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Nur Gewohnheit? Manche Wörter stören dennoch

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Sollte ich in ferner Zukunft irgendwann einmal darüber nachdenken, meine Erinnerungen als Leserobmann aufzuschreiben, dann weiß ich jetzt schon eins ganz gewiss: In einem Kapitel geht es allein um solche Wörter, die sich in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeschlichen haben, ohne dass sich die Menschen bewusst machen, was deren eigentliche Bedeutung ist oder welchen Unterton man mit ihrer Verwendung suggeriert. Am Telefon werden mir oder den Kollegen in der Redaktion häufig Gedankenlosigkeit vorgeworfen, wenn Leser wieder mal ein solches Wort entdeckt haben, während ich die Kollegen meistens verteidige, weil ich der Meinung bin, dass man vor solchen Sprachgewohnheiten niemals sicher sein kann und vielleicht nur darauf gewartet hat, dass jemand das einmal in aller Deutlichkeit klarstellt. Drei solche "unbedacht verwendeten" Wörter haben es in jüngster Zeit auf meine Liste geschafft.

"Vielleicht wissen die Benutzer gar nicht, dass es sich dabei um klares Wetter mit guter Sicht handelt, bei der ein Pilot zielsicher seine tödliche Last ausklinken kann", meinte eine Leserin und wies mich darauf hin, dass sie zum wiederholten Male in einem journalistischen Text das Wort "Bombenwetter" gelesen hatte. Und ich habe gestehen müssen: Dieser Gedanke war mir bei diesem Wort noch gar nicht gekommen, obwohl ich das Wort "Bombenstimmung" schon lange aus dem gleichen Grund aus meinem Wortschatz gestrichen habe.

Zwei Mal bereits haben mich Leser in den vergangenen Wochen darauf hingewiesen, weil sie die Berichte zu dem anstehenden hundertsten Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs gelesen hatten, dass die Journalisten zwar von einen "Kriegsausbruch" schreiben oder Formulierungen wie "ist der Krieg ausgebrochen" verwenden, aber dass dies ihrer Meinung nach falsch sei und das historische Ereignis in ein falsches Licht rücke. "Kriege brechen nicht wie Vulkane oder Epidemien aus, sie werden von Menschen verursacht und gemacht", sagte ein Leser. Auch dieser Hinweis hat mich nachdenklich gestimmt, während ich doch auch widersprochen habe, denn das Wort "ausbrechen" lässt nicht automatisch den Schluss zu, dass kein Mensch dafür verantwortlich gemacht werden kann.

"Wir feiern doch in diesem Jahr den 25. Jahrestag des Mauerfalls", stellte ein Leser zu Beginn fest, um dann unvermittelt seine Kritik so zu formulieren: "Wie lange will eigentlich die Zeitung noch von den neuen Ländern reden?", fragte mich der Anrufer und fügte hinzu, dass er diesen Hinweis auf die fünf Länder in Ostdeutschland mittlerweile als diskriminierend empfinde und dass dieser Begriff höchstens in den ersten fünf bis zehn Jahren nach der Wende überhaupt eine Berechtigung gehabt habe. Zusammen haben wir dann noch eine Weile nach einem neutralen Synonym für die "neuen" Länder gesucht, allerdings ist uns nicht wirklich ein gutes eingefallen. Denn ich habe dem Mann in der Leitung auch gesagt, dass sich jedes Mal einige Leser beschweren, wenn in einem Artikel von Ostdeutschland die Rede, weil ihrer Ansicht nach nämlich Thüringen eindeutig in Mitteldeutschland liegt.

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