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Waren es Aliens oder doch Normalsterbliche?

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Sommerloch? Von wegen, bei mir war in der zu Ende gehenden Woche täglich zwischen zehn und zwölf wieder viel los, was ich unter anderem der Tatsache verdanke, dass Schnappschildkröten gerne mal ausbüchsen, Getreidefelder von unbekannten Mächten zu Kunstobjekten gemacht werden und in den Amtsstuben der ganz normale "Wahnsinn" auch in der Urlaubszeit sein Unwesen treibt. Diese sind meine kleinen Randnotizen aus den Protokollen der Gespräche mit Lesern, die es nicht zu einem eigenen Blogeintrag geschafft haben:

Episode 1: "Ich würde gern wissen, ob sie noch weiter über diese merkwürdigen Kornkreise berichten", sagte ein Leser und betonte: "Gestern Abend bei unserer Vereinsrunde haben wir nämlich gestritten, wie so etwas zustande gekommen sein könnte, und einer meiner Kumpels meinte sogar, dass es Aliens gewesen seien, die das von einem Raumschiff aus gemacht haben." Nachdem ich ihm erklärte hatte, dass "Freie Presse" natürlich die Nachricht ins Blatt heben wird, wenn der Gestalter dieser geometrischen Gebilde dann bekannt sei, bat mich der Mann in der Leitung ausdrücklich, die Kollegen darum zu bitten, dieses Thema auf keinen Fall aus den Augen zu verlieren; man sei nämlich sehr gespannt, wie die Sache ausgehe. Da der Artikel mit der Überschrift "Mysteriös" auf der Titelseite der "Freien Presse" schon ein paar Tage zurücklag, kam mir diese Idee: "Haben Sie schon mal im Internett nach neuen Informationen zu diesen Kornkreise gesucht?", fragte ich und erlebte einen dieser Momente, von dem man sich hinterher fragt, ob das jetzt wirklich passiert ist. "Gute Idee, vielen Dank", sagte der Leser noch und legte auf. Dabei hätte ich doch so gerne selbst die Suchmaschine aktiviert; man kann eben nicht alles haben.

Episode 2: Die Wahrheit über die Hintergründe des Absturzes eine Flugzeugs über der Ukraine vor drei Wochen hat mir ein Leser mitgeteilt und mich aufgefordert, die Chefredaktion darüber zu informieren, damit die "Freie Presse" als erste und vermutlich einzige Zeitung in Deutschland die Menschen aufklärt und nicht mehr, wie alle anderen Medien dies im Auftrag der USA tun, für dumm verkauft: "Wenige Minuten zuvor ist an derselben Stelle, wo die Maschine abgestürzt ist, eine typgleiche Boeing mit Russlandpräsidenten Putin an Bord vorbeigeflogen. Es handelt sich bei dem von der Ukraine in Auftrag gegebenen Abschuss also um eine simple Verwechslung." Selbstverständlich habe ich den Anrufer gefragt, woher er diese Information hat, und er hat mir diese Frage auch beantwortet: "Beim Urlaub in Österreich habe ich das in einer kleinen Zeitung gelesen."

Episode 3: Mehrmals habe ich hier schon darüber berichtet, dass Leser mir mit den unterschiedlichsten Formulierungen zu verstehen geben wollen, dass sie sich nicht von der Masse der Menschen abheben, also ein ganz normales Leben führen und genau deshalb das Recht in Anspruch zu nehmen, dem Leserobmann zu sagen, was sie von denen halten, die glauben, eine besondere Stellung einzunehmen oder aus den unterschiedlichsten Gründen berühmt zu sein. An erster Stelle steht "der kleine Mann", an zweiter der "Otto Normalverbraucher" und an dritter der Satz "das 08-15-Leben, das ich führe". Neu ist das, womit sich ein Leser bei mir jetzt vorgestellt hat: "Hier spricht ein normalsterblicher Rentner zu Ihnen", sagte der Mann und teilte mir seine Meinung über 100 Millionen Dollar mit, mit denen sich Formel-1-Chef Bernie Ecclestone die Einstellung des Verfahrens erkauft habe. Nach dieser Unterhaltung habe ich versucht, was bei den anderen Formulierungen einfach ist, das Gegenteil von "normalsterblich" zu finden; es ist mir nicht gelungen.

Episode 4: "Ich würde Ihnen gern von einem Skandal berichten", sagte eine Leserin, "damit sie darüber berichten und andere Leute vor den Machenschaften dieser Behörde warnen können." Wie immer bei einem solchen Hinweis habe ich mir zuerst erklären lassen, worum es geht und was ihrer Ansicht nach skandalös an der Sache ist. Dies hat die Frau mir auch erklärt, nur verstanden habe ich es nicht, weil es sich um eine Materie handelte, mit der ich noch nie im Leben etwas zu tun gehabt habe. Also sagte ich: "Bitte schreiben Sie es als Kurzfassung einfach mal auf, dann kann ich einen der Experten in unserer Redaktion darum bitten, sich der Sache anzunehmen." Damit war die Anruferin einverstanden, etwa eine Woche später bekam ich Post von ihr; in dem Schreiben war ich nur der vermeintliche Skandal erklärt, sondern die Leserin hatte mir noch den Schriftverkehr mit der verantwortlichen und anderen Behörden in die diesem Zusammenhang mitgeschickt. Das ganze Paket habe ich einem Kollegen gegeben und schon am nächsten Tag seine Einschätzung zur Kenntnis nehmen dürfen: "Normaler Behördenalltag." Den Anruf bei der Leserin, um ihr das mitzuteilen, habe ich noch vor mir; vielleicht schreib ich aber auch einen Brief.

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