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Erst staunen, dann wundern und erkennen

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Aristoteles war ein kluger Mann, und er war davon überzeugt, dass stets das Staunen der Anfang allen Philosophierens ist, wobei der Verwunderung ein großer Anteil zukommt, aus dieser Geisteshaltung eine kritische Herangehensweise entstehen zu lassen, die das Selbstverständliche hinterfragt und so zu neuen Erkenntnissen gelangt. In diesem Sinne gab es auch in dieser Woche einige Gespräche mit Lesern, die mich staunen ließen und die mich zum Nachdenken gebracht haben. Mit einem positiven oder negativen Ausgang? Das verrate ich nicht, ich möchte vielmehr es jedem selbst überlassen, eine eigene Schlussfolgerung zu ziehen.

Episode 1: "Es geht mir um den heutigen Artikel über den Zoff mit einer Pelztierfarm", sagte eine Leserin und nannte mir die Lokalausgabe, in der dieser Bericht über die Auseinandersetzung zwischen Tierschützern und dem Betreiber der der Anlage steht. Ich war mir sicher, dass es der Anruferin darum ging, mir ihr Entsetzen über die Umstände, unter denen die Nerze zu leiden haben, zu schildern, doch es kam anders: "Vielleicht können Sie mir weiterhelfen", sagte die Frau in der Leitung und fügte hinzu: "Können Sie für mich mal die Telefonnummer von der Pelztierfarm herausbekommen, denn ich würde gern da anrufen und einen Termin ausmachen, weil ich Nerze so toll finde und mit meinen Kindern gern mal dorthin fahren und ihnen diese Tiere zeigen, damit sie sie auch mal streicheln können."

Episode 2: In dem Bericht mit der Überschrift "Finden sie fünf Unterschiede!" ging es darum, dass beim Antrittsbesuch von Bundespräsident Joachim Gauck in Sachsen sich seine Lebenspartnerin Daniela Schadt und die Frau des sächsischen Ministerpräsidenten, Veronika Tillich, zum Verwechseln ähnlich gesehen haben, wovon man sich beim Betrachten des Fotos überzeugen konnte. Zwei Hinweise von Lesern habe ich dazu erhalten. Eine Leserin meinte: "So die wie die Gattin des Ministerpräsidenten da steht, könnte man meinen, weil sie so steif und überaus gerade steht, dass ihr das ganze Geschehen furchtbar unangenehm sei oder sie vor etwas, das gleich passieren wird, Angst hat. Können Sie mal für mich rausbekommen, ob an meiner Vermutung etwas dran ist?" Einem anderen Leser war etwas anderes aufgefallen: "Mich ärgert, dass der Bundespräsident seine Partnerin immer noch nicht geheiratet hat, das gehört sich nicht."

Episode 3: "Kürzlich ging es bei Ihnen in der Zeitung um Lärm und wie man sich davor schützen kann", begann ein Anrufer das Gespräch, bevor er mir erzählte, dass er in einem idyllischen Flusstal an einer sonst gar nicht mal vielbefahrenen Straße lebt und dass er eigentlich ganz gut mit dem normalen Verkehrslärm leben kann. Wenn es dieses Phänomen nicht geben würde: "Immer wenn es Frühling wird, entdecken die Motorradfahrer diese landschaftlich reizvolle Route für sich und brettern mit ihren Maschinen über die Straße an meinem Haus vorbei, so dass die Wände wackeln und das Geschirr in den Schränken sich klirrend Gehör verschafft." Für sein Leid hatte ich Verständnis, seine Forderung hat mich dann doch überrascht, zumal ich Tempolimits oder mehr Polizeikontrollen erwartet hatte: "Schalldämpfer für alle Motorräder."

Episode 4: "Mir ist da eine fantastische Idee gekommen", meinte ein Leser und erklärte mir, dass er die Zeitung in der Hand hatte, dass er das Interview mit dem Mercedes-Entwicklungschef Thomas Weber las und dass gerade das Foto betrachtete, das einen Arbeiter im Werk Sindelfingen bei der Montage einer Limousine der C-Klasse zeigte, als er von diesem Geistesblitz getroffen wurde. "Der Autobauer könnte dank meiner Idee viel Geld sparen", sagte der Mann und wollte mit dem Autor des Interviews sprechen. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Unterhaltung etwas schwierig: "Ich kann Sie nicht verbinden, aber wenn sie mir sagen, um was es geht, bitte ich den Kollegen, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen." Das dauerte dem Leser zu lange. "Eigentlich wollte ich ihn nur fragen, ob er mir die Telefonnummer von dem Entwicklungschef geben kann, aber vielleicht können auch Sie mir da weiterhelfen." Die Kontaktdaten der Konzernzentrale waren für die Suchmaschine ein Kinderspiel, aber auch das wollte der Mann in der Leitung nicht. "Nur die Handynummer von dem Herrn Weber zählt, alles andere ist mir nicht sicher genug." Vor diesem Anliegen kapitulierte die Suchmaschine, dem Anrufer war nicht zu helfen, allerdings war ich zu neugierig, um nicht nach dem Grund zu fragen. Dies hat mir der Leser doch noch verraten: "Bei meiner Idee geht es darum, dass man die Produktion eines solchen Autos an einer Stelle enorm verkürzen könnte. Aber das möchte ich dem Verantwortlichen bei Mercedes nur selbst sagen. Nicht dass jemand hinterher behauptet, dieser bahnbrechende Vorschlag wäre gar nicht von mir gekommen. Man kann da gar nicht vorsichtig genug sein, schließlich geht es um viel Geld."

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