerst verwirrt, dann verärgert, bevor er am Ende aufgelegt hat, weil er keine Lust mehr hatte, mit mir darüber zu diskutieren.

Und zwar aus einem einzigen Grund: Ich debattiere nicht vordergründig über die Inhalte, wenn es um die Afd geht, sondern nur um die Art und Weise, wie diese Bewegung sich präsentiert und mit welchen meiner Ansicht nach verwerflichen Mitteln sie versucht, sich als politische Kraft zu etablieren und als Partei in den Bundestag einzuziehen. Soll heißen: Dass diese Leute die Auflösung des Euro-Währungsgebietes und die Wiedereinführung nationaler Währungen fordern, dass sie die europäischen Verträge infrage stellen, um den Staaten das Ausscheiden aus dem Euro zu ermöglichen, und dass sie eine Reform der EU wollen, um Bürokratie abzubauen und mehr Transparenz zu schaffen, ist mir eigentlich eher egal; sie dürfen diese Meinung haben, ich habe eine andere.

Doch die rigorose Beschränkung auf diese Themen und deren Reduzierung auf Fragen, ohne darauf echte Antworten zu haben, sowie das Hinausposaunen der Forderungen in Sätzen, die ihrer Intension nach wie bloße Parolen klingen und meiner Ansicht nach auch solche sein sollen, sind ausnahmslos Kriterien für einen Populismus, den ich für nicht akzeptabel beziehungsweis nicht tolerierbar halte und den man am besten mit Ignoranz begegnet oder mit einer Entlarvung seiner selbst. Wenn das so einfach wäre ...,

... denn das Ignorieren ist innerhalb der deutschen Geschichte mehrfach schief gegangen; eins der besten Beispiele dafür ist meiner Meinung nach Barnabas Schill, der im Jahr 2000 die Partei "Rechtsstaatliche Offensive" gegründet hatte und ein Jahr später, nachdem er seine Parolen (Ein Beispiel: Nicht therapierbare Sexualstraftäter sollten nur dann wieder freikommen, wenn sie sich einer Kastration unterzogen haben) vor allem über die Boulevardpresse in die Welt hinaus posaunen durfte, mit fast 20 Prozent in die Hamburger Bürgerschaft eingezogen ist. Dass Schill sich selbst und auch seine Partei entlarvte, ist bekannt; nicht weniger deutlich kann man seit Wochen beobachten, dass auch die Mitglieder der Piratenpartei offensichtlich nur dieses eine Ziel haben, ihre eigenen Schwächen und Defizite zu offenbaren, um damit ihre Untauglichkeit als politische Kraft zu beweisen; und das, nachdem sie immer in vier Landesparlamente eingezogen ist.

Nun warte ich darauf, dass wieder Leser anrufen, um mit mir über die AfD zu sprechen, damit ich sie dann mit dem Vorwurf des Populismus konfrontieren kann, um sie dann danach zu fragen, was sie von dieser Sichtweise halten, und nach Möglichkeit auch mit ihnen darüber zu diskutieren, wenn sie sich darauf einlassen wollen. Und auf einmal, bemerke ich gerade, freue ich mich auf diese Unterhaltungen. Warum? Ganz einfach: Ich kann ganz konkret etwas tun für meine Überzeugung, dass man der AfD doch so entgegentreten kann, wie ich es als richtig erachte. Und das ist nicht immer so einfach, an dieser Stelle gefällt es mir ausgesprochen gut.

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