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Ein neues Wort und eine bittere Erkenntnis

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Dass ich neue Wörter lerne, kommt eigentlich kaum noch vor; der eine oder andere Song bereichert mein Dasein nahezu wöchentlich, aber einzelne Begriffe zur Erklärung von Phänomenen des Zeitgeistes oder der weltanschaulichen Präferenzen ergänzen meinen Wortschatz doch eher selten. Nun aber ist es tatsächlich wieder einmal passiert, denn seit gestern kenne ich - für den Anglizismus möchte ich mich jetzt schon mal entschuldigen - das Wort "bashing". Natürlich habe ich mich zuerst im Netz schlaugemacht, ob ich nicht hinsichtlich des verbalen Mainstreams hinter dem Mond lebe, aber zu meiner eigenen großen Erleichterung habe ich festgestellt, dass das nicht der Fall ist, denn einen häufigen Gebrauch von "bashing" beispielsweise in Kommentaren oder Blogs habe ich nicht ausgemacht. Also was macht der Unwissende, wenn er nicht weiß, was ein Begriff (zumal ein englischer) bedeutet? Klare Sache, er fragt Wikipedia, und das Lexikon im Netz hat auch eine Definition parat: "verbaler oder physischer Angriff im Zuge eines Konflikts". Schaut man in einem konventionellen Wörterbuch Englisch-Deutsch nach, wird dem Leser als erste Variante die "öffentliche Beschimpfung" angeboten. Auch damit kann ich leben, wenn ich berichten möchte, warum "bashing" nun zu meinem Wortschatz gehört.

Etwas peinlich ist es mir schon, dass ich gestehen muss, "bashing" gestern bei einem Gespräch mit einem Leser das erste Mal gehört zu haben, ohne dass ich überhaupt (rein akustisch) verstanden habe, wovon der Mann in der Leitung spricht, zumal das Wort auch in einem längeren Satz fiel, von mir also eher am Rande überhaupt wahrgenommen wurde und außerdem zunächst noch unter "mundartlicher Sprachgebrauch" abgespeichert wurde, wobei ich längst aufgegeben habe, ein komplettes Verstehen irgendwann für mich in Anspruch nehmen zu können. Also habe ich gar nicht weiter darüber nachgedacht; bis ich heute per Mail eine Nachricht bekam, dessen ersten Satz ich nun zitieren möchte: "Es vergeht seit Oktober 2013 kein Tag, an dem man kein Russland-Bashing in unseren Medien lesen kann." Beim Lesen wurde mir schlagartig bewusst, dass der Anrufer am Tag zuvor, der mich gleichfalls wegen eines Leitartikels zur Krise in der Ukraine angerufen hatte, auch das Wort "bashing" verwendet hatte, während er mir erzählte, was er davon hält, wie sich die führenden Tageszeitungen in Deutschland ("Freie Presse" bezog er ausdrücklich mit ein) in der Frage der Bewertung der Ereignisse positionieren. Damit dürfte klar sein, was "Russland-Bashing" bedeutet; ich muss es nicht weiter erklären. Zwei Dinge sind mir aber bei meiner Recherche zu den Hintergründen dieses Wortes aufgefallen.

Zum einen hat "bashing" offenbar seinen Ursprung als Verunglimpfung einer Volksgruppe, eines Landes oder einer Nation in der Wortkombination "Kraut-Bashing" im anglikanischen und speziell im britischen Sprachraum, wobei ich aus nachvollziehbaren Gründen auf Beispiele verzichten möchte, welche Attribute vor allem englische Boulevard-Zeitungen den Deutschen in Schlagzeilen zusprechen, aber an das jüngste Beispiel mit dem Fußballer Bastian Schweinsteiger werden sich die meisten noch gut erinnern können. Zum anderen gehöre auch ich einer Gruppe von Menschen an, die immer mal wieder einem "bashing" ausgesetzt sind. "Da muss der Leserobmann aber jetzt mal weghören, sonst wird ihm womöglich noch schlecht", sagte kürzlich ein Kollege während der Konferenz, als für den nächsten Tag ein Artikel über einen Metzger, die für seine Blutwurst ausgezeichnet beziehungsweise zum Ritter geschlagen worden ist, angekündigt wurde. Für mich ein klarer Fall von "Veggie-Bashing'". Da wir gerade bei diesem Thema sind, diesen Witz kann ich, falls jetzt gerade jemand auf die Idee kommt, ihn mir zu schicken, nicht mehr lesen und hören: Frage an den Arzt: "Herr Doktor, wie kann ich 100 Jahre alt werden?" Arzt: "Erstens: kein Alkohol." Patient: "Ich bin Antialkoholiker." Arzt: "Zweitens: keine Frauen." Patient: "Ich bin Frauenfeind." Arzt: "Drittens: kaum Fleisch essen." Patient: "Ich bin Vegetarier." Arzt: "Warum wollen Sie überhaupt so alt werden?"

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