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Neues Gesetz soll Lichterglanz regeln

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Schon seit vielen Jahren ärgere ich mich nicht mehr darüber, dass bereits im Spätsommer in den Regalen der Supermärkte die ersten Weihnachtsartikel auftauchen oder schon Wochen vor dem ersten Advent der weihnachtliche Kitsch die Schaufenster beinahe aller Läden bestimmt. Denn irgendwann habe ich begriffen, dass die Menschen offensichtlich kriegen, was sie haben wollen, denn wenn niemand dieses Zeug schon im September kaufen würde, dürfte es laut der Gesetze des Marktes dieses Angebot gar nicht geben. Also rege ich mich nicht mehr darüber auf; so wie ich das Dschungelcamp und Dieter Bohlen als unvermeidbare Übel unserer Zeit zu akzeptieren gelernt habe. Heute aber bin ich wieder einmal ins Grübeln verfallen, weil mich eine Leserin angerufen und mir ihr Leid geklagt hat, wobei sie sich, was ich nicht verschweigen möchte, ihrer Gefühle nicht geschämt hat.

"Gestern war doch Totensonntag", sagte sie zu Beginn und erzählte weiter: "Ich war auf dem Friedhof und habe die Gräber meiner Familienangehörigen besucht. Wie immer hat mich das sehr berührt, und allein mit mir und meiner Trauer bin ich dann nach Hause gegangen, als ich sah, was ich bereits Tage zuvor registriert hatte, aber jetzt erst recht nicht glauben konnte und wollte." An dieser Stelle machte sie eine etwas längere Pause, holte tief Luft und sprach: "Fast in und an jedem Haus, in den Fenstern und in den Gärten lauter Lichterketten, Schwibbögen und beleuchtete Weihnachtsbäume. Haben diese Menschen kein Ehr- oder Schamgefühl? Andere trauern um ihre Lieben, sie erfreuen sich am Lichterglanz. Ich finde das einfach entsetzlich pietätlos." Sie wisse ganz genau, dass man diese Zeitgenossen vermutlich niemals ändern wird und dass auch ich mit Sicherheit kein Patentrezept dagegen habe, aber sie habe mich einfach anrufen müssen, weil sie ihrem Unmut wegen dieser Taktlosigkeit von der Seele reden wollte. "Und ich habe hier einen Artikel in der Hand, er ist zwar schon sechs Jahre alt, aber gehört zu denen, die ich mir aufgehoben habe", sagte sie noch und zitierte die Überschrift und die Unterzeile eines Berichts vom 29. November 2007: "Auch Silvester künftig einige Tage früher? - Immer mehr Erzgebirger weichen von Traditionen ab". Ob wir diesen oder einen ähnlichen Bericht nicht noch einmal in die Zeitung setzen können, formulierte sie noch eine abschließende Bitte. Ich habe ihr versprochen, die Kollegen in der Redaktion von ihrem Anliegen zu berichten, bevor ich mich dann für den Anruf und das Gespräch bedankt und anschließend verabschiedet habe. Und dann begann mein Grübeln, an dessen Ende ich mir selbst die Frage stellte: Warum eigentlich nicht?

Mit vielen Gesetzen wird der Mensch in unserem Land bereits seit Jahren dazu gezwungen, scheinbar verantwortungsvoller mit der Umwelt umzugehen und sich bewusster gegenüber der Verschwendung von Energie und Ressourcen zu verhalten; ich erinnere nur an das Dosenpfand oder die Abschaffung der Glühbirnen. Beispielsweise will die Europäische Union demnächst Staubsauger ab einer bestimmten Leistung verbieten, weil sie als Energiefresser gelten und eigentlich gar nicht notwendig sind. Nun möchte ich dieses Gesetz auf den Weg bringen: Mit Strom betriebene Weihnachtsdekorationen dürfen erst ab dem Montag nach Totensonntag in Betrieb genommen werden. Und dann ist mir auch noch eingefallen, dass in der Woche vor dem Jahreswechsel die Knaller und Raketen nur an den letzten drei Werktagen verkauft werden dürfen; vermutlich um die Menschen vor Schäden und Belästigungen zu schützen. Weshalb ich die Frage jetzt in den Raum stelle: Warum gibt es nicht endlich ein Gesetz, dass den Verkauf von Schokoweihnachtsmännern (und ähnlichem Süßkram mit weihnachtlichen Verzierungen) auf eine möglichst kurze Zeitspanne unmittelbar vor dem Fest beschränkt? Oder den Nikoläusen eine Bauchbinde (wie bei Zigarettenschachteln) verpasst, auf der vor der Konsequenzen durch einen Genuss dieses Lebensmittels gewarnt wird? Vielleicht sogar mit zusätzlichen Schockbildern?

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