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Der arme Fußball, nun auch noch die Brause

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Weder geht es jetzt ums Träumen, noch hat es etwas mit Neid zu tun, aber ich möchte es trotzdem mal so zum Ausdruck bringen: Wenn ich Milliardär wäre, würde ich nicht zögern, kräftig in die Tasche zu greifen und mir ein paar Wünsche erfüllen, die selbst mit Millionen nicht realisierbar wären, weil das Geld nicht reichen würde. Beispielsweise würde ich ein Sinfonierochester gründen und dafür nur die besten Instrumentalisten engagieren, die aber keine abgehobenen Solisten sein dürften, sondern deren musikalisches Feuer noch tatsächlich brennen müsste und die Musik leben, weil sie fühlen, was in den Noten und Harmonien steckt. Aber das würde mir nicht reichen. Denn weil ich mich nicht entscheiden müsste, würde ich außerdem noch eine Band zusammenstellen, deren Musiker es eigentlich gar nicht mehr nötig hätten, in einer Combo zu spielen, weil sie viel zu gut dafür sind und längst zu den Besten gehören; und ich müsste mich nicht einmal Prioritäten setzen, ob ich sie Pop oder Rock, Country oder Folk, Jazz oder Blues interpretieren lasse, weil ich nicht zögern würde, für jede Stilrichtung eine eigene Band zu gründen. Und ich hätte Erfolg, wahnsinnigen Erfolg, Preise und Auszeichnungen ohne Ende. Und am Ende käme vielleicht sogar etwas von dem Geld zurück, das ich investiert habe, obwohl das überhaupt nicht wichtig wäre. Ich hätte Milliarden und könnte damit tun und lassen, was ich will. Warum ich das erzähle? Darum:

Gestern und heute haben mir Leser geschrieben und mich angerufen, weil die Fußballmannschaft des RB Leipzig von der dritten in die zweite Bundesliga aufgestiegen ist. Und weil sie das gar nicht gut finden. Die Gründe fasse ich zunächst mal zusammen, sie waren alle eher ähnlich: Sich mit viel Geld eine Fußballmannschaft zusammenzukaufen, gehört sich einfach nicht, weil es diesem wunderbaren Sport schadet, wenn allein der schnöde Mammon darüber zu befinden hat, ob ein Team erfolgreich ist oder nicht. Mit anderen Vereinen wie beispielsweise dem FC Bayern oder Borussia Dortmund könne man das nicht vergleichen, obwohl beide sich (wie alle anderen auch, sobald man flüssig ist) gute und deshalb teure Spieler einkaufen, um mehr Erfolg zu haben, weil diese Vereine sich das Geld schließlich auch mit Fußball verdient haben, und nicht mit einer koffeinhaltigen und mit Vitaminen angereicherten sowie nach flüssigen Gummibärchen schmeckenden Brause. Das sei sogar eine Frage von Anstand und Moral, meinte ein Leser; Frauen übrigens haben sich nicht gemeldet. "Dies ist für das Fußballherz bedrückend und irgendwie nicht nachvollziehbar", meinte ein Leser und fügte hinzu: "Das Produkt RB Leipzig wird nur solange bestehen können, wie der Ostfußball sich nicht aufrappeln kann und in seinem mittlerweile zwanzigjährigen Schlaf verweilt."

Also: Ich teile diese Einstellung nicht und kann die Kritik auch nicht nachvollziehen, und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich mich für Fußball so gut wie gar nicht interessiere und noch weniger von dieser Sportart verstehe. Und dass es dem Brauseunternehmen aus Österreich letztendlich nur um die Werbung für das Produkt geht, finde ich ebenfalls nicht schlimm, weil ich die Gründung und Förderung eines Fußballvereins im Vergleich zu anderen Werbemöglichkeiten eher positiv bewerte. Wenn ein Leser meinte, dass man die weiter Kommerzialisierung des Sports nicht befürworten dürfe, dann habe ich ihm entgegengehalten, dass meiner Einschätzung nach bei Sportarten wie Fußball oder Autorennsport gar keine weitere Kommerzialisierung möglich ist, da man dort schon am Ende der Fahnenstange angekommen sei. Wenn also RB-Gründer Dietrich Mateschitz sich seine Träume erfüllt, dann ist das sein gutes Recht; und wenn er andere Motive hat, dann sind sie allein seine Sache. Dass man mit dem vielen Geld viel Gutes tun könnte, finde ich zwar bedauerlich, aber schlaflose Nächte habe ich deswegen nicht; dann schon eher, weil ich Steuern zahle und der Staat auch mein Geld für Dinge ausgibt, die ich rundweg ablehne, wobei die Bundeswehr nur die Spitze des Eisberges ist.

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