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Ein Foto und die Frage: Was sieht man?
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Mit einem 91-jährigen Leser habe ich heute eine Viertelstunde lang über den Artikel "Junger Christ im rechten Licht?" (gestern auf der Seite Sport) diskutiert. Dem Mann ging es allein um die Frage, ob man das Wort "arisch" oder das Substantiv "Arier" in unserer Zeit noch verwenden darf, ohne dadurch zumindest den Verdacht zu erwecken, Anhänger einer rechtsradikalen Gesinnung zu sein. Der Anrufer sagte, das müsse zulässig sein; er blieb bis zuletzt bei seiner Meinung. Ich widersprach, zu sehr würden diesen Begriffe an Naziregime erinnern; ich wich davon auch keinen Millimeter ab. Zum Hintergrund: Ein CFC-Fußballer hatte ein Video, das ihn mit einem Bierglas bei einem Spiel zeigt, in dem halbe Liter auf Ex getrunken werden, auf sein Facebook-Profil gestellt und in der Videobotschaft einem "deutschen arischen Freund" gedankt, was natürlich für viel Aufregung gesorgt hatte.
Der Anrufer wollte jedoch keine Lanze für den Jungprofi brechen, weil er ihm zum einen nicht unterstellen wollte, die wahre Bedeutung des Wortes "Arier" nicht zu kennen, und zum anderen, nicht gewusst zu haben, welche Rolle dieser Begriff in der deutschen Geschichte durch den Missbrauch der Nazis während des Dritten Reichs gespielt hatte. Der Mann meinte: "Innerhalb der Ethnologie handelt es sich aber um einen Fachbegriff, der zwar unterschiedlich gebraucht wird, aber dabei in allen Fällen nichts mit der pseudowissenschaftlichen Rassentheorie der NS-Diktatur zu tun hat." Deshalb müsse, betonte der Anrufer, auch in Deutschland die öffentliche Verwendung dieses Begriffs möglich sein.
Meine Meinung dazu: Diese Wörter sind für alle Zeit geächtet und dürfen in keiner Weise mehr gebraucht werden; die Völkerkundler müssen sich um einen Ersatz bemühen.
Weil ich an dieser Stelle ehrlich sein will, möchte ich gestehen, dass ich von diesem Gespräch hier nicht berichtet hätte, wenn nicht ein anderes Thema mich seit gestern (viel mehr noch) beschäftigt. Das Gespräch mit dem 91-Jährigen sollte jetzt als Einleitung für eine Kritik von mehreren Lesern an dem Bericht "Unter Hypnose" (mit dem Foto, das Dave Gahan in Aktion zeigt) über das Konzert von Depeche Mode in Dresden dienen. Und die Frage in den Raum stellen: Sind wir manchmal zu kritisch und sehen, weil es diese schrecklich Zeit in unserer Vergangenheit gegeben hat, verwerfliche Dinge, wo keine sind? Denn die Leser behaupten, "Freie Presse" habe es mit dem Abdruck des Fotos unterlassen, die Darstellung einer rechtsradikalen Gesinnung zu unterbinden und bezeichneten dies unverantwortlich. Ich sage ganz eindeutig: Nein, das haben wir nicht. Oder?
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