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Niemals vergessen: Leben mit der totalen Überwachung
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Der Film "Das Leben der Anderen" hat vor acht Jahren meine Sichtweise auf das Leben in der DDR nachhaltig geprägt. Die Methoden der Stasi, über die ich zuvor viel gelesen und von Betroffen in Erzählungen gehört hatte, sind mir damals im Kino auf eine Weise vor Augen geführt worden, wie ich sie bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich kaum für möglich gehalten hatte. Ein ähnlich einschneidendes Erlebnis hatte ich heute, wobei ich gleich hinzufügen möchte, dass ich gar nicht erst versuchen werde, es in seiner ganzen Bedeutung für mich nun hier in Worte zu fassen. Ich werde es eine Weile wirken lassen, vielleicht noch mit befreundeten Zeitzeugen aus dieser Zeit darüber sprechen, und dann werde ich entscheiden, was ich mit diesem Wissen mache. Ganz sicher bin ich mir jedoch, dass ich dann die passenden Worte und Sätze dafür finden werde, um zum Ausdruck zu bringen, dass es mein fester Wille ist, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass dieser Teil der Historie unseres Landes - wie viele andere auch - niemals in Vergessenheit geraten darf. Dies ist heute passiert:
Zu den Leserinnen und Lesern, die mich wegen meiner Kolumne "Mein Traum" auf der aktuellen Seite Leserforum angerufen oder mir eine Mail geschrieben haben, um mir ihre Zustimmung zum Ausdruck zu bringen, gehörte auch eine 75-jährige Frau, die ihren eigenen Worten zufolge "den Krieg noch ganz bewusst erlebt hat". Was dazu geführt hat, dass dieses Gespräch am Telefon dann fast eine halbe Stunde gedauert hat, wobei ich fast nur zugehört habe, war dieser Satz: "Am 30. Juli habe ich mit dem Lesen der Stasi-Akten meines verstorbenen Mannes begonnen. Diese umfasst 3400 Seiten." Ich habe Sie zunächst gefragt, warum sie das tut, sie hat geantwortet: "Wenn ich nun im Bekanntenkreis über diese Absurditäten und Unmöglichkeiten der Stasi spreche, dann wird mir das gar nicht geglaubt. Sie sehen, auch die Zeit der DDR ist nicht im Gedächtnis der Menschen vorhanden. Wie dann wohl erst die zwei Kriege?" Nach dem Tod ihres Mannes sei sie nun bereit, sich damit auseinanderzusetzen. Ich bat sie, mir davon zu erzählen, wobei ich dann kaum glauben konnte, wovon sie berichtete. Ich kann und will es nur kurz zusammenfassen:
Über Jahre ist das Ehepaar in der eigenen Wohnung rund um die Uhr überwacht worden. In den Protokollen ist 24 Stunden lang jede Aktivität der beiden mit Angaben der exakten Uhrzeiten aufgelistet, einschließlich aller alltäglichen Handgriffe und Tätigkeiten. Neben der akustischen Überwachung muss es auch eine optische gegeben haben, weil Szenen und Bewegungen beschrieben werden, bei denen nicht gesprochen wurde und auch andere Geräusche nicht zu hören waren.
"Also hatten Sie während dieser Zeit weder eine Privat- noch eine Intimsphäre", habe ich gefragt. "Das stimmt, heute darf man eigentlich nicht mehr darüber nachdenken, was das bedeutet", hat die Frau mir geantwortet.
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