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Mal ganz ehrlich: Wo ist das Problem?
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Wenn mich Leser anrufen, weil sie über einen Artikel, der auf der Seite Ratgeber erschienen ist, mit mir reden wollen, dann geht es meistens um harte Fakten zu genau definierbaren Themen; die Leute haben zusätzliche Fragen oder wollen Anregungen zu weiteren Rechercheansätzen loswerden, sie weisen uns auf vermeintliche Fehler oder Ungenauigkeiten hin, sie üben Kritik an der Haltung von Experten oder kennen einen Fachmann, der dieses Thema anders gewichtet oder sich noch besser auskennt. Solche Gespräche führe ich drei bis vier Mal in der Woche. Dass aber ein Bericht auf der Seite Ratgeber bei mir am Telefon oder mit Meinung in Mail eine weltanschauliche Diskussion auslösen, passiert eher selten. Heute war das der Fall: Vier Leser haben mir ihre Meinung zum Artikel "Wenn Laub zum Problem wird" auf der Seite Ratgeber beziehungsweise ihre Schlussfolgerung dazu mitgeteilt.
"Offensichtlich vergessen die Menschen schnell mal, dass Bäume für uns und unsere Überleben auf diesem Planeten wichtig und eigentlich sogar unverzichtbar sind. Deshalb kann ich grundsätzlich überhaupt nicht verstehen, wie man aus dem Laub, das zu Boden fällt, ein Problem machen kann. Es ist Bestandteil unseres Daseins, so sollten wir es akzeptieren und damit umgehen", meinte eine Leserin am Telefon und fügte hinzu, dass man sich immer die Vorfreude auf die im Frühjahr blühenden Bäume vor Augen hallte sollte, wenn man sich über welke Blätter ärgert. "Laub ist eine ebenso natürliche Sache wie Regen und Schnee, weshalb die Leute sich nicht aufregen sollten, wenn es das liegt, wo es hinfällt, sondern es entweder beseitigen oder sich darauf einstellen, damit nichts passiert", fasste ein anderer Leser seine Haltung zusammen. Für einen Anrufer war der Artikel ein deutliches Zeichen für die "Überbürokratisierung" unsere Alltagsleben und er meinte: "Vielleicht sollte man lieber gleich auf die Idee kommen, die Natur selbst auf Unterlassung zu verklagen und ihr das Einfordern von Schadenersatz anzudrohen." Das Mittel der Ironie wählte diese Leserin: "Vielleicht verklage ich aber auch die Vögel. Sie nisten beim Nachbarn und suchen das Futter für ihre Nachkommen auf meiner Wiese. Dort muss ich dann beobachten wie sie Regenwürmer, die von mir mit der Produktion von Humus betraut wurden, auf sadistischste Weise aus dem Boden zerren", teilte sie mir mit, während ich den Rest ihrer Stellungnahme so zusammenfassen würde: Wenn der Mensch nichts hat, weswegen er sich ärgern kann, dann sucht er solange, bis er etwas findet.
Allen Lesern habe ich meine Meinung gesagt: Laub ist etwas Wunderbares, an dessen Existenz man sich erfreuen sollte, auch wenn man es letztendlich meistens beseitigen muss, um es dem natürlichen Kreislauf zurückzuführen, und wenn man um die Gefahren weiß, die durch welke Blätter entstehen können, dann verhält man sich entsprechend. Wo ist das Problem?
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