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Meine treuen Seelen, ich mag sie sehr
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In Zeiten großer Anstrengungen, die Ruhe zu bewahren und die Nerven zu behalten, kann ich mich auf ihre Unterstützung verlassen, weshalb ich ihnen auch die ebenso respektvolle wie anerkennende Bezeichnung "Treue Seelen" verliehen habe. Das sind Leserinnen und Leser, die mich zwischen zehn und zwölf immer wegen des gleichen oder eines ähnlichen Anliegens anrufen und sich die Chance nicht entgehen lassen, bei dieser Gelegenheit auch noch ein bisschen mit mir zu plaudern und mir so die Möglichkeit zu geben, kurz mal innezuhalten und eventuellen Ärger in meinen Gehirnwindungen nach hinten zurückzustellen. Heute habe ich mit drei "Treuen Seelen" gesprochen.
Episode 1: "Drei Mal habe ich es in der heutigen Ausgabe entdeckt", sagte mir die Anruferin, die ich seit fast drei Jahren kenne, weil sie sich mal mit mir in Verbindung gesetzt hat, nachdem sie sich fast täglich über die Rechtschreib- und Faselfehler in der Zeitung geärgert hatte. Damals hatte ich ihr nahegelegt, dass sie mich bei besonders gravierenden Fehlern anrufen kann, damit ich die Kollegen darüber informiere und sie auf diese Weise motiviere, mit noch größerer Sorgfalt die Artikel zu verfassen. Sie hat mir die Seiten und die Berichte genannt, in denen entweder ein "das" hätte ein "dass" oder ein "dass" hätte ein "das" sein müssen, und meinte noch, mir diese Frage stellen zu dürfen: "Glauben Sie wirklich, dass allen Redakteuren der Unterschied klar ist?" Nachdem ich ihr versichert hatte, dass das (!) mit Sicherheit der Fall sei, leitete sie zum nächsten Thema über: "Was machen eigentlich die Narben im Gesicht?"
Episode 2: Der Mann ist ein echter Fan des Sports und ruft mich alle paar Wochen an, weil er sich beim Lesen der Sportseiten wieder mal gedacht hat, dass es dort den einen oder anderen Aspekt gibt, der einer genaueren Beleuchtung bedarf, weil auch diese Sichtweise nicht ganz uninteressant sein dürfte. "Die armen Schiedsrichter können einem manchmal echt leidtun, weil sie immer als Sündenböcke herhalten müssen, wenn eine unserer Mannschaften wieder mal verloren hat", sagte er und meinte, dass er bei diesem Gedanken auf diese Idee gekommen ist: "Sie könnten doch mal einen Bericht in die Zeitung setzen darüber, was diese Tätigkeit alles so an Belastungen beispielsweise durch das viele Reisen oder den psychischen Druck mit sich bringt. Beispielsweise wenn ich mir vorstelle, dass viele Schiedsrichter ja auch im Ausland bei Länderspielen oder in der Champions League zum Einsatz kommen, dann fällt es mir leichter, Nachsicht bei der einen oder anderen Fehlentscheidung zu haben." Wenige Sätze später waren wir uns dann einig, dass wir beide den Tod von Dieter Hildebrandt als großen Verlust für das Kabarett in unserem Land ansehen.
Episode 3: Und dann gibt es noch die Leserin, die immer wieder das Thema hinter dem Thema findet und sich deswegen jedes Mal bei mir meldet, weil ihrer Meinung nach die wahren Ursachen erkannt und dann bekämpft und beseitigt werden müssen, damit sich etwas ändert und die Menschen endlich zu Verstand kommen. Dass sie eine durch und durch ökologische und in diesem Sinn eine alternative Weltanschauung hat, muss ich vermutlich nicht betonen, weshalb ich sie (sonst nur im Stillen) meine "grüne Löwin" nenne. Diesmal war es der Artikel "Sachsen von Diabetes am schlimmsten betroffen", der ihr Blut in Wallung gebracht hat. Das Fazit ihres Kommentars fand ich klasse: "Und um mal die rosarote Brille endlich abzusetzen oder es eben nicht durch die Blume zu sagen, sage ich es allen frei heraus: Steh' auf, bewege Deine Beine und hör auf, alles sinnlos in Dich hinein zu stopfen. Andernfalls musst Du Dir vorwerfen lassen, dass Du die Pharmaindustrie noch reicher machst." Ein falsche Ernährung mit viel zu viel Zucker und viel zu viel Fleisch sowie anderen Lebensmitteln, bei denen der Körper bei der Verarbeitung ohnehin schon große Probleme hat, und viel zu wenig Bewegung sind ihrer Ansicht nach die wahre Ursachen für die hohe Zahl der an Diabetes leidenden Menschen. Gedacht habe ich: Wasser auf meine Mühlen bei dem Versuch, andere dazu zu motivieren, über ein gesünderes Leben nachzudenken. Gesagt habe ich: "Wir könnten doch mal einen fair gehandelten Kaffee miteinander trinken und über eine gemeinsame Strategie sprechen."
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