Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Ist doch ganz einfach: Mein Ohr gehört mir

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Diesen Satz gibt es in den unterschiedlichsten Formulierungen, diese gefällt mir eigentlich ganz gut: Die voluminöse Expansion subterraner Knollengewächse ist reziprok proportional zur intellektuellen Kapazität des Agrarökonomen. Zitiert wird er immer dann, wenn man zum Ausdruck bringen möchte, dass man auf höchst komplizierte Art und Weise und unter Verwendung von Fremdwörtern aussprechen kann, was eigentlich eine leicht zu verstehende Aussage ist. Denn dieser Satz bedeutet: Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln. Mit diesem Satz bin ich bei meinen Gesprächen mit Lesern schon ein paar Mal konfrontiert worden, wenn Anrufer mir zu verstehen geben wollten, dass sie es gar nicht gut finden, wenn simple Sachverhalte in Artikeln nicht leicht verständlich zu Papier gebracht werden. Aber darum geht es mir heute nicht. Meine Frage lautet vielmehr: Beleidigt dieser Satz die Berufsgruppe der Landwirte? Oder ist es nur eine respektvoll gemeinte Formulierung für die Tatsache, dass der Mensch nicht immer ausschließlich seinen Verstand dafür verantwortliche machen kann, wenn er Erfolg hat?

Diese Gedanken habe ich mir heute mal wieder gemacht, weil ich entscheiden muss, ob ich einen ganz bestimmten Satz in einem Leserbrief, den ich heute per Mail erhalten habe, streichen muss, weil er beleidigend oder verunglimpfend ist, oder ob ich ihn, wenn er veröffentlicht wird, am Ende dieser Meinung als Fazit stehenlassen kann. Dem Verfasser geht es um den Artikel "Wenn das Tattoo wieder weg muss", und er bringt darin seine Meinung zum Ausdruck, dass er überhaupt kein Verständnis für Menschen hat, die sich zuerst ein Tattoo stechen lassen und es dann, wenn es ihnen nicht mehr gefällt, wieder entfernen lassen, wobei sie dafür viel Geld ausgeben, eventuell Schmerzen in Kauf nehmen und sogar ihrer Gesundheit aufs Spiel setzen. Diese Ansicht kann ich nachvollziehen, teilen tue ich sie nur bedingt. Der Leser geht aber noch einen Schritt weiter und zieht Parallelen zu den Menschen, die sich für einen Ohrtunnel entschieden haben.

Zwischenbemerkung, denn ich muss gestehen, wobei ich mich dafür nicht schäme, dass ich mich erst über die Suchmaschine schlaumachen musste, und Wikipedia lieferte mir diese Definition: "Als geweitete beziehungsweise gedehnte Piercings werden solche Piercings bezeichnet, deren Stichkanal beabsichtigterweise vergrößert wurde, häufig in der Absicht Piercingschmuck mit erweitertem Durchmesser tragen zu können. Der Vorgang wird auch Stretching genannt. Meist wird diese Praxis beim gepiercten Ohrläppchen durchgeführt, grundsätzlich kann jedoch jedes Piercing auf einen gewissen Durchmesser erweitert werden."

Der letzte Satz in dem Leserbrief lautet: "Die Größe des Ohrtunnels ist umgekehrt proportional zum vorhandenen Geist."

Meine Meinung: Dieser Satz darf in einem Leserbrief nicht stehen, denn jeder Mensch hat das Recht, über sein Ohr zu entscheiden, wie er möchte. Dies gilt es zu akzeptieren.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.