Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Sarkasmus und Ironie sind wenig hilfreich

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Ein Leser hat mir heute mitgeteilt, dass er den Regierenden in Deutschland und den gewählten Abgeordneten in den Parlamenten eine Frage gestellt und sie ihnen per Mail geschickt hat, nachdem am Wochenende bekannt geworden war, dass die National Security Agency (NSA) der USA nun auch Massen an Bildern aus dem Internet abgreift, um sie mit Gesichtserkennungssoftware zu prüfen, weil sie hofft,  auf diese Weise das Auffinden von Zielpersonen rund um die Welt zu perfektionieren. Seine Frage lautet: "Was macht Ihr dagegen?" Mir ist klar, was der Mann damit erreichen möchte: Zum einen will er seinen Unmut über die nächste Stufe der Überwachung durch den US-Geheimdienst zum Ausdruck bringen, während er zum anderen nicht weniger verärgert darüber ist, dass die Politiker in Deutschland diese Enthüllung unter Berufung auf Edward Snowden vermutlich zur Kenntnis nehmen und zur Tagesordnung übergehen.

Manchmal verstehe ich Leser nicht: Vermutlich stimme ich in diesem Fall seiner ablehnenden Meinung zu dieser Überwachungspraxis sogar uneingeschränkt zu und teile auch seine Haltung, dass man die deutschen Politiker auffordern, wenn nicht sogar zwingen sollte, etwas dagegen zu unternehmen, damit unser aller Grundrechte nicht weiter Gefahr laufen, unterwandert zu werden. Aber mit dieser Suggestivfrage "Was macht Ihr dagegen?" kann ich als jemand, der Meinungen solcher Art als Leserbriefe und damit als kleinen Teil einer außerparlamentarischen Opposition in die Zeitung bringen möchte, gar nichts anfangen. Vielleicht will der Leser nur den Finger in die Wunde legen, doch wenn niemand merkt, dass es dem einen oder anderen Regierenden wehgetan hat, dann war das eine wenig sinnvolle Aktion. Noch weniger mag ich Fatalismus bei einem solchen Thema. Denn zum Schluss teilte der Leser mir noch mit, was er denkt, wenn er feststellt, dass sich wohl kein Abgeordneter zu einer Stellungnahme wegen dieser neuen Überwachungstechnik hinreißen ließ: "Wir haben dazu keine Meinung zu haben, und die Wahl ist endlich vorbei. Das Bett ist gemacht. Wir legen uns zur Ruhe und lassen alles den Häuptlingen entscheiden. Der Rubel rollt auch so. Na dann Danke."

Dieser Blogeintrag hat ein vorrangiges Ziel: Ich möchte, dass dieser Mann liest, was ich zu seiner Mitteilung zu sagen habe, damit er sich darüber ärgert, mich anruft und mir gehörig die Meinung sagt, damit wir konstruktiv streiten können und ich ihn am Ende davon überzeugen kann, dass er mir Leserbriefe schreibt, die ich auch als solche drucken kann, weil Sarkasmus und Ironie bei weitem wenig geeignet sind, den Verantwortlichen auf die Füße zu treten, damit sie endlich etwas unternehmen.

Und noch was: Kommentare im Netz zu Artikeln und auch Blogeinträgen finde ich ganz wunderbar; ich freue mich über (fast) alle. Doch ich weiß auch, dass ein Leserbrief in der Zeitung bei Politikern und Abgeordneten ganz anders aufgenommen wird, denn sie fürchten den Multiplikationsfaktor, weil täglich mehr als eine halbe Million Menschen die "Freie Presse" lesen.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.