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Wenn doch alles nur so einfach wäre ...
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Angesichts der weiter andauernden Einseitigkeit bei den Themen, über die Leser zurzeit mit mir reden wollen - bei sieben von neun Gesprächen ging es heute um Schneeberg sowie über die Berichte und Kommentare zu den Protestaktionen - bleibt mir keine andere Wahl, als dass ich hier von den wenigen Momenten berichte, in denen ich mich heute zuerst gewundert und dann gestaunt habe, bevor ich am Ende doch schmunzeln musste, weil ich die Dinge von der heiteren Seite betrachten möchte.
Episode 1: Dass Leser bei der Zeitung angerufen haben und eigentlich den Chefredakteur sprechen wollen und dann, nachdem sie verbunden worden sind, bei mir landen, ist Alltagsgeschäft für mich. Dieser Anruf aber war anders: "Bestellen Sie ihrem Chefredakteur einen schönen Gruß von mir und sagen Sie ihm, dass er mir die Vorfreude auf Weihnachten gründlichen verdorben hat", sagte eine Anruferin und legte auf, bevor ich überhaupt die Chance hatte, mit ihr über ihre Kritik zu reden. Nun wollte ich aber wissen, worum es ging, und gab einfach mal die Wörter "Weihnachten" und "Kleditzsch" in die Suchmaske auf der Homepage der "Freien Presse" ein. Gleich der erste Treffer lieferte mir die Erklärung, ich las den Leitartikel des Chefredakteurs noch einmal durch (bis zur letzten Zeile).
Episode 2: "Die Mitarbeiter in den Jobcentern verstoßen alle gegen geltendes Recht, und ich möchte, dass sie darüber berichten, damit endlich jemand etwas dagegen tut", meinte eine Leserin; ich bat um weitere Informationen, ich bekam sie: "Laut eines Grundsatzurteils des Bundesverfassungsgerichts dürfen die Leistungen innerhalb der Grundsicherung nicht als Sanktion für Versäumnisse gekürzt werden, aber es passiert tagtäglich", fügte die Anruferin hinzu; nicht nur in ihrer Stadt und Sachsen, sondern in ganz Deutschland. Nun wagte ich diese Frage: "Und Sie glauben, dass das noch niemand gemerkt hat und entsprechende Schritte in die Wege geleitet hat?" Und bekam zur Antwort: "Aber das ist doch gerade der Skandal."
Episode 3: Ein anderes globales Problem hat dieser Leser erkannt: "Bei dieser enormen Flut an Informationen ist es doch kein Wunder, wenn Menschen empfänglich für einfache Botschaften und platte Parolen in Revolverblättern und von extremen Parteien sind", sagte er, wobei ich ihn noch nicht einmal widersprechen wollte, weshalb ich ihn fragte: "Und was schlagen Sie als Lösung vor?" Diese hatte er parat: "Man müsste eine Kampagne starten und vor allem in den Schulen damit anfangen, die Menschen davon zu überzeugen, dass es wenig Sinn macht, seine Zeit damit zu vertreiben, ständig im Internet unterwegs zu sein oder vor der Glotze zu hängen." An dieser Stelle habe ich tatsächlich geseufzt, sprach mir dieser Ansatz doch aus dem Herzen, und ich sagte noch: "Wenn das doch nur so einfach wäre."
Episode 4: Dieses Thema spielt häufiger eine Rolle bei meinen Unterhaltungen mit Lesern, allerdings fast ausnahmslos im umgekehrten Sinn, weshalb mich dieser Satz heute tatsächlich sprachlos gemacht hat: "Das Gedicht der Woche fand ich wirklich klasse." Als ich wieder Worte fand, wollte ich von der Frau in der Leitung noch wissen, ob sie am vergangenen Freitag die Titelgeschichte in der Beilage "Wochenende" gelesen und nun einen Weg gefunden hatte, ein besseren Zugang zu moderner Lyrik zu finden. "Sie meinen den Verewiger des Augenblicks?", fragte mich die Leserin und beantwortete die Frage sogleich selbst: "Das habe ich, und über den einen oder anderen Ansatz würde ich mit dem Dichter gern mal diskutieren."
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