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Was ist das: Hat Nadeln und keine Blätter?

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Woran erkennt man einen Nadelbaum? Richtig, an den Nadeln. Und wenn man ein Foto vor sich hat, auf dem ein Baum mit ausschließlich Blättern an den Zweigen zu sehen ist, was dann? Klare Sache, dann kann das kein Nadelbaum sein. Und wenn neben dem Foto ein Fichtenbastkäfer zu sehen ist und dieses Insekt laut Artikel dafür verantwortlich gemacht wird, dass der gezeigte Baum, der Sachsens größter ist, in echter Gefahr ist, was dann? Hat sich das Krabbeltier vertan und entgegen der eigenen Art eine Buche befallen? Ein biologisches Wunder? Und wenn auf dem Bild außerdem ein Experte für Bäume zu sehen ist, wie er mit seiner Hand den Baum berührt, der Sachsen größter sein soll, was aber nachweißlich und bekanntermaßen eine Fichte ist, was dann? Weiß der Mann etwa nicht, wo er da steht und welchen Baum er da gerade berührt? Kennt er sich vielleicht viel besser oder sogar nur mit Vögeln aus, ist der benannte Artenschutzexperte in Wirklichkeit gar ein Ornithologe?

Soll heißen: Selten habe ich derart (mich und die Leser am Telefon) verwirrende Gespräche geführt wie heute über den Artikel "Die Tage von Sachsens größtem Baum sind gezählt" auf der Seite Sachsen; thematisch lassen sie sich, wie oben beschrieben, zusammenfassen, und das bedeutet: Aus der einen Frage ergaben sich häufig weitere; die eine Tatsache stellte sogleich eine andere infrage; Bedenken ausräumen und Überzeugungsarbeit leisten sieht anders aus. Keiner der Leser, die mich deshalb angerufen hatten, waren am Ende des Gesprächs wirklich zufrieden mit der Ergebnis, weil ich ihre Bedenken nicht hatte ausräumen können, denn der gezeigte Baum ist eindeutig eine Fichte. Weshalb ich mir eine Fragen gestellt habe: Hätte die Redaktion diese Verwirrung verhindern können? Folgend Möglichkeiten sind mir eingefallen:

Erstens: Das Foto hätte seitenhoch gedruckt werden können, damit der Umfang des Stamms genauso deutlich zu erkennen gewesen wäre, man aber darüber hinaus auch die ersten Fichtenzweige mit Nadeln hätte sehen können; einen solchen Seitenumbruch lässt das Layout der "Freien Presse" nicht zu, diese Variante kam also nicht infrage.

Zweitens: Der Fotograf hätte (aus einem Hubschrauber oder Flugzeug heraus oder von großer Entfernung aus) nur die Spitze des größten Baums in Sachsen abgelichtet, wobei der Betrachter dann zwr eindeutig die Fichte als solche erkannt hätte, aber wegen des fehlenden Vergleichs, weil der Mensch am Fuß des Baums nicht mehr zu sehen gewesen sein wäre, überhaupt keine Vorstellung davon gehabt hätte, wie groß dieser Baum ist; wegen der geringen Attraktivität eines solchen Blickwinkels auf eine dann eher unscheinbare Fichtenkrone war diese Option nicht wirklich eine.

Drittens: Man hätte auf das Foto von dem Baum ganz verzichten und sich auf den Fichtenbastkäfer als Bild beschränken können, was dem Bericht einen wichtigen Leseanreiz geraubt hätte, was ein Redakteur aber immer zu vermeiden versucht.

Viertens: "Achtung: Optische Täuschung" hätte als Teil des Bildtextes die Betrachter davor warnen können, nicht voreilig Schlüsse zu ziehen, dass hier möglicherweise etwas schiefgegangen sein könnte bei der Suche und dem Finden von Sachsens größtem Baum.

Fünftens: "Der von Buchenzweigen umgebene Stamm der 61 Meter hohen Fichte: Holm Riebe täte es leid, wenn der Riese stirbt", hätte der Text unter dem Foto lauten können; kein Anrufer hätte den Leserobmann fragen müssen, wie es Mann fragend formulierte: "Das soll eine Fichte sein?"

Die Moral von der Geschichte: Hinterher ist man häufig schlauer.

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