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Es wird sehr feucht und Besuch der Kirche

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Sonntag Morgen, mein natürlicher Wecker arbeitet zuverlässig, 6 Uhr beginnen die Vögel mit ihrem Konzert. 
Ich habe sehr geschwitzt in der Nacht, denn mein als Bettdecke genutztes Laken bedeckte ich vorsorglich mit zwei dünnen Regencapes. Das Riedgrasdach meines Bungalows hält dem starken Regen nicht mehr Stand. Wie wird es den Menschen in ihren Hütten ergehen, frage ich mich beim Klang einzelner Tropfen auf mein Kopfkissen, welches ich mit meinem Badetuch abgedeckt habe. Ab und an schrecke ich zusammen, wenn ein Tropfen direkt auf meinen Kopf fällt. Montag wird eine Plane für mein Dach gekauft, tröste ich mich.
Mit einer Gruppe aus Tschechien besuche ich die dörfliche Gospelkirche. Kirchenglocken, handbetrieben mit einem Eisenschwengel auf einen Reifen aus Eisen oder auf eine Autofelge geschlagen, rufen bereits seit dem frühen Morgen zum Gebet. Die Fahrt mit dem Auto zur Kirche ist heute nicht so einfach, da die Regengüsse der letzten Tage die Flutebene so nach und nach auffüllen. Zum Glück haben wir Marcus dabei, der zwar nicht Auto fahren kann und rechts mit links genauso wie männlich und weiblich verwechselt, er kennt aber die Flutebene wie seine Westentasche. 
Wir werden vor der Kirche bereits erwartet und lautstark mit Gesang begrüßt. Freudiger Gesang wechselt sich mit Gebeten und einer kurzen Predigt ab. Der eigentliche Inhalt der Predigt, die Frau ist nach wie vor dem Manne untertan, hat den Mann mit gutem Essen bei guter Laune zu halten und immer für ihn dazu sein. Nur so am Rande wird erwähnt, dass der Mann auch Achtung vor der Frau haben muss. Aus meiner Erfahrung hier in der Kavangoregion ist es für den Mann ein Leichtes seine Frau für immer zu verlassen und nicht für seine Kinder zu sorgen. Oft stehen die Frauen ganz allein da. Nicht selten lassen sie dann die Kinder bei der Großmutter zurück um auf Arbeitssuche zu gehen. Nur einmal im Jahr während der Weihnachtszeit kommen sie für maximal einen Monat zu ihrer Familie zurück. Die Großmutter ist es gewohnt sich mit ihren Enkeln oder auch Urenkeln durchs Leben zu kämpfen. Wenn das Essen nicht ausreichend ist, verzichtet sie lieber zu Gunsten der Kinder. 
Ein Mitarbeiter der Lodge aus dem Ovamboland berichtet mir, dass er sein gesamtes Januargehalt von 1500 N$ für seine Schulkinder ausgegeben hat. Er habe in der Kavangoregion 4 Kinder und zu Hause im Ovamboland 5 Kinder. Nun sei es wirklich genug, er habe genügend Schwierigkeiten. Für mich ist er eine Ausnahmeerscheinung, da er sich um seine Kinder kümmert. Er hat aber das Glück für freie Kost und Logie in der Arbeiterunterkunft der Lodge zu wohnen.
Nach der Kirche fahre ich mit Valerie und Marcus zu einigen Familien. Die Gewitterstimmung hat zugenommen. Teilweise muss Marcus aus dem Auto steigen und die großen Wasserlachen testen, ob wir mit dem Auto durchkommen. Eine Großmutter, die sich nur um 4 Waisenkinder zu kümmern hat, freut sich sichtlich über eine tolle Patchworkdecke aus unserer Handarbeitsgruppe. Des weiteren habe ich Nahrungsmittel und getragene Kleidung dabei.
Der Sonntag, hier in Namibia arbeitsreich für mich wie jeder Wochentag, neigt sich mit einem ergreifenden Sonnenuntergang dem Ende zu. Ein Kuckuck hat sich vermutlich verflogen, er scheint diese Nacht unterm Dach im Restaurant schlafen zu wollen. Vielleicht ist es auch der Jungvogel, den ein Paradiesfliegenfängerpärchen großgezogen hat. Der Paradiesfliegenfänger ist ein winziger Vogel mit sehr langem Schwanz, das Männchen hat vielleicht die drei- bis vierfache Länge des kleinen Körpers. 
Danke für den Tag.


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