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Hund und Mensch, da geht (doch) noch was

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Es gab mal eine Zeit, da gehörte diese Vorstellung zu meinen ganz persönlichen Alpträumen: Vor mir steht die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, wir schauen uns tief in die Augen und wissen um die Magie dieses Augenblicks, und während wir diesen Zauber genießen, uns schweigend anlächeln, wandert mein Blick (unter anderem) zu ihrer rechten Hand und ich erstarre: Was ist das? Der Schock fährt mir bis in die äußersten Winkel meiner körperlichen Existenz, weil ich erkenne, was die Frau meiner Träume dort in der Hand hat: Eine Hundeleine, und am anderen des Stricks wedelt ein Vierbeiner der Rasse "Undefinierbar" nicht etwa vor Freude mit dem Schwanz, sondern schaut mich grimmig an, ein leises Knurren entfährt seiner Schnauze, seine Zähne sind sichtbar, und ich weiche zurück, weil ich befürchte, gleich angesprungen zu werden. Was ich damit sagen möchte: Ich mag Katzen. Und das bedeutet: Bellenden Hunden begegne ich mit größtem Respekt. Warum ich das erzähle? Darum:

"Ich möchte Ihnen gern mal einen Fernsehbeitrag ans Herz legen", sagte mir eine Leserin und hörte, weil ich bei solchen Anliegen eventuellen Hoffnungen gleich den Nährboden entziehen möchte, dies von mir als erste Reaktion darauf: "Tut mir furchtbar leid, aber ich habe keinen Fernseher." Offensichtlich empfand die Frau in der Leitung dies als Aufforderung, ein etwas lockeren Gesprächston anzuschlagen, denn sie erwiderte: "Wo leben Sie denn, guter Mann, natürlich können sie den Film im Internet anschauen." Also schwieg ich erst mal vorsichtshalber und ließ mir den Grund für den Anruf erklären: "Ich habe gerade in der Zeitung gelesen, dass im vergangenen Jahr in Sachsen 60 Postboten von Hunden gebissen worden sind und dass das zehn weniger als im Jahr zuvor gewesen seien." Innerhalb weniger Sekunden hatte ich mir die Nachricht auf der Seite Sachsen auf den Bildschirm des Computers geholt und erfuhr darüber hinaus, dass die Verletzungen der Zusteller von einem kleinen Zwick bis zu schweren Bisswunden gereicht hatten. Das war aber nicht der Anlass dafür, dass die Anruferin meine Nummer gewählt hatte. Den erfuhr ich dann:

"Vielleicht können Sie oder einer ihrer Kollegen sich diese TV-Reportage man anschauen und dann einen Artikel mit einem ähnlichen Inhalt in die Zeitung setzen, weil ich davon überzeugt bin, dass beide Seiten, der Postbote und der Hundehalter, gleichermaßen davon lernen können, damit solche Situationen nicht mehr so häufig vorkommen", erklärte mir die Leserin und nannte mir den Fernsehbeitrag: Er trägt den Titel "Die Hundeflüsterin" und kann in der Mediathek des ZDF angeschaut werden. Und ein kleines Wunder geschah, ich war selbst überrascht davon: Nachdem ich mich für diesen Hinweis bedankt und mich verabschiedet hatte, habe ich mir den Beitrag aufgerufen und die ersten zehn Minuten - weil ich nicht weiß, ob mein Chef meinen täglichen Blog liest - davon gleich hier im Büro angeschaut, den Rest auf den Feierabend verschoben und war erstaunt: Auch Hunde können Neurosen oder "Ticks" haben, die man durchaus heilen kann, während man als Mensch nicht der Willkür des Tiers ausgesetzt sein muss, um solche heikle Begegnungen ohne Schaden zu überstehen. (Übrigens: Das war ein Fernsehtipp, der erste nach 656 vorangegangenen Blogeinträgen ohne einen.) Also werde ich jetzt versuchen, die Sendung auf DVD zu bekommen, damit ich die Scheibe immer bei mir tragen kann, weil ich nicht weiß, ob die Frau meiner Träume nicht eines Tages vor mir steht und eine Hundeleine in der Hand hat. Denn dann werde ich, das Bellen selbstbewusst ignorierend, ihr die Scheibe reichen und sagen: "Hast Du heute Abend schon was vor?"

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