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Nicht öde, sondern ein Ort der Ruhe
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Ausnahmsweise möchte ich diesmal gleich zu Beginn einen Leser zu Wort kommen lassen: "Da hätte er ja gleich von einer Kuhbläke sprechen können, diskriminierender wäre dieses Wort auch nicht gewesen", beschwerte sich der Anrufer darüber, dass Professor Philipp Oswalt, Direktor der Stiftung Bauhaus, in seinem Gastbeitrag "Leben auf dem Land wird mühsam" innerhalb der Reihe "Einspruch" in der "Freien Presse" geschrieben hatte, das künftig teurer lebe, wer in die Einöde ziehe. Inhaltlich wollte sich der Mann nicht mit mir über mögliche ungleiche Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land sprechen, sondern nur seinen Ärger über die "Einöde" loswerden, denn: "Ich lebe in einem Dorf mit weniger als 200 Einwohnern etwa vier Kilometer von der nächsten größeren Ortschaft entfernt. Meine Heimat als Einöde zu bezeichnen, empfinde ich als Unverschämtheit."
Zunächst etwas zur "Kuhbläke": In den neunziger Jahre hat ein Kollege in einer ländlich geprägten Region in einer Lokalausgabe der "Freien Presse" einen Landtagsabgeordneten zitiert, der in einem Gespräch mit der Zeitung (sinngemäß) gesagt hatte, dass er sich nicht um jede "Kuhbläke" mit gleicher Kraft kümmern könne; dieses Wort war in der Überschrift zu lesen, was einen Sturm der Entrüstung unter den Lesern auslöste und zu einer Flut von Leserbriefen führte. Soll heißen: "Kuhbläke" für eine kleine Ansiedlung von Häusern ist eindeutig negativ behaftet. Der Politiker ist bei der nächsten Landtagswahl nicht noch einmal angetreten.
Kommen wir zurück zur "Einöde", denn ich habe mit dem Leser in der Leitung diskutiert, vielleicht sogar gestritten, weil dieses Wort für mich so gut wie gar nicht mit negativen Assoziationen verbunden ist. Ich habe mich sogar dazu hinreißen lassen zu sagen: "Ich liebe Einöden." Doch der Mann beharrte auf seiner Meinung, mit der Zeit wurde sein Tonfall auch etwas drängender, ich spürte den aufkommenden Ärger deutlich, doch auch ich wollte mich nicht von meiner Sichtweise abbringen, weshalb ich fragte: "Warum genau ist dieses Wort für Sie so abwertend?" Für die Antwort brauchte er keine Denkpause, denn es folgte sofort eine Gegenfrage: "Finden Sie es gut, wenn etwas öde ist?" Mittlerweile hatte ich den Duden im Netz nach der Herkunft des Wortes gefragt und konnte dem Anrufer erklären: "Dieses 'öde' stammt von dem gleichlautenden mittelhochdeutschen Wort ab und bedeutet lediglich einsam oder verlassen." Selten habe ich erlebt, dass ein Leser in der Leitung derartig "auf die Palme" ging, denn innerhalb weniger Sekunden war die Unterhaltung dann zu Ende, weil der Mann sagte: "Öde ist öde, da ist es mir doch egal, wo es herkommt; kein Mensch kommt auf die Idee, bei einer Einöde etwas Positives zu empfinden. Sie wollen doch nur verteidigen, was in der Zeitung gestanden hat", sagte der Mann, verabschiedete sich kurz und legte auf.
Nun kam ich doch ins Grübeln. War ich mit meiner Deutung der Einöde tatsächlich die Ausnahme? Hatte der Professor wirklich abwertend von dem Leben auf dem Land gesprochen, als er dieses Wort schrieb? Auch der erste Kollege, der kurze Zeit später mein Büro betrat und den ich um eine spontane Assoziation zum Wort "Einöde" bat, hat mir nicht weiterhelfen können, weil er nach wenigen Sekunden nur noch von seinem letzten Urlaub irgendwo in Skandinavien schwärmte; zumindest hatte "Einöde" keine negative Gefühlsregung in ihm wachgerufen. Dann kam mir eine Idee: Ich gab das Wort in die Suchmaschine ein und klickte auf Bildersuche. Und endlich war ich beruhigt: Ich sah fast ausnahmslos nur Fotos von Orten und Landschaften, wohin ich mich sofort "beamen" lassen würde, wenn das ginge, weil ich dort wandern, radfahren oder die Seele baumeln lassen könnte. In Gedanken habe ich es dem Anrufer noch einmal gesagt: Ich liebe Einöden.
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