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Scheiden tut weh, mal mehr, mal weniger

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Um die zunehmende Politikverdrossenheit, um einen Rekord bei den Aprilscherzen und um geschiedene Eheleute geht es heute in meinem Rückblick auf die kleinen, aber feinen Randnotizen in meinen Kurzprotokollen der Gespräche mit Lesern am Telefon seit vergangenem Montag.

Episode 1: "Am Wochenende habe ich mit den Nachbarn in der Gartensparte darüber geredet, gestern Abend beim Stammtisch mit den Kollegen", sagte ein Leser zu Beginn und kam sofort, weil ich ihn angesichts der Tragweite seiner Meinungsbildung auch nicht unterbrochen habe, zur Sache, denn dies war seine Botschaft für mich: "Wir alle werden zu keiner Wahl mehr gehen, weil die Leute im Bundestag mit der neuesten Erhöhung ihrer Diäten eindeutig eine Grenze überschritten und damit zu weit gegangen sind." Gern hätte ich an dieser Stelle, weil ich dieses Thema "Nichtwähler und die Gründe für ihre Entscheidung" für höchst interessant halte und ich eine ganze Liste an Gegenargumenten habe, mit dem Mann darüber diskutiert, aber das ging leider nicht, denn ich hörte nur noch einen weiteren Satz: "Uns war jetzt wichtig, dass die Presse das erfährt. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."

Episode 2: Vor zwei Wochen habe ich unter der Überschrift "Für mich eine Frage des Respekts" hier darüber berichtet, dass mehrere Leser meine Nummer gewählt hatten, weil sie auf der Titelseite der "Freien Presse" den Artikel "Der Hang zum Klang - Wie Eltern auf die Namen für ihre Kinder kommen" gelesen hatten und mit mir darüber reden wollten, weil sie einen Sohn mit dem Namen Kevin haben. Denn in dem Artikel waren diese beiden Sätze zu lesen gewesen: "Auf den guten Klang achteten eher die Bildungsbürger. Eltern mit einfacher Bildung ist heute wichtiger als früher, dass ihre Kinder mit dem Namen nicht diskriminiert werden - über Kevin und Chantal ist wohl doch zu oft gelacht worden." Dass ich mit den Anrufern nicht diskutiert habe, gerade weil mir dies der Respekt gebietet, war mir damals hier im Blog wichtig gewesen; dazu stehe ich auch heute noch. Und ich war wirklich froh, dass dieses Thema am Tag nach dem Erscheinen des Artikels zwischen zehn und zwölf keine Rolle mehr gespielt hat. Bis heute um kurz nach elf: "Meine Tochter heißt Chantal", sagte die Frau, die mir am Ende mitgeteilt hat, dass sie in dieser Angelegenheit den Rechtsweg bestreiten und einen Anwalt einschalten wird.

Episode 3: Es gibt einen neuen Rekord zu vermelden: Heute (am 7. März) hat mich ein Leser angerufen und mir einen Vorschlag für einen Aprilscherz in der Zeitung unterbreitet. Das ist acht Tage früher als die bisherige Bestmarke, als vor drei Jahren ein Anrufer zwei Wochen vor dem 1. April die Idee hatte, wir könnten doch mal eine Podiumsdiskussion mit Thilo Sarrazin und Gregor Gysi in einem erzgebirgischen Landgasthof am Sonntagmorgen um 9 Uhr ankündigen und dann schauen, was passiert und wie viele Leute tatsächlich erscheinen. Der Mann heute meinte: "Schreiben Sie am 1. April einfach mal, dass die Entscheidung gefallen ist und dass Investoren aus den Arabischen Emiraten für diese Projekt gefunden wurde, eine Seilbahn vom Steinberg zum Auersberg (Anmerkung: Im Erzgebirge) zu bauen." Der Anrufer hat selbst während des Redens darüber gelacht, was mich zu der Überzeugung gelangen ließ, ihn lieber nicht nach dem Grund zu fragen, um mich als jemanden zu outen, der erst mal die Suchmaschine aktivieren musste, um festzustellen, wo diese beiden Berge auf der Landkarte zu finden sind. Also: Falls mich jemand aufklären möchte, nur zu.

Episode 4: Bis vor das Bundesverfassungsgericht will der Leser ziehen, der mich angerufen hat, weil er sich hat scheiden lassen und es seiner Ansicht nach jetzt bei der Umsetzung des Versorgungsausgleichs eine himmelschreiende Ungerechtigkeit gibt. "Mir ist klargeworden, dass es dieses Unrecht schon lange gibt, aber noch niemand es offensichtlich bemerkt hat und dagegen vorgehen wollte. Nun werde ich damit an die Öffentlichkeit gehen", fügte er noch hinzu und nannte mir damit den Grund für seinen Anruf bei der Zeitung. Der Tatbestand: Der Mann hat immer mehr verdient als seine Frau, weshalb ihm innerhalb des Versorgungsausgleichs ein paar Rentenpunkte abgezogen worden sind; er ist jetzt in Ruhestand gegangen und bekommt demensprechend eine verringerte Rente Aber: Seine Frau muss noch vier Jahre arbeiten, bekommt also die höhere Rente (wegen des Versorgungsausgleichs) erst 2018. Und nun hat der Leser erkannt: Ihm wird das Geld jetzt schon abgezogen, aber seine Frau bekommt es noch nicht, weshalb er davon auszugehen hat, wie er mir mit Nachdruck versicherte, dass sich dieses Geld, dass entweder ihm oder seiner geschiedenen Frau zusteht, der Staat unter den Nagel reißt. "Und das ist doch wohl eine riesengroße Sauerei." Der Leser will mich auf dem Laufenden halten, ich bin gespannt.

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