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Statt Computer besser Anstand und Benehmen

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Das Entgegennehmen von Beschwerden ist für mich längst Routine, nahezu täglich wenden sich Leser an mich, weil sie sich über etwas ärgern. Unter diesen Gesprächen gibt es viele, gefühlt sind es mindestens die Hälfte, bei denen ich mir die Kritik einfach nur anhören kann, weil sie sich weder als Grundlage für eine Recherche und damit auch für einen Artikel eignet, noch dass ich wüsste, wen ich dem Anrufer von den Kollegen in der Redaktion als möglichen kompetenteren Ansprechpartner anbieten könnte. In dieser Woche waren es unter anderem diese Beschwerden:

Episode 1: "Ich finde es unverschämt und pietätlos, dass die Besucher auf dem Friedhof immer von Bibelforschern blöd angequatscht werden und bei ihrer Arbeit oder sogar in ihrer Andacht gestört werden", teilte mir eine Leserin mit und meinte, sie fühle sich dadurch belästigt, sie sei deshalb stets verärgert. Ihre Meinung über die Vertreter dieser Glaubensrichtung kann ich wegen der wenig respektvollen Wortwahl hier nicht weiter wiederholen. Dass ist in dieser Sache nichts für sie tun kann, habe ich der Frau mitgeteilt; kommentiert hat sie dies jedoch nicht weiter.

Episode 2: Sie habe einen Artikel in der Zeitung über den Einsatz von Computern an Grundschulen gelesen, meinte eine Leserin, und wolle sich nun darüber beschweren; dies nannte sie mir als Grund: "Es sollten lieber Fächer wie Anstand, Respekt und Nächstenhelfen eingeführt werden."

Episode 3: "Nach Angaben der IG Metall liegt das Grundentgelt für einfache Tätigkeiten ohne berufliche Vorbildung in der sächsischen Metallindustrie bei 2021 Euro (brutto)", zitierte ein Leser einen vor einigen Wochen in der "Freien Presse" veröffentlichten Artikel und gab mir zu verstehen, dass er sich deswegen jetzt beschweren wolle, denn er habe wirklich intensiv gesucht, doch im Vogtland keinen einzigen Arbeitgeber gefunden, der bereit gewesen wäre, auch nur annähernd diese Summe als Gehalt zu bezahlen. Dass ich ihm in dieser Sache nicht weiterhelfen könne, ich ihm aber gern die Telefonnummer des für die Region zuständigen Büros der Gewerkschaft geben könne, damit er sein Anliegen dort vortragen kann, habe ich ihm gesagt, doch das für ihn keine befriedigende Antwort. Er wollte mehr: "Wenn Sie so etwas in der Zeitung schreiben, dann erwarte ich jetzt von Ihnen, dass Sie mir solche Firmen nennen, mit Adresse und Telefonnummer."

Episode 4: "Ihre Zeitung macht zu wenig Werbung für die Unterschriftenaktion gegen die Privatisierung des Trinkwassers in Europa", beklagte sich ein Leser und erzählte mir weiter, dass diese Initiative im Internet nur schleppend angelaufen sei und es durchaus gut vertragen könne, von der "Freien Presse" ordentlich "gepuscht" zu werden. Dass es nicht zu den redaktionellen Aufgaben einer Zeitung gehört, für etwas Werbung zu machen, habe ich versucht, dem Mann in der Leitung zu erklären, was ich mir auch hätte sparen können, denn dies war seine Reaktion darauf: "Das weiß ich doch, aber ich habe mir gedacht, dass ein Anruf so verkehrt nicht sein kann. Vielleicht können Sie die Kollegen in Redaktion mal bitten, einen kleinen Beitrag über die Zwischenbilanz dieser Unterschriftenaktion in die Zeitung zu setzen." Ich musste schmunzeln, so dumm war dieser Gedanke gar nicht, und ich sagte: "Ich werde den Kollegen mal eine Mail schicken."

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