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Ein Wort, eine Nummer und keine Ahnung
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Ein bisschen habe ich sie in den vergangenen Wochen selbst vermisst, meine kurzen Randnotizen aus den Protokollen der Gespräche mit Lesern zum Abschluss der Woche am Freitag, aber hier sind sie wieder, und ich möchte betonen, weil das vermutlich eher unwahrscheinlich klingt und nicht zu erwarten ist: Es geht bei keiner dieser kleinen Geschichten um Fußball.
Episode 1: "Wissen Sie, was das Wort Obsoleszenz bedeutet?", fragte mich eine Leserin; außer ihrem Namen hatte sie nichts weiter dazu gesagt. "Ich habe das Wort nicht richtig verstanden, können Sie es vielleicht mal buchstabieren?", fragte ich zurück, natürlich auch, um Zeit zu gewinnen und gleichzeitig die Suchmaschine aktivieren zu können. Da war ich aber bei dieser Anrufer an der falschen Adresse: "Nein, ich weiß, dass sie gleich danach im Netz suchen und dann so tun, als wüssten Sie, was es bedeutet", sagte sie, musste selbst lachen und fügte hinzu: "Da bin ich aber froh, dass ich doch nicht so dumm bin, wie ich gerade gedacht habe." Gefunden hatte sie dieses Fremdwort auf der Seite Lebensart; unter der Überschrift "Das bekommen wir hin" geht es da um "Reparieren ist das neue Kaufen". (Gern würde ich jetzt wissen wollen, wie viele Leser dieses Blogs als nächstes im Netz nach der Bedeutung von Obsoleszenz suchen.)
Episode 2: Eine andere Leserin hat mir, weil es ihr nach dem Lesen meiner Kolumne "Wer aber schweigt ..." ein "inneres Bedürfnis" gewesen sei, von einer Lebensregel erzählt, die ihr der 1901 geborene Großvater mit auf den Weg gegeben habe: "Was du nicht willst, dass man dir tut, das füge auch keinem anderen zu." Wenn sich alle daran halten würden, gäbe es auch keine Kriege, die Menschen würden in Frieden nebeneinander leben, meinte die Anruferin. Ich habe ihr zugestimmt und noch hinzugefügt: "Für mich war der von Kant formulierte kategorische Imperativ auch immer eine wichtig Instanz für die meisten meiner Entscheidungen." Zunächst schwieg die Frau in der Leitung, dann hörte ich sie tief Luft holen, bevor sie - jetzt mit betont energischer Stimme - mir mitteilte: "Was sie mir damit sagen wollen, verstehe ich nicht, aber eines kann ich Ihnen verraten: Mein Großvater war ein weiser Mann, denn er hat zwei Weltkriege erlebt und sich trotzdem nie den Optimismus nehmen lassen."
Episode 3: "Sie hatten da doch die Nummer des Servicetelefons der Rentenversicherung in der Zeitung", sagte der Leser und teilte mir mit, weil ich danach gefragte hatte, auf welcher Seite an welchem Tag er diese Information in der "Freien Presse" gelesen hatte; innerhalb weniger Sekunden hatte ich den Artikel auf dem Bildschirm und sagte deshalb: "Ich habe ihn jetzt vor mir, was kann ich für Sie tun?" Die Antwort hat mich dann zunächst nicht überrascht, weil dieses Problem mich schon häufiger bei Hotline-Nummern beschäftigt hatte: "Seit Dienstag versuche ich, dort anzurufen, und entweder es ist besetzt oder ich lande in der Warteschleife, wo ich mich dann schon mal sage und schreibe eine halbe Stunde aufgehalten habe, bevor ich genervt wieder aufgelegt habe", formulierte er seinen Ärger. Nun habe ich, was auch diesem Anrufer wieder gesagt habe, viel Verständnis für den Ärger habe, wenn man bei einem Servicetelefon nicht durchkommt, doch sei die Zeitung da leider der falsche Ansprechpartner. Das war diesmal eindeutig die falsche Reaktion, denn ich hörte mit deutlich angehobener Stimme dies: "Das ist falsch, junger Mann, Sie rufen da jetzt an und beschweren sich, dass das so nicht gehen kann und dass die sich was einfallen lassen müssen bei dem Servicetelefon mit der Rente." Leider war meine Erwiderung darauf nicht wirklich deeskalierend: "Aber wenn doch niemand rangeht?"
Episode 4: "Ich möchte gern den Verfasser dieses Artikels sprechen, auf der Sportseite hat er etwas geschrieben, dass ich so nicht stehen lassen kann", sagte ein Anrufer, der sich in der Zentrale gemeldet hatte und dann mit mir verbunden worden war. "Das geht leider nicht, denn bei dem Kollegen handelt es sich um den Korrespondenten einer Nachrichtenagentur, der vor Ort arbeitet und von dem ich auch keine Telefonnummer habe", habe ich dem Mann in der Leitung erklärt; damit war er nicht zufrieden, er fragte nach einer Möglichkeit, dem Journalisten eine Nachricht zukommen zu lassen. "Das geht", habe ich gesagt, "wenn Sie mir eine Mail schicken, kann ich die an die Zentrale der Agentur schicken mit der Bitte, sie an den Korrespondenten weiterzuleiten." Es kam, was ich befürchtet hatte: "Ich habe kein Internet", sagte der Leser, der mir auch keinen Brief schicken wollte, weil ihm das, wenn er erst noch nachgeschickt werden müsse, einfach viel zu lange dauern würde. Dann hatte er eine Idee: "Kann ich Ihnen das nicht kurz diktieren, sie schreiben es in eine Mail und schicken das weiter?" Ich atmete tief durch und sagte: "Einverstanden, aber es darf nicht zu lang sein, höchstens ein paar Zeilen." Der Anrufer war damit einverstanden, nannte mir den Artikel und den Namen in der Autorenzeile, bevor er die eigentliche Nachricht an den Kollegen formulierte: "Bei allem Respekt: Sie haben von Tuten und Blasen keine Ahnung."
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