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Eigentlich mag ich es gar nicht, wenn ich bei Gesprächen mit Lesern am Telefon nicht sagen darf oder kann, was ich wirklich denke oder meine. Zu solchen Gewissenskonflikten kommt es immer dann, wenn meine Haltung zu einem Problem dazu führen würde, dass das von den Anrufern beschriebene Problem keins mehr ist oder erst recht nicht als Grundlage für einen Artikel herangezogen werden kann, nachdem ich meine Meinung dazu gesagt habe. Am besten erläutere ich, was ich meine, mit drei Beispielen von gestern und heute. Alle drei tragen die Überschrift "Was würden Sie machen, wenn ...":

Episode 1: "Ich habe heute im Chemnitzer Lokalteil den Bericht über die Probleme mit den Gebrauchtwagenhändlern in der Stadt gelesen", teilte mir ein Leser mit; in dem Artikel geht es vor allem darum, dass die Anwohner von Grundstücken, die von solchen Gewerbetreibenden genutzt werden, unter Lärm, Gestank und Schmutz zu leiden haben. Der Mann in der Leitung hatte ein ähnliches Problem: "Ich wohne neben einem Schrotthändler", erklärte er mir und beschrieb, wie er seit Jahren versucht zu erreichen, dass dieser Betrieb sich zumindest an die Lärmschutzbestimmungen hält. "Das muss man sich doch nicht bieten lassen, oder sehen Sie das anders?", wollte er von mir wissen. Ehrlich gesagt: Ich wäre schon längst weggezogen, weil die Nachbarschaft zu einem  Schrotthandel für mich ein Grundübel an sich ist, das auch nicht entschärft würde, wenn die Zeiten und Pegel für Lärm eingehalten würden. Gesagt aber habe ich: "Ich informiere die Kollegen in der Redaktion darüber mit der Bitte, eine mögliche Recherche in Erwägung zu ziehen mit dem Ziel, dazu einen Artikel in die Zeitung zu setzen."

Episode 2: "Das ist doch die reinste Abzockerei", beschwerte sich ein Anrufer darüber, dass beim Musikfest in Chemnitz an den Ständen in der Innenstadt drei Euro für 0,4 Liter Bier im Plastikbecher bezahlt werden mussten, und er fragte mich: "Muss man sich das gefallen lassen?" Ehrlich gesagt: Ich würde Bier schon wegen der Plastikbecher boykottieren und erst recht zu diesem Preis, denn ich bin davon überzeugt, dass sich der Markt selbst regulieren würde, wenn niemand nach dem teuren Gerstensaft verlangt und die Händler dann keinen Umsatz machen, weil die Gäste lieber in die Kneipen gehen und dort weniger bezahlen oder sich mit Bierflaschen im Supermarkt eindecken, und dass es beim nächsten Fest allein schon deshalb ein Umdenken geben könnte. Gesagt aber habe ich: "Ich frage mal in der Redaktion nach, ob ein Hintergrundbericht sinnvoll sein könnte darüber, wie es zu diesem Preis kommt und ob beispielsweise der Veranstalter darauf einen Einfluss ausüben kann."

Episode 3: "Ich bin begeisterter Radfahrer", begann ein Anrufer das Gespräch und teilt mir weiter mit: "Zu meinen Lieblingsstrecken gehören die Straßen durch das Tal entlang der Chemnitz." Ich kenne diese Route, ich fahre dort auch häufig entlang. Das Problem des Leser war mir also bekannt: "Mich regen fürchterlich die Motorradfahrer auf, die auf den Seitenstraßen abseits der Bundes- und Landstraßen unterwegs sind, ihre Maschinen bei jeder Gelegenheit aufdrehen und mit einem ohrenbetäubenden Lärm an Radfahrern und Fußgängern vorbeidonnern", erklärte er mir. Ehrlich gesagt: Ich ärgere mich deswegen schon lange nicht mehr, weil ich mir einfach meinen Teil denke und mir die möglichen Gründe vor Augen halte, warum diese Männer und Frauen mit schweren Maschinen diese engen und kurvenreichen Straßen entlang fahren müssen, um ihren Spaß zu haben, denn sie sind vermutlich nicht unterwegs, um von A nach B zu kommen. Gesagt aber habe ich: "Ich werde die Kollegen in der Redaktion mal darum bitten zu überprüfen, ob die zuständigen Kommunen oder Behörden hier beispielsweise mit Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Durchfahrtsverboten eingreifen könnten."

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