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Eine Zier soll sie sein, aber es geht auch ohne
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Mit (mehr oder weniger klugen) Weisheiten habe ich in den vergangenen drei Jahren als Leserobmann zu leben gelernt, weil ich sie entweder immer wieder am Telefon höre oder weil sie mir bei diesen Gesprächen ständig durch den Kopf gehen; dazu gehört auch diese: Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt man (alternativ auch "weiter kommt man") ohne ihr. (Bevor ein Sturm der Entrüstung ausbricht: Ich weiß, dass das der falsche Fall ist, aber der richtige reimt sich eben nicht.) Und keine Panik, keine Angst, ich werde jetzt auch keine Diskussion über Tugenden in Gang setzen, auch möchte ich keine Debatte über die (vornehme) Zurückhaltung lostreten, auch wenn ich der Meinung bin, dass man dies immer wieder mal machen sollte. Ich möchte lediglich kurz von den letzten vier Hinweisen von Lesern und Gesprächen am Telefon berichten, die mich dazu veranlasst haben, mir wieder einmal meine eigenen Gedanken zu diesem Thema zu machen.
"Nachdem ich lange darüber nachgedacht habe, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass wir alle über eine neue globale Ethik nachdenken sollten, damit die Erde nicht dem Untergang geweiht ist und die nachfolgenden Generationen für unsere Fehler büßen müssen", meinte ein Leser und wollte mir diese Erkenntnisse am Telefon erläutern, bevor ich ihn überzeugen konnte, das schriftlich zu tun und mir diese Erkenntnisse zuzuschicken; noch habe ich sie nicht vorliegen.
Dieser Leser war für mich kein Unbekannter, er ruft mehr oder weniger regelmäßig bei mir an: "Nun habe ich mir doch mal die Mühe gemacht, alles was ich in den vergangenen Jahren an Erkenntnissen gewonnen sowie an Missständen und Fehlentwicklungen aufgedeckt habe, aufzuschreiben. Nun möchte ich Sie gern fragen, ob sie daran Interesse haben und ob ich Ihnen das mal zuschicken darf, damit ihre Kollegen es sich vielleicht auch mal durchlesen und es eventuell für Berichte nutzen können", sagte er und freute sich, dass es kein Problem sei, mir die mehr als 50 Seiten zuzuschicken, denen ich den Arbeitstitel gegeben habe: Wie die Deutsche Bahn es schaffen könnte, aus den Negativschlagzeilen herauszukommen.
"Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie Deutschland viel kinderfreundlicher werden könnte und was vor allem bei der Betreuung der Kleinen alles so schiefläuft, was man alles ändern müsste", teilte mir eine Leserin mit und fragte mich, ob es Sinn macht, mir die Zusammenfassung ihrer Überlegungen zukommen zu lassen. "Na klar, immer her damit", habe ich geantwortet; mittlerweile ist die Mail bei mir eingegangen, ich lese und staune und denke: Alle Achtung.
"Wollen Sie wissen, wie sie als Zeitung überleben und gegen Fernsehen und Internet bestehen können? Ich kann es Ihnen verraten", meinte eine Leserin ("schon über achtzig") und durfte mir erzählen, was ihrer Ansicht nach die Zeitung der Zukunft ausmachen und welche Inhalte sie haben muss, damit sie die Leser bei der Stange hält. Was soll ich sagen, sie hatte Recht mit dem, was sie mir erläuterte, denn fast jeder ihrer Punkte spielt täglich in den Planungskonferenzen der Redaktion eine große Rolle. Das habe ich der Anruferin auch gesagt, was sie zu einer für mich überraschenden Aussage verleitet hat: "Dann bin ich ja beruhigt."
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