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Über den Sinn des Lebens und eine Welt ohne Kriege

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Es war eins dieser Gespräche, wie ich sie besonders mag, weil es nicht um Probleme und Ärger ging, sondern um den Sinn des Lebens. Mir ist klar, dass jetzt so manchem in den Sinn kommen wird, mich dafür in diese eine Schublade zu stecken, auf der sich vorne ein Klebezettel mit der Aufschrift "realitätsfremder Weltverbesserer" oder "Esoteriker vom Dienst" steht. Wer zu dieser Gruppe gehört, sollte meinen Rat befolgen: Nicht weiterlesen, an dieser Stelle aussteigen, das schützt vor ebenso unnötigen wie unliebsamen Gefühlen. Ihnen sei gesagt: Dafür habe ich viel Verständnis, einen schönen Tag wünsche ich noch. Den Anderen möchte ich von dieser Frau erzählen:

"Ich habe diesen Artikel auf der Seite Zeitgeschehen gelesen und wollte mal fragen, ob ich kurz mich mit Ihnen darüber unterhalten kann", sagte die Frau in der Leitung und nannte mir mit "Vom Glück des Augenblicks" die Überschrift des Berichts über eine 37-Jährige aus Lengefeld, die mehr als 6500 Kilometer über den Ozean gerudert ist, um am Ende in der Einsamkeit das zu finden, wonach sie zuvor vergeblich gesucht hatte: einen Sinn. Mich hatten die Überschrift und der Vorspann des Artikels auch angesprochen, weshalb ich ihn mit großer Aufmerksamkeit gelesen hatte. Und deshalb habe ich geantwortet: "Natürlich, kein Problem, ich bin gespannt."

Zunächst fasse ich die Haltung der Anruferin zusammen; sie ist dieser Ansicht: Der 37-jährigen Erzgebirgerin gebührt die größte Hochachtung für die Leistung, mit dem Ruderboot in 90 Tagen den Atlantik überquert zu haben. Dass sie dieses Abenteuer als eine Herausforderung erachtet, bei der sie viel über sich selbst erfahren hat, ist in jeder Beziehung nachvollziehbar. Auch als ein Vorbild kann und darf man sie akzeptieren, auch wenn es für die meisten Menschen kaum machbar ist, auch nur annähernd einen solch großen Aufwand zu betreiben und ein Projekt in dieser Größenordnung in Angriff zu nehmen. Meine Nummer gewählt hatte die Frau in der Leitung jedoch wegen dieser Frage: "Meinen Sie nicht auch, dass es viel einfacherer Wege gibt, zu sich selbst zu finden und einen Sinn zu erkennen?" Den Faktor "Einsamkeit" finde sie ebenso wichtig, wenn es darum geht, in sich selbst hineinzuhorchen. "Doch gelingt mir das auch, wenn ich mich früh morgens unter meinen Apfelbaum setze oder einen Sparziergang durch den Wald und entlang von Feldern mache, und nicht weniger, wenn ich meinen Urlaub an der Ostsee verbringe und abseits der Badeorte viele Kilometer lang die Strände entlang wandere", erzählte sie mir und war froh, in mir einen Bruder im Geiste gefunden zu haben. Wir haben noch minutenlang über andere Möglichkeiten gesprochen, über besondere Einstellungen zum Leben an sich eben dessen tieferen Sinn zu ergründen. Aber all das ist nicht der Grund, warum ich heute von diesem Gespräch berichte.

"Ich habe noch eine andere Frage", sagte die Leserin und leitete damit zu einem eigentlich ganz anderen Thema über; aber nur auf dem ersten Blick, denn auf dem zweiten erkannte auch ich, dass die Suche nach dem Sinn des Lebens auch bei diesem Thema ein wichtiger Rolle spielt, weil jeder seine eigene Haltung hinterfragen kann, wenn er darüber nachdenkt, was Leben ihm bedeutet. Die Frau in der Leitung wollte von mir wissen: "Was halten Sie von dieser Idee: Als erstes demokratisch regiertes Land bekennt sich Deutschland - vergleichbar mit dem Ausstieg aus der Atomenergie und dem Einleiten der Energiewende - per Gesetz dazu, dass im eigenen Land keine Kriegswaffen mehr hergestellt werden dürfen?"

"Wunderbarer Vorschlag", habe ich zuerst geantwortet und hinzugefügt: "Auch wenn ich davon ausgehe, dass er angesichts der politischen Verhältnisse in Deutschland jetzt und in naher Zukunft nicht zu realisieren ist." Natürlich wollte sie wissen, welche Argumente die Gegner anführen würden; wohl wissend, dass sie kein Geheimnis sind und es sich deshalb eher um eine Suggestivfrage handelt. Aber ich ging darauf ein.

"Abbau von ganzen Industriezweigen einschließlich vieler Zuliefererunternehmen."
"Und dann?"
"Verlust von Arbeitsplätzen in bislang ungeahnten Größenordnungen."
"Und dann?"
"Sinkendes Bruttosozialprodukt und weniger Steuereinnahmen."
"Und dann?"
"Weniger Geld für Sozialleistungen."
"Und dann?"
"Immer mehr Armut und massive Störungen des sozialen Gleichgewichts."
"Und dann?"
"Wachsende Proteste und zunehmend gesellschaftliche Unruhen"
"Glauben Sie eigentlich auch, dass die gesamte Menschheit sich nicht irgendwann mal die Frage stellen muss, welchen Preis sie zu zahlen bereit ist, damit es keine Kriege mehr auf der Welt gibt und wir von einem Frieden reden können, der diesen Namen auch verdient?"

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