Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Schlager mögen und Hip-Hop verstehen

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

An ungewöhnliche und vor allem unkonventionelle Vorschläge zur Verbesserung der Zeitung habe ich mich längst gewöhnt, und ich finde diese konstruktiven Hinweise wirklich gut, weil sie mir beweisen, dass die Leser sich mit den Inhalten von Berichten und Reportagen auseinandersetzen und sich unter anderem Gedanken machen darüber, wie man die Texte verständlicher machen kann, wenn es um eine manchmal doch komplizierte Materie handelt. Heute gab es wieder einen solchen Vorschlag, und wie immer habe ich, um ihn auf seine Effizienz und seine Chance, auch von den Kollegen in der Redaktion auch aufgegriffen zu werden, einen Selbsttest macht. Aber der Reihe nach:

"Ich bin schon 73, aber ich möchte trotzdem gern verstehen, was die jungen Leute heute so alles interessiert", sagte die Anruferin und fügte hinzu: "Und weil ich die Zeitung täglich von vorne bis hinten durchlese, habe ich da manchmal ein Problem." Gerade wenn es um die Musik gehe, für die sich die jüngeren Generationen interessieren, sie selbst aber gar nicht, weil ihr Herz nun mal besonders für den Schlager und die Volksmusik schlage, werde sie immer mit Fragen konfrontiert, wenn sie solche Artikel lese und die vielen Fachbegriffe einfach nicht verstehe. "Deshalb habe ich mal eine Anregung", erzählte sie weiter und wurde konkret: "Was halten Sie von der Idee, dass sie bei ausgewählten Artikel vor allem auf der Kulturseite so eine Art Glossar neben den Bericht stellen, in dem sie die verwendeten Fachtermini mal erklären." Um diesen Vorschlag vielleicht etwas besser einordnen zu können, bat ich die Frau in der Leitung mir doch mal einen  Artikel zu nennen, bei dem sie sich beim Lesen eine Erklärung des einen oder anderen Wortes gewünscht hätte. Darauf war sie vorbereitet, gewundert hat mich das nicht, und sie nannte mir diesen Bericht: "Crystal Meth aus Brandenburg" über das Berliner Rap-Duo Zugezogen Maskulin gestern auf der Kulturseite der "Freien Presse".

Ich habe mich für das Gespräch bedankt und der Leserin versichert, ihren Vorschlag an die Kollegen in der Redaktion weiterzugeben. Dann habe ich mir den Artikel durchgelesen und darauf geachtet, welche Begriffe ich entweder nicht kenne oder ihre Bedeutung in diesem Zusammenhang nicht verstehe. Betonen möchte ich, dass ich mir große Mühe gegeben habe und nicht leichtfertig mein Urteil gefällt habe, und dass ich mich freue, weil es so viele, wie ich erwartet hatte, gar nicht waren.

Bei folgenden Wörtern hätte ich entweder das Lexikon beziehungsweise die Suchmaschine hinzuziehen müssen oder mir bei den Fachredakteuren eine Erklärung für deren Bedeutung in diesem Kontext holen müssen: "skurrilen Beats" und "krude Beats",  "avantgardistisch dräunendem Sound-Dunkel", "finsterer Dystopie" sowie  "Berliner-Hipster" und "Berliner-Battlerap". Der eigentliche Grund für diesen Blogeintrag aber ist dieser: Eine 73-jährige Leserin, die Volksmusik und Schlager mag, hat diesen Artikel von vorne bis hinten durchgelesen und hat bei keiner Zeile und bei keinem Absatz über ein Aussteigen nachgedacht; ich habe sie extra danach gefragt. Dafür gebührt ihr meine Hochachtung. Warum? Mein Tipp: Einfach mal lesen.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.