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Manchmal weiß ich echt nicht weiter

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Es gibt ein Medikament, das kostet bei uns in der Apotheke mehr als 100 Euro; fährt man über die Grenze nach Tschechien, bezahlt man für dieselbe Arznei gerade mal etwas mehr als 30 Euro. Den Namen des Präparats kenne ich nicht, aber in diesem Zusammenhang spielt er auch keine Rolle, denn der Leserin, die mich heute über diesen eklatanten Preisunterschied informiert hat, ging es nicht um diesen Sachverhalt, sondern darum: "Ich traue den Krankenkassen in unser'm Land nicht für einen Pfennig über den Weg, sie stecken doch mit den Pharmariesen unter einer Decke, und beiden geht es nur um einen maximalen Profit, die Dummen sind doch wir Patienten, die damit leben müssen", nannte sie mir den Grund für das Beispiel mit dem wesentlich billigeren Medikament jenseits der Grenze. Angerufen hatte sie mich deswegen aber nicht. Vielmehr hatte sie gehofft, von mir eine Information zu erhalten:

"Ich habe in einigen Wochen einen Termin für eine Darmspiegelung, es ist eine reine Vorsorgeuntersuchung", erzählte sie mir und stellte mir diese Frage: "Können Sie mir versichern, dass es sich bei dem Krankenhaus, in dem ich diese Untersuchung machen lasse, nicht um die Klinik handelt, in der die Frau behandelt worden ist, die heute bei Ihnen in dem Bericht über die ärztlichen Behandlungsfehler als Beispiel genannt wird, weil sie während einer Darmspiegelung als Folge einer Überdosierung beim Beruhigungsmittel einen Atemstillstand erlitten hat, so dass wegen des Sauerstoffmangels ihr Gerhirn geschädigt wurde?" Lange Frage, kurze Antwort: "Leider nein." Darauf hat sie mit einer weiteren Frage reagiert: "Und was mache ich jetzt?" An dieser Stelle habe ich ein wenig ungeschickt reagiert: "In dem Artikel ging es doch um die Kliniken und Arztpraxen in Deutschland, weshalb also die Wahrscheinlichkeit, dass Sie gerade in diesem Krankenhaus, in dem der folgenschweren Behandlungsfehler passiert ist, eine Darmspiegelung vornehmen lassen, eher sehr gering ist", sagte ich und erntete dafür einen Sturm der Entrüstung, der mit dieser Feststellung begann: "Sie nehmen meine Ängste also nicht ernst, das ist ja wirklich ein starkes Stück."

Sorgsam und mit Bedacht wählte ich die Worte, mit denen ich versucht habe, mich dafür zu entschuldigen, dass dieser Eindruck entstehen konnte, wobei ich auch etwas darauf vertraute, dass sie die Information über den nächsten Klinikführer, den "Freie Presse" in einigen Monaten veröffentlichen wird (vor zwei Jahren war der letzte erschienen), etwas milder stimmen würde und ich auf Nachsicht hoffen konnte, weil die exakten Daten über die Krankenhäuser und Arztpraxen in dem Artikel nicht genannt worden waren. Dem war aber nicht so: "Dann ist meine Darmspiegelung längst Geschichte und ich liege womöglich im Koma", meinte die Leserin und wartete darauf, dass ich noch mit einer Information aufwarten konnte, die ihr die Befürchtungen nehmen sollte. Davon überzeugt, auf keinen Fall etwas Falsches zu sagen, und im Vertrauen darauf, dass ich mit diesem Hinweis auf jeden Fall den Anstoß für einen Ansatz zur weiteren Recherche nach einer Klinik, die für ihre ordnungsgemäßen Darmspiegelungen bekannt ist, geben kann, habe ich gesagt: "Ihre Krankenkasse ist mit Sicherheit ein sinnvoller Ansprechpartner bei diesem Problem, dort verfügt man doch garantiert  über solche Informationen." Das war eindeutig nicht das, was die Frau in der Leitung hören wollte, denn einige Minuten lang erzählte sie mir, was sie von den Krankenkassen in Deutschland hält; und ich weiß jetzt, dass manche Medikamente in Tschechien gerade mal ein Drittel von dem kosten, was man in Deutschland dafür bezahlen muss. Zwar meldete ich noch Bedenken an, weil ich meine, dass eine Krankenversicherung doch eigentlich daran interessiert sein müsste, möglichst wenig für Medikamente zu bezahlen, um Kosten zu sparen, doch diesem Argument schmetterte die Leserin ein anderes entgegen: "Das ist doch Quatsch, da ziehen doch alle an einem Strang, wenn es darum geht, uns Kranken das Geld aus der Tasche zu ziehen."

Manchmal lassen mich Gespräche mit Lesern ratlos zurück, dieses gehörte mit Sicherheit dazu; das nächste (drei Minuten später) dann wieder nicht, weil ich mit überzeugenden Argumenten aufwarten konnte: "Können wir mal über das Wetter reden?", fragte mich der Leser und erklärte mir: "Ich stehe auf meinem Balkon, in der einen Hand die Zeitung, in der anderen ein Thermometer."

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