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Normalerweise kann ich Kritik an meiner Arbeit an mir abprallen lassen; das war nicht immer so, aber mittlerweile habe ich ein dickes Fell bekommen, und ich kann jetzt ganz gut damit umgehen, wenn Leser mit mir oder meiner Art und Weise, auf Hinweise einzugehen oder Fragen zu beantworten, ein Problem haben. Nur dieser Zweifel am vergangenen Freitag hat mich tief getroffen: "Mal ganz ehrlich", fragte mich eine Anruferin, "kann es sein, dass Sie sich manchmal für Ihren Blog die eine oder andere Geschichte ausdenken? Denn so verrückt, wie das manchmal klingt, kann die Welt doch gar nicht sein." Meine Antwort darauf, mein Tonfall sollte beim Sprechen einen ebenso ernsten wie offiziellen Klang bekommen: "Noch nie habe ich in meinem Blog von etwas berichtet, was nicht wirklich so passiert ist, und alle Geschichten beruhen auf wahre Begebenheiten." Um dies zu unterstreichen, habe ich der Frau in der Leitung aus meinen Kurzprotokollen vorgelesen, welche Anfragen von Lesern ich allein in der vergangenen Woche unter der Rubrik "Kuriositäten" abgelegt hatte. Diese waren es:

Episode 1: "Nein, leider können wir die Fotos nicht veröffentlichen, weil sie den journalistischen Ansprüchen einer Tageszeitung nicht entsprechen", habe ich einem Leser mitgeteilt, der uns zwei Fotos geschickt hatte mit der Frage, ob wir daran Interesse hätten; auf beiden Bildern sitzt er in der Gondel einer Achterbahn und rast offensichtlich ein besonders steiles Teilstück hinunter, während sein Gesicht einen entsprechenden Gesichtsausdruck zeigt, den ich irgendwo zwischen Panik und rauschhafter Freude ansiedeln würde.

Episode 2: "Sie haben da einen Fehler in der Zeitung", sagte ein Leser und teilte mir mit, das der Verstorbene, für den Angehörige eine Traueranzeige in die Zeitung gesetzt hatten, mehr Kinder gehabt hätte, als dort angeführt seien.

Episode 3: "Ich war schon immer der Meinung, dass Hunde- und Katzenhalter gleich behandelt werden sollten", sagte eine Leserin, und ich vermutete in diesem Augenblick, dass es um die ungerechte Erhebung der Hundesteuer geht, weil dieses Thema von Zeit zu Zeit immer wieder mal in einer der Lokalausgaben der "Freien Presse" aufgegriffen und über grundsätzliche Diskussionen darüber sowie über eventuelle Erhöhungen berichtet wird. Doch weit gefehlt, die Anruferin wollte ein anderes Anliegen loswerden: "Wenn jetzt Bundestagsabgeordnete ihre Hunde mit in die Sitzungen bringen wollen, dann wäre es nur gerecht, wenn auch Katzenhalter ihre Stubentiger während der Plenarsitzungen kraulen dürfen."

Episode 4: Dieses Leseranliegen kam per Mail: "Öffentliche Geldverbrennung! (100 € in kleinen Scheinen) Am 18.Juni 2013 fünf vor 12 Auf dem Markt in (...)! Als Protest gegen die Gelddiktatur in der wir leben müssen." (Bevor jemand fragt: Der Ort ist mir bekannt, aber ich habe ihn bewusst weggelassen, um mich nicht den Vorwurf aussetzen zu müssen, dieses Unterfangen auch noch zu bewerben.)

Episode 5: "Ich weiß, dass das so etwas wie ein weißer Schimmel, ein kleiner Zwerg oder meinetwegen auch eine tote Leiche ist", sagte ich, nachdem sich eine Leserin bei mir beschwert hatte, weil sie ein und dieselbe Tautologie ständig in der Zeitung lese und sich jedes Mal darüber aufrege. Allerdings habe ich noch hinzugefügt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass meine Kollegen in der Redaktion tatsächlich häufiger das Wort "Fußzehe" in Artikeln verwenden. Sie habe es aber jüngst erst wieder gelesen, erwiderte die Frau in der Leitung und nannte mir sogar die Lokalausgabe, in der sie dieses zusammengesetzte Substantiv gefunden hatte. Ihren Unmut brachte sie mit einer Frage auf den Punkt: "Würden sie etwa von einem Handfinger reden?" Nach dem Gespräch habe ich "Fußzehe" als Begriff in die Suchfunktion des Archivs der "Freien Presse" eingegeben, weil ich nicht glauben wollte, dass es häufiger schon in der Zeitung stand. Das Ergebnis hat mich verblüfft: 113 Treffer. Anschließend habe ich mich noch im Netz kundig gemacht und erfahren, dass die "Fußzehe" eigentlich mehr ein Pleonasmus (eine doppelt-gemoppelt-Formulierung) ist; vergleichbar mit Augenoptiker, Schießgewehr oder Zudecke.

 

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