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Na klar, kein Problem: Ich wahre die Contenance
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Zu meinen guten Vorsätzen als Leserobmann gehört es auch, mich immer dem Streben nach heiterer Gelassenheit verpflichtet zu fühlen und niemals die Contenance zu verlieren. In meinem Rückblick auf die zu Ende gehende Woche möchte ich heute mal auf Gespräche mit Lesern hinweisen, bei denen mir das nicht ganz so leicht gefallen ist. Ein oder zwei Zitate aus den Unterhaltungen mögen jeweils reichen.
Einem Leser musste ich erklären, warum ich seinen Leserbrief nicht veröffentlichen kann, wenn er auf die Formulierungen "flachländischer Klerikalkomiker" und "hoher Merkwürdigenträger" besteht; bei der Suche nach Synonymen habe ich ihm helfen wollen, aber das lehnte er ab. Dass ich auf meinem Standpunkt beharrte, weil verunglimpfende Passagen nichts in einem Leserbrief zu suchen haben, fand der Mann nicht nett und hat dies mit einem entsprechenden Vokabular zum Ausdruck gebracht.
Ein anderes Gespräch mit einem Anrufer war nach kurzer Zeit bereits beendet, weil der Mann in der Leitung es mit dem ersten Satz "Ich möchte die deutsche Bevölkerung aufrufen" begonnen hatte und im zweiten bereits "dem deutschen Rechtsstaat mangelnde Entschlusskraft" vorgeworfen hatte. Als ich dann erkannte, dass es dem Leser um die Frage geht, wie viele Asylbewerber in Deutschland aufgenommen werden sollten, habe ich in (freundlich, aber bestimmt) darauf hingewiesen, dass es mir lieber wäre, er würde mir seine Meinung aufschreiben und per Mail schicken; damit war er einverstanden. Denn unter uns: Nicht lesen kann ich besser als nicht hören.
Kritik grundsätzlicher Art an der Zeitung erfahre ich eigentlich eher selten und wenn, dann möchte schon mehr wissen als "früher war ich nicht so schnell durch". Deshalb habe ich auch bei dem Leser, der mir seinen Unmut mit diesem Satz schilderte, nachgehakt und nach konkreten Hinweisen gefragt. "Zu viel Sport, zu viel Fußball", hat er mir dann als Antwort gegeben. Diesen "Mangel" höre ich häufiger, weshalb ich auch diesmal sagte: "Der Deutsche Fußballbund hat fast sieben Millionen Mitglieder." In seiner Erwiderung zu dieser Tatsache kam das Wort "Wasserstandsmeldung" vor, weshalb ich ihm dann versichert habe, dass ich die Chefreaktion über seine Kritik an der Zeitung informieren werde.
Auf dem Foto zum Artikel "Thyssen-Krupp Presta nimmt Serienproduktion auf" auf der Seite Wirtschaft war ganz eindeutig eine Nockenwelle zu sehen, aber im Text darunter war von einer Kurbelwelle die Rede. "Das erkennt man doch sofort und mit bloßem Auge, wie kann denn nur solch eine Fehler passieren?", wollte ein Anrufer von mir wissen. An dieser Stelle habe ich einen ersten Fehler begangen: Ich war ehrlich. "Ich zum Beispiel kenne nicht einmal den Unterschied", sagte ich und bekam eine ebenso heftige wie gefühlsbetonte Reaktion darauf zu hören, die mit einem langgezogenem "Wie ...?" begann. Um die Stimmung etwas zu entkrampfen und den Mann angesichts meiner Ignoranz für technische Geräte etwas zu besänftigen, unterlief mir der zweite Fehler: Ich wollte lustig sein. "Dafür kann ich Ihnen aber schnell und verständlich erklären, wie sie von G-Dur mit einem Vorzeichen nach E-Dur mir vier Vorzeichen modulieren", erklärte ich dem Anrufer. Er wusste nicht, worüber ich da gesprochen hatte, aber schmunzeln konnte er darüber auch nicht. Er sicherte ihm zu, die Kollegen über die Nockenwelle, die keine Kurbelwelle ist, zu informieren.
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