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Das steht ein Haus, ich will dahin

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Über das Gespräch mit einer Leserin, die mir heute ausführlich und insgesamt fast zehn Minuten lang von ihrer Meinung über unseren Bundespräsidenten erzählt, möchte ich nicht berichten, weil ich ihre Ansicht über Joachim Gauck zwar nachvollziehen kann, aber ihre Wortwahl bei der Umschreibung des Charakters des ehemaligen Pfarrers nicht gutheißen kann und ihre Formulierungen auch nicht "bereinigend" verändern will, um hier davon berichten zu können. Dies trifft auch für die Unterhaltung zu, die ich heute mit einem Leser geführt habe, der versucht hat, mir seine Analyse der Landtagswahl am vergangenen Sonntag verständlich zu machen, aber nach fast einer Viertelstunde immer noch nicht an dem Punkt angelangt war, an dem ich hätte sagen können: Ich verstehe, was sie meinen. Also bleibt mir nur dieses Gespräch, über das ich berichten kann, weil es sich auf seine eigene Weise von den anderen heutigen Anliegen von Lesern unterscheidet:

"Es geht mir um dieses Haus."
"Welches Haus meinen Sie?"
"Über das, worüber Sie berichtet haben."
"Sei sprechen von einem Artikel in der heutigen Ausgabe?"
"Nein, das ist schon länger her."
"Wissen Sie noch den Tag?"
"Nein."
"Und wie lange ist es ungefähr her, dass Sie diesen Bericht gelesen haben?"
"Wochen, aber vielleicht auch Monate."
"Aber auf jeden Fall dieses Jahr?"
"Da bin ich mir auch nicht ganz sicher."
"So kommen wir nicht weiter."
"Wie meinen Sie das?"
"Ich brauche Anhaltspunkte, um im Archiv nach dem Artikel suchen zu können. Können Sie sich an die Überschrift erinnern?"
"Nein."
"Also gut, gehen wir die Sache anders an: Was ist Ihr Anliegen?"
"Ich möchte mir das Haus anschauen, ich will also herausbekommen, ob man da einfach so rein kann. Ich brauche eine Telefonnummer, ich will da anrufen."
"Und warum?"
"Es ist aus Holz."
"Ein Baumhaus?"
"Nein, ein ganz normales Haus, eben nur aus Holz."
"Sehen Sie, jetzt wissen wir schon etwas mehr. Ich suche jetzt im Archiv nach Holzhäusern. Ach Mist, verzeihen Sie, es gibt tausende Treffer, fällt Ihnen nicht sonst noch etwas zu dem Holzhaus ein?"
"Lassen Sie mich überlegen, ich glaube es ist sehr bekannt, vielleicht sogar etwas berühmt."
"Wie kommen Sie darauf?"
"Es stand in der Zeitung, sogar mit Foto."
"Es gab ein Bild zu dem Artikel?"
"Hatte ich das nicht schon erwähnt?"
"Nein, aber jetzt kann ich vielleicht über die Fotosuche etwas finden. Warten Sie, ich tippe bereits, und ...? Können Sie auch vergessen, es gibt einen Ort mit Namen Holzhausen, die Zahl der Treffer ist zu groß, ich kann jetzt nicht jedes Bild einzeln anklicken."
"Was machen wir jetzt?"
"Aufgeben, würde ich sagen, mir fällt nichts mehr ein, wie ich noch suchen kann."
"Das ist aber schade."
"Tut mir leid."
"Schon gut, ich werde mal bei der Stadtverwaltung in Niesky anrufen, vielleicht wissen die da mehr, und dann kann ich mich noch mal bei ihnen melden."
"Warum Niesky?"
"Dort da steht das Haus, hatte ich das nicht gesagt? Ich muss mir nur noch überlegen, wie ich dahin komme. Ob es eine Bahnverbindung gibt? Ein Auto habe ich nämlich nicht."

Zur Information: Mit den Suchbegriffen "Holzhaus" und "Niesky" habe ich den Artikel bei der Archivsuche sofort gefunden, er trug die Überschrift "Das fertige Haus" und war am 24. April auf der Seite Kultur erschienen: Das "Holzhaus" ist ein von Konrad Wachsmann gebautes Gebäude; der Architekt gilt als Pionier des industriellen Bauens, und das "Holzhaus" in Niesky ist eins von zwei Gebäuden, die erhalten geblieben sind. Und: Man kann es nach Absprache besichtigen. Und: Von Aue aus braucht mit Bahn und Bus fast fünf Stunden, drei Mal muss man umsteigen, die einfache Fahrt kostet 45.90 Euro. Das alles habe ich dem Leser noch mitgeteilt. Sein letzter Kommentar: "Jetzt muss ich nur noch meine Frau von meinem Plan überzeugen, die weiß nämlich noch nichts davon."

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