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Wer die Ampel wirklich verhindert hat
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Eigentlich eher selten erwischen mit Leser am Telefon völlig auf dem falschen Fuß, aber heute ist es auf eine Weise passiert, die mich nachdenklich gestimmt hat. Die Frau in der Leitung hatte meine Kolumne "Protest erwünscht" gestern auf der Seite Leserforum gelesen, und wusste auch, weil sie gelegentlich meinen Blog lese, wie sie betonte, um meine Affinität für gesunde Lebensweisen und bewusste Ernährung. Dann machte sie eine Pause - bedeutungsschwer wäre eine treffende Beschreibung für diese drei oder vielleicht auch vier Sekunden - und fragte mich: "Wissen Sie eigentlich, warum es in Deutschland nicht die Ampelkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen gibt?" Und ich gestand: "Keine Ahnung", was mir innerlich als Offenbarungseid vorkam.
Zu meiner Ehrenrettung möchte ich aber erklären, dass ich natürlich weiß, dass es vor etwa sechs Jahren in Deutschland eine Diskussion (auch im Bundestag) gab und dass die Grünen eine gesetzliche Verpflichtung zur Kennzeichen von Lebensmittel mit der Ampel - also ein leicht verständliche Darstellung des Gehalts an gesundheitsrelevanten Nährstoffen wie beispielsweise an Fetten, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz - gefordert hatten, aber im Parlament mit dieser Initiative gescheitert waren. Damit erschöpfte sich mein Wissen fast, was mir ein gewisses Unbehagen bereitete, weil ich nicht wusste, welche Fraktionen mit welchen Begründungen die Einführung der Ampel abgelehnt und wie die Reaktionen unter anderem von Verbraucherschutzorganisationen dazu ausgesehen hatten. Nun konnte ich mich diese Informationen natürlich nicht innerhalb weniger Sekunden während diese Gesprächs mit der Leserin beschaffen, aber das störte sie nicht weiter, weil es bei dem Grund für ihren Anruf darum gar nicht ging. Darüber hinaus, obwohl sie sich zunächst deswegen gewundert hatte, verzieh mir die Frau in der Leitung auch, dass ich ohne Fernsehgerät lebe und deswegen auch diese eine Sendung von "Hart aber fair" nicht gesehen hatte, in der es um das Thema "Wenn die Industrie Kinder mit Zucker anfixt" ging.
Dann sagte sie diesen Satz: "Niemand, wenn man von den Vertreter der Parteien und den Abgeordneten einmal absieht, zweifelt auch nur ansatzweise daran, dass die Lobbyarbeit der großen Lebensmittelkonzerne, die natürlich überhaupt kein Interesse an einer solchen Ampel haben, deren durch ein Gesetz verpflichtende Einführung dafür verantwortlich war, dass es diese Kennzeichnung der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln in Deutschland nicht gibt." Ich habe der Anruferin nicht widersprochen; im Gegenteil: Mein Bauchgefühl signalisierte mir, dass sie zu hundert Prozent damit recht hat.
Damit aber waren das Thema ebenso wenig wie das Gespräch beendet, denn wir haben noch darüber gesprochen, was diese Erkenntnis jetzt bedeutet und welche Konsequenz man daraus ziehen sollte; und zwar vor allem jenseits der Tatsache, dass man selbst sich gesund ernährt und eine solche Ampel nicht unbedingt für den eigenen Einkauf bräuchte. Bei der nächsten Wahl die richtige Partei wählen? Einer Organisation beitreten, die sich für die Rechte der Verbraucher und ihren Schutz vor schädlichen Einflüssen der Industrie oder mit Nachdruck gegen den Einfluss der Lobbyisten in der Politik engagiert? Den regionalen Bundestagsabgeordneten anrufen und ihm den Marsch blasen? Und dann kam, was kommen wusste, irgendwie hatte ich es während des Gesprächs die ganze Zeit über gespürt, denn die Anruferin fragte: "Ist es nicht eine der Grundaufgaben einer Zeitung, die Entscheidungen der Politik zu hinterfragen und nicht locker zu lassen, bis deren wahren Ursachen ans Licht kommen?" An dieser Stelle machte die Frau eine Pause, bevor sie weitersprach: "Und ist es nicht paradox, dass die Lobbyisten der Lebensmittelindustrie mit ihrer Arbeit erfolgreich sind, obwohl die Menschen in unserem Land die Leitragenden sind?"
Ich muss nun erst in Ruhe darüber nachdenken, welche Konsequenz ich selbst aus diesem Gespräch ziehe.
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