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Heute mal nur Alltag: So sieht er aus
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Rund ein Drittel der Leser, die mich täglich zwischen zehn und zwölf anrufen, haben den gleichen Wunsch: Sie ärgern sich über etwas und möchten, dass die Zeitung in dieser Angelegenheit aktiv wird, nach Möglichkeit darüber berichtet und als Folge davon die Dinge in Bewegung geraten und der Missstand beseitigt wird. Über diese Gespräche berichte ich hier in meinem Blog so gut wie gar nicht, weil sie weder einen außergewöhnlichen Informationsgehalt haben, noch mit einem Unterhaltungswert aufwarten können. Wenn ich also jetzt die Anrufe in dieser Woche, bei denen es um solch ein eher alltägliches Problem ging, aufliste und nicht weiter kommentiere, dann geschieht das nur deshalb, weil ich endlich mal auf etwas verweisen möchte, wenn ich nach einer Antwort auf diese Frage suche: "Was machst Du so den ganzen Tag über, bist Du eigentlich ausgelastet?"
In einem Wohngebiet am Rande des Zentrums einer Großstadt hat die Post vor Jahren ihre Filiale geschlossen, und für den größten Teil der vorwiegend älteren Menschen standen dann nur noch ein Briefkasten und ein Briefmarkenautomat zur Verfügung. Nun ist der Automat schon seit Wochen defekt und wird von der Post nicht repariert, was die Anwohner sehr verärgert, weil sie jetzt ihre Briefe nicht mehr verschicken können. Eine Leserin gehört zu diesen Leuten und hat mich angerufen und mich gebeten, in dieser Sache etwas zu unternehmen.
Eine Leserin hat mich angerufen, nachdem sie den Artikel "Lärm raubt Bornaern den Schlaf" gelesen hatte, in dem es darum ging, dass Anwohner über eine zu hohe Lärmbelästigung durch die Autobahn 4 klagen und entsprechende Schutzmaßnahmen fordern, aber die Frau wollte nicht über dieses Thema mit mir sprechen, sondern sie wollte mir einen Vorschlag unterbreiten: Zu dem Bericht gehörte auch eine kleine einspaltige Grafik mit der Angabe der Lage der Wohnhäuser und den Entfernungen zur Autobahn. Solche eine Zeichnung wünscht sich die Leserin auch über den weiteren geplanten Ausbau der Anschlussstelle Chemnitz-Rotluff im Verlauf der Autobahn 72, denn sie möchte ganz genau wissen, was sie noch zu erwarten hat, weil sie dort wohnt und nun natürlich Beeinträchtigungen befürchtet. Allerdings dürfen Bericht und Grafik nur an einem Mittwoch, Freitag oder Samstag in der Zeitung stehen, weil sie an den anderen Tagen keine Gelegenheit hat, die "Freie Presse" zu lesen.
Die Außenstelle der Agentur für Arbeit in einer Kleinstadt hat die Öffnungszeiten verändert und damit gleich auch reduziert, was zur Folge hat, dass an bestimmten Tagen der Andrang an Besuchern so groß ist, dass sich lange Warteschlangen bilden und auf den Fluren sogar der Platz für Stehplätze knapp wird, und dass vor dem Gebäude es nur für einen Bruchteil der Besucher einen Parkplatz für das Auto gibt. Ein Leser hat mich angerufen und meinte, dass die Zeitung über diesen Skandal schreiben sollte.
Seit Wochen bereits ist der Fernsehempfang für die Bewohner mehrerer Wohnblöcke in einem Neubaugebiet in einer mittelgroßen Stadt eine Katastrophe, und laut der Leserin, die mich deswegen angerufen hat, werden die Leute von dem Kabelanbieter, wenn sie dort anrufen und sich beschweren, immer nur vertröste und auch noch unhöflich behandelt. Wenn die Zeitung in dieser Sache aktive werden könnte, meinte die Frau in der Leitung, würde sich bestimmt bald etwas ändern und man hätte wieder ein klares und scharfes Bild.
In einer Kleinstadt wird das Gebäude, in dem die Kindereinrichtung untergebracht ist, saniert und ausgebaut, weshalb die Betreuung der Kleinen während der Bauzeit in einem Provisorium erfolgt. Doch das hat einen schwerwiegenden Nachteil, meinte eine Leserin: Dieses Ersatzhaus liegt nämlich an einer vielbefahrenen Hauptstraße, auf der ein Tempolimit von 70 Kilometern pro Stunde gilt, wobei man davon auszugehen habe, dass sich viele Autofahrer nicht daran halten und schneller fahren, und deshalb müsse man hier von einer großen Gefährdung der Kinder ausgehen. Zu fordern sei deshalb, was laut Ansicht der Anruferin mit einem entsprechenden Bericht in der Zeitung angestoßen werden könnte, dass die Höchstgeschwindigkeit an dieser Stelle auf 50, wenn nicht sogar auf 30 Kilometer reduziert werden müsse.
Unmögliche und nicht zu akzeptierende Zustände gibt es bei der Schülerbeförderung in einer Kleinstadt, weil dort in der Mittagszeit, wenn die Kinder und Jugendlichen vom Unterricht an der Mittelschule abgeholt werden müssen, die Busse so voll sind, dass es selbst Stehplätze nicht mehr gibt, was nach Ansicht des Lesers, der mich deswegen angerufen hatte, auch zu äußerst gefährlichen Situationen führen kann, beispielsweise wenn der Busfahrer mal scharf bremsen muss. Die Zeitung möge doch dafür sorgen, dass sich da etwas ändert und die Eltern wieder Vertrauen in die Beförderung ihrer Sprösslinge haben können; ein Artikel über diesen Missstand wäre eine gute Idee, meinte der Anrufer.
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