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Noch'n Gedicht? Es kommt, wie es kommt ...
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Mittlerweile stehe ich dazu: Manchmal nutze ich meine Blogeinträge dazu, um mir etwas von der Seele zu schreiben und mir selbst dabei zu helfen, den Spaß an diesem Job als Leserobmann weiter als eine Bereicherung meines Daseins zu verstehen, weil ich hier Freud und Leid mit Anderen teilen kann. Meine Randnotizen zu den Gesprächen mit Lesern zum Wochenausklang sind ein solcher Eintrag, und ich möchte noch hinzufügen, was ich eigentlich lieber singen würde: Que Sera, Sera. (Falls jemand dieser Sprache nicht mächtig ist, hier die Übersetzung: Whatever will be, will be.)
Episode 1: Durchschnittlich einmal wöchentlich erreichen mich Leserhinweise in Reimform. Ein aktuelles Beispiel: "Ich habe ein Gedicht zum Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft geschrieben, darf ich Ihnen das mal vorlesen?" fragte mich ein Leser und erhielt von mir die Erlaubnis dazu, weil sein Poem, wie er mir auf Nachfrage versicherte, nur aus einer Strophe besteht. Trotz dieser Kürze möchte ich an dieser Stelle nur die ersten und die letzten Verszeilen zitieren: "Ich sah nicht nur das lange Spiel, wie mancher wack're Kicker fiel. Ich sah auch Argentinier treten, um inniglich zu Gott zu beten (...) Er war (Anmerkung: Der deutsche Torwart) für uns 'ne starke Bank, drum sagen Deutsche Götzeseidank."
Episode 2: Wenn Anrufer an einer Berichterstattung etwas kritisieren oder eine Frage dazu haben, nehme ich das grundsätzlich immer ernst und kümmere mich um das Anliegen; ich gebe mir dabei wirklich die größte Mühe. Deshalb habe ich mir auch bei diesem Gespräch nichts weiter gedacht, als ich sagte: "Ich kümmere mich darum, ich frage mal nach." Dies war das Anliegen einer Leserin: "Auf diesem großen Foto aus der Kabine der deutschen Mannschaft mit Bundespräsident Gauck und Kanzlerin Merkel ist Ihnen ein großer Lapsus passiert", formulierte die Frau in der Leitung ihre Kritik und reichte eine Frage nach: "Oder können Sie mir einen plausiblen Grund nennen, warum der eigentliche Held des Finales nicht zu sehen ist? Warum fehlt Mario Götze auf dem Foto?" Mehrere Kollegen in der Redaktion habe ich gefragt, ob sie eine Antwort wissen, warum der Torschütze nicht auf dem Foto zu sehen ist. Eine Kollegin hat mich nur angelächelt, drei Kollegen haben nur mit der Schulter gezuckt, während ein Redakteur meinte: "Der war da gerade mal für kleine Jungs, bei dem vielen Bier auch verständlich, oder?"
Episode 3: Es gibt eine Art von Kommentaren zu Artikeln in der Zeitung oder zu gerade öffentlich diskutierten oder für viel Aufmerksamkeit sorgenden Themen, die ich nur zur Kenntnis nehme und mich nicht weiter dazu äußere. Bei diesem war das so: "Auf der Fahne Brasiliens steht 'Odem e Progresso', zu deutsch: Ordnung und Fortschritt. Die deutsche Mannschaft hat dies respektiert mit einwandfreiem Haarschnitt, gepflegtem Aussehen und den wenigsten Tätowierungen. Die ganze Welt staunte über diesen sauberen Auftritt. Herzlichen Glückwunsch."
Episode 4: Und weil ich gerade dabei bin, gibt es noch eine Lesermeinung ohne Kommentar von mir, dem Schreiber ging es um die Berichterstattung über die illegalen Preisabsprachen unter bekannten Wurstproduzenten: "Da die Wurstpreise zum Nachteil der Verbraucher getürkt waren, fällt es natürlich schwer, an die Wurst zu glauben und sich mit der Wurst wie mit unseren Fußball-Weltmeistern zu identifizieren, obwohl die Wurst von Uli Hoeneß sauber und preiswert ist. Wurstproduzenten, welche die Wurstpreise absprechen, sollten durch den Fleischwolf gedreht werden."
Episode 5: Und weil ich gerade merke, dass mir das gefällt und mir guttut, solche Lesermeinungen auch mal veröffentlichen zu können, erlaubte ich mir, noch einen dritten Schreiber zu zitieren; er hatte uns zu den Artikeln über die Spionageaffäre geschrieben: "Die Hetzkampagne vieler deutscher Politiker gegen die USA ist mit gesundem Menschenverstand nicht nachvollziehbar. Die Aktivitäten der Geheimdienste sind zum Schutz der Bevölkerung vor Verbrechern aller Art unerlässlich. Alle Staaten dieser Welt führen solche Kontrollmaßnahmen uneingeschränkt und unangefochten durch. Dass ausgerechnet die Deutschen so polemisch nur gegen die USA vorgehen, ist verwerflich, verdanken wir doch gerade den Amerikanern unsere Freiheit. Außerdem sind die USA der einzige Garant auch für unsere künftige Sicherheit. Der unfähige Staatenmischmasch EU ist dazu keinesfalls in der Lage."
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