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Wenn der Mann mit dem Geldkoffer kommt
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Häufig wünsche ich mir bei Gesprächen am Telefon, dass die Leser, wenn sie glauben, weit ausholen zu müssen, um mir ihre Meinung zu erläutern, dann endlich auf den Punkt kommen, damit ich verstehen kann, worum es ihnen eigentlich geht. Das Gegenteil davon sind Anrufer wie dieser Mann, der meine Nummer gewählt hatte, weil er mir etwas zum Artikel "Der provokante Präsident" über Joachim Gauck auf der Seite Zeitgeschehen sagen wollte, denn außer "Guten Tag" und "Auf Wiederhören" hörte ich von ihm nur diesen Satz: "Ich schäme mich für diese Bundespräsidenten."
Auf der anderen Seite verstehe ich Leser nicht, mit denen ich mich sogar lange und ausführlich unterhalten möchte und denen ich meinen Wunsch auch ausdrücklich so mitteile, aber die nicht mir sprechen wollen. Das ist dann immer der Fall, wenn ich von ihnen eine lange Mail erhalten habe und antworte, dass ich ihre Ansicht interessant finde, aber leider zum Schreiben nicht genügend Zeit habe, weshalb ich mich über einen Anruf freuen würde. Ich will ehrlich sein: Neun von zehn Lesern melden sich nicht bei mir. Und ich bin mir sicher, dass ich den Grund kenne: Sie wollen nicht wirklich diskutieren, sie wollen nur argumentieren. Was mir dann jedoch sauer aufstößt, wenn ich als Antwort auf meinen Vorschlag solche Redaktionen per Mail erhalte: "Typisch, nur nicht schreiben und sich festlegen, klug daherreden ist schließlich keine Kunst, feige nenne ich solch eine Einstellung."
In dieser Woche ist es mir auch wieder mal passiert, dass ich - ich betone: völlig ohne Absicht - mit meiner Reaktion auf eine Anfrage eine Unterhaltung beendet habe, ohne dass sie überhaupt begonnen hatte. Bevor ich davon erzähle, will ich mich schon mal dafür entschuldigen, dass ich zwar zu einer einstimmigen Melodie innerhalb kurzer Zeit einen vierstimmigen Chorsatz schreiben kann, aber leider so gut wie gar keine Ahnung habe, wer gerade innerhalb der Popmusik angesagt ist. Die Frau in der Leitung wollte von mir wissen: "Warum haben Sie nicht über das Konzert von Adel Tawil berichtet?" Und ich habe mit einer Gegenfrage geantwortet: "Wer ist das?" Die Chance, mit Hilfe der Suchmaschine und nach Rücksprache mit meinen Kollegen in der Kultur der Frage nachzugehen, bekam ich nicht, ich hörte nur noch dies: "Das glaube ich jetzt nicht, dass kann doch wohl nicht wahr sein."
Eins der kürzesten Gespräche überhaupt, bei denen ich jemanden angerufen habe, um mit ihm ein Thema zu diskutieren, habe ich übrigens heute geführt. Und das kam so: Zunächst hatte mich eine Leserin angerufen, die offensichtlich um Fassung rang und mehrmals "ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe" sagte. Seit Tagen werde sie immer wieder und nahezu rund um die Uhr von unterschiedlichen Personen angerufen, die ihr versichern, dass sie bei einer Lotterie rund 50.000 Euro gewonnen habe und dass man doch jetzt endlich die Geldübergabe in Angriff nehmen möchte. "Ich weiß, dass ich mich nicht darauf einlassen darf und dass ich auch, wenn der Bote mit dem Geldkoffer in der Tür steht, ihm nicht die 500 Euro als Sicherheitsleistung überreichen darf, aber ich will, dass diese Anrufe aufhören, ich ertrage das nicht mehr", sagte sie und bat mich, ihr einen Tipp zu geben, was sie nun machen können. Zum einen habe ich ihr natürlich geraten, sich mit der Verbraucherzentrale in Verbindung zu setzen, weil man sich dort auskennt mit solchen Machenschaften. Zum anderen wollte ich von ihr wissen, was die Leute, die sie mit Anrufen nerven, nun von ihr erwarten, was sie tun soll. "Ich habe hier eine Telefonnummer in Berlin, die ich anrufen muss, um die Geldübergabe zu vereinbaren, und wenn ich das nicht umgehend machen würde, müsste ich damit rechnen, dass mein Gewinn verfällt." In diesem Moment kam mir eine Idee: "Sagen Sie mir die Nummer bitte", sagte ich, hörte die Ziffern und tippte sie gleichzeitig in die Tastatur meines zweiten Telefons, nahm den Hörer in die Hand und lauschte, während ich die Leserin (über das Headset auf der anderen Kopfseite) um Geduld bat, was passieren würde. Nach fünfmaligen Klingen nahm jemand ab und sagte: "Hallo." Ich stellte mich vor: "Guten Tag, hier ist die Freie Presse in Chemnitz, Sachsens größte Tageszeitung, ich rufe im Auftrag von Frau (...) an und ich würde gern mal mit ihnen über ..." Weiter kam ich nicht, der Hallo-Sager hatte aufgelegt. "Ich glaube, jetzt haben Sie Ruhe", sagte ich noch der Frau in der anderen Leitung.
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