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Mitten in der Nacht kam die Erkenntnis

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Das nur als Information, ich möchte nach dem Blogeintrag von gestern dazu sonst nichts mehr schreiben: Auch heute haben mir wieder Leser als Reaktion auf das Coming-Out von Thomas Hitzlsperger ihre rigoros ablehnende Haltungen gegenüber der  Homosexualität am Telefon mitgeteilt oder sie per Mail geschrieben; ich nehme sie alle nur noch zur Kenntnis, und deswegen soll meine Arbeit wieder ihren gewohnten Gang gehen, und dazu gehört am letzten Arbeitstag in der Woche mein Rückblick auf das, was ich als "Randnotizen" in meinen Kurzprotokollen kennzeichne, damit diese Unterhaltungen freitags an dieser Stelle zumindest kurz erwähnt werden. Diese waren es in dieser Woche:

Episode 1: "Anfang der Woche ist in einem großen öffentlichen Gebäude in Sachsen eine Bombe explodiert. Dabei gab es viele Tote und Verletzte. Da es sich um einen Sprengstoffanschlag mit einem terroristischen Hintergrund handelt, haben die staatlichen Stellen von Polizei, Geheimdiensten und Staatsschutz beschlossen, diese grausame Tat vorerst geheim zu halten und haben eine Informationssperre verhängt. Bitte recherchieren Sie dazu, ich möchte dazu morgen etwas in der Zeitung lesen", sagte ein Mann, der sich nicht vorgestellt hatte, und legte sofort wieder auf. Außer dass ich mich vorgestellt hatte, war ich nicht zu Wort gekommen; vorsichtshalber habe ich, so viel Unsicherheit hat sich doch in mir breit gemacht, die Kollegen in der Nachrichtenredaktion darüber informiert. Gelesen habe ich am nächsten Tag nichts darüber.

Episode 2: "Walter Ulbricht war nie Regierungschef der DDR", sagte ein Leser und fügte hinzu: "Zuerst war er jahrelang nur stellvertretender Ministerpräsident und dann Staatsratsvorsitzender." Nach dieser Information war mir dann die Frage gestattet: "Und warum erzählen Sie mir das?" Er habe den Artikel auf der Titelseite der Wochenendbeilage mit der Überschrift "Die Trödel-Kings" gelesen, und da würde es in der Bildinformation heißen, dass mitten im alten Chic auch Walter Ulbricht, der einstige DDR-Regierungschef, noch lächeln dürfe; und dies sei falsch. Ich habe mich für den Hinweise bedankt und wollte mich bereits verabschieden, als der Anrufer noch diesen Satz sagte: "Nur für Sie zur Information: Ich bin ein Wessi."

Episode 3: "Mir sind die Lesermeinungen über die neue Verteidigungsministerin nicht mehr aus dem Kopf gegangen; sie wissen schon, was ich meine, es ging darum, dass das Männer waren und dass sie einer in militärischen Angelegenheiten unerfahrenen Frau dieses Amt nicht zutrauen", leitete ein Anrufer das Gespräch mit mir ein und bereitete den eigentlichen Grund seines Anrufs mit dieser Feststellung ein: "Heute Nacht konnte ich mal wieder nicht schlafen, und als ich da so im Bett lag und grübelte, kam mir plötzlich die Erkenntnis." Mit diesem Hinweis hatte er es tatsächlich geschafft, dass ich neugierig wurde und mit Spannung darauf wartete, was der Inhalt seiner Erleuchtung war. Er hat sie mir verraten: "Das war ein wirklich kluger Schachzug der Kanzlerin, denn wissen Sie was: In der arabischen Welt verhandeln die Männer an der Spitze der Regierungen doch nicht mit Frauen, das verbietet doch ihr muslimischer Glaube." Weil ich nicht so richtig nachvollziehen konnte, was er damit meint, habe ich nachgefragt und bekam eine Erklärung als Frage formuliert mit diesem Wortlaut: "Haben sie sich eigentlich schon mal gefragt, warum diese Dame aus den USA, diese kleine Blonde, Sie wissen schon, wen ich meine, mir fällt der Name grad nicht ein, mit ihrer Friedenspolitik im Nahen Osten gescheitert ist und warum sie sich dort so selten hat blicken lassen?"

Episode 4: "Ihre Reporter sollten mal sauberer recherchieren und korrekter formulieren, denn es kann doch nicht sein, dass ich in dem Artikel lesen muss, dass das Treffen der Grünen in Erfurt stattgefunden haben, wobei es in Wirklichkeit in Weimar war", beklagte sich eine Leserin bei mir und verlangte eine Richtigstellung. Wie immer bei solchen Beschwerden wollte ich mir zunächst den Artikel aufrufen, in dem der vermeintliche Fehler zu finden sei, weshalb ich die von der Anruferin genannten Wörter in die Suchmaske des Archivs für die vergangenen Tage eingab; keine Treffer. Also bat ich die Leserin um weitere Angaben wie beispielsweise Namen von Politikern, die in dem Bericht erwähnt wurden. Die Suche mit diesen Parametern kam zum gleichen Ergebnis: Keine Treffer. Weil die Leserin den Bericht ausgeschnitten hatte, konnte sie mir auch keine Seitenzahl nennen, weshalb ich sie darum bat, mir die Überschrift vorzulesen. Genau diese Worte in dieser Reihenfolge und mit Anführungsstrichen versehen habe ich in die Suchmaske eingegeben; dann braucht das System länger für die Suche, aber etwa 20 Sekunden später kam diese Meldung: Keine Treffer. Das habe ich der Frau gesagt, die mir antwortete: "Langsam verliere ich wirklich die Geduld." Wenn ich mir gar nicht mehr zu helfen weiß, greife ich zu diesem Mittel: Ich habe die Überschrift in Nachrichtensuche der Suchmaschine im Netz eingegeben, und das Wunder geschah: Ein Treffer, nur ein einziger. Die Quelle habe ich der Anruferin vorgelesen, sie reagierte darauf mit einer Frage: "Bin ich nicht beim Neuen Deutschland gelandet?"

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