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Das Schwein, die Eule und der Lanz

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In den Randnotizen zu den Gesprächen mit Lesern in dieser Woche geht es wieder mal nicht um die großen Themen und die kontroversen Diskussionen, sondern um die kleinen, aber manchmal für mich besonders aufschlussreichen Bemerkungen und Hinweisen von Anrufern, die ich nicht unter den Tisch fallen lassen möchte, weshalb sie jetzt hier zu lesen sind:

Episode 1: "Es geht mir um den Artikel über die Schweinzucht", sagte ein Mann in der Leitung, und ich machte mich, von der Vorfreude darauf erfüllt, dazu bereit, mit einem weiteren Anrufer über die Reportage "Die Sattmacher" zu sprechen und mich darin bestätigt zu fühlen, in den Bemühungen, unentwegt und ausdauernd die Massentierhaltung anzuprangern, nicht nachzulassen. Als nächstes hörte ich aber dies: "Darin steht, dass die Preise für Schweinfleisch stark gesunken sind, aber das stimmt nicht, denn mittlerweile bezahle ich mehr als drei Euro für das Kilo Hackepeter."

Episode 2: Geärgert hat sich auch dieser Leser über einen Artikel:  "Wenn Sie in der Schlagzeile schreiben, dass mehr als 130 Todesfälle seit der Wende noch nicht aufgeklärt worden sind beziehungsweise in Sachsen 16 Prozent der Tötungsdelikte ungelöst bleiben, dann regt mich das über alle Maßen auf", erboste sich der Mann, während ich ihm im Stillen zustimmte, denn beim Lesen das Artikels fand ich diese Information auch eher alarmierend. Als nächstes hörte ich aber dies: "Wenn können Sie nur die Polizei in ein so schlechtes Licht rücken, können Sie nicht einfach mal schreiben, wie toll es ist, dass so viele Morde aufgeklärt werden konnten?"

Episode 3: "Ich habe hier ein Gemälde vor mir, ich habe es selbst gemalt, das Motiv ist die Sperbereule, natürlich ist sie gerade in der Luft und fliegt", erzählte mir eine Anruferin, während mir dabei dunkel in Erinnerung kam, dass auch "Freie Presse" vor etwa zwei Wochen unter der Überschrift "Die Eule ist der Star" über den für die Region seltenen Vogel ausführlich und mit großem Foto berichtet hatte. Dies war das Anliegen der Frau in der Leitung: "Gegen ein geringes Honorar können Sie es gern fotografieren und in Ihrer Zeitung veröffentlichen." Ich wollte die Hoffnung der Anruferin nicht sofort im Keim ersticken, weshalb ich zunächst ein paar Fragen gestellt habe, unter anderem diese: "Waren Sie auch vor Ort oder nach welcher Vorlage haben Sie die Sperbereule gemalt?" Wenige Sekunden später habe ich die Unterhaltung dann beschleunigt zum Ende gebracht, nachdem ich diese Antwort gehört hatte: "Vorlage war für mich das Foto in der Zeitung." Nur leider war es nicht die "Freie Presse", sondern die ...; und das geht gar nicht.

Episode 4: "Sind Sie ein kompetenter Gesprächspartner, wenn es um Markus Lanz geht?", wollte ein Anrufer von mir wissen. Und ich habe geantwortet: "Nein." Der Mann machte eine kurze Pause, bevor er die nächste Frage stellte: "Haben Sie eine Meinung zu Markus Lanz und zu dem Eklat, über den auch Ihre Zeitung heute berichtet?" Und ich habe geantwortet: "Nein." Für die nächste Frage braucht er keine Vorbereitungspause: "Haben Sie wenigstens den Artikel gelesen und wissen Sie, um was es geht?" Und ich habe geantwortet: "Nein." Der Ton meines Gesprächspartners wurde etwas energischer, als er eine vierte Frage formulierte: "Wie kann das sein, Sie sind doch Leserobmann, interessiert Sie dieser Skandal etwa nicht?" Und ich habe geantwortet: "Nein." Nun gab es wieder eine kurze Unterbrechung, bevor der Leser wieder mit gemäßigter Stimme mir seine letzte Frage stellte: "Dann können Sie mir wohl tatsächlich nicht weiterhelfen, oder?" Und ich habe geantwortet: "Ich verbinde."

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