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Gut zu wissen: Der Mykologe kennt sich aus

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Seit heute bin ich um zwei Erkenntnisse reicher. Die erste ist eigentlich eine alte, ich bin ihrer nur noch einmal mit Nachdruck bewusst geworden: Sollte man mich in einem großen Waldgebiet aussetzen und mir die Möglichkeit verwehren, wieder in die Zivilisation zurückzukehren, würde ich mit Sicherheit verhungern oder, falls ich den Mut hätte, mich um essbare Gaben von Mutter Natur zu kümmern und sie zu verspeisen, mich vergiften. Die zweite Erkenntnis: Experten auf dem Gebiet der Mykologie gehören offensichtlich nicht gerade zu den Menschen, die Humor verstehen und auch vielleicht auch mal darüber lachen können, wenn man ihre Wissenschaft nicht ganz so ernst nimmt, wie sie es ihrer Meinung nach verdient hat. Dies war passiert:

Gestern war in der "Freien Presse" auf der Seite Ratgeber der Artikel "Ab in die Pilze" zu lesen, in dem es um die Antworten zu Fragen einer möglichen Vergiftung durch Pilze ging beziehungsweise darum, was der Sammler beachten muss, damit er sich keine Vergiftung einhandelt. Mit dem Bericht war alles in Ordnung, das illustrierende Foto zu dem Bericht aber war für mehr als 20 Leser ein Anlass, mich und meine Kollegen im Servicecenter anzurufen sowie der Redaktion eine Mail oder einen Brief zu schicken, und alle hatten Recht: Das Bild zeigte einen Pilz aus der Familie der Schmierröhrlinge und keinesfalls einen Maronenröhrling, wie in der Unterzeile des Fotos zu lesen war. Schnell war klar: Der Nachrichtenagentur, die uns den Bericht zur Verfügung gestellt hatte, war ein Fehler unterlaufen, als sie den Redaktionen dieses Foto als Illustration zur Verfügung gestellt hatte. Als sie es bemerkte, war es für die "Freie Presse" bereits zu spät; die Seite Ratgeber war bereits gedruckt. Selbstverständlich haben meine Kollegen die Fehler in der heutigen Ausgabe berichtet und gleichzeitig einen echten Maronenröhrling im Bild gezeigt.

Weil ich es so schon immer so gehandhabt habe, dass ich versuche, möglichst viel von der Materie zu verstehen, um die es geht, wenn Leser mich anrufen, habe ich zum einen natürlich den ersten Artikel über die Gefahren der Vergiftungen durch das Verspeisen von Pilzen aufmerksam gelesen und mich gleichzeitig im Netz noch kundig gemacht, welche Möglichkeiten man darüber hinaus außerdem hat, um im Wald genießbare Rohkost zu finden. Mit diesem Ergebnis: Ich wusste so gut wie nichts darüber; was mir dann gar nicht gefiel, weil ich doch als Anhänger einer fleischlosen und gesunden Ernährung zumindest ein rudimentäres Wissen darüber zu haben, was die Natur an Essbaren zu bieten hat. Ich habe nach dem vierten Gespräch mit einem Leser über dieses Thema vor meinem Computer die entsprechende Haltung eingenommen und gesagt: Ich gelobe Besserung.

Zum ersten Leser, mit dem ich am Telefon über den falschen Pilz in der Zeitung sprach, habe ich dies gesagt: "Für mich sieht er aus wie ein Fliegenpilz, das ist aber auch der einzige Pilz, den ich sofort erkenne, zumal ich auch weiß, dass man ihn ..." Weiter kam ich nicht, denn der Mann in der Leitung, der seinen Angaben zufolge auch als Pilzberater aktiv ist, fragte mich: "Können Sie mich bitte mit jemanden verbinden, der sich mit Pilzen auskennt?" Bei dem zweiten Leser war ich mir sicher, weil ich mittlerweile mehr über diese beiden Pilze wusste, dass ich mit dieser Bemerkung jedenfalls kein weiteres Porzellan zerschlage: "In dem Artikel war doch auch von der Giftnotrufzentral die Rede", sagte ich und fügte hinzu: "Aber zum Glück sind ja beide, sowohl der falsche gestern als auch der richtige heute nicht giftig." Der Pilzsammler in der Leitung meinte dazu: "Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter, junger Mann, die Sache ist nicht zum Spaßen, etwas mehr Sachverstand hätte ihrer Zeitung in dieser Angelegenheit ganz gut getan." Bei dem dritten Anruf, der dann für mich ausschlaggebend war, bei allen weiteren einen betont sachlichen Ton anzuschlagen, fragte mich die Leserin: "Kennen Sie sich mit Pilzen aus?" Was ich geantwortet habe, hat der Frau gar nicht gefallen: "So viel wie mit Fußball, aber sie können mir sagen ..." Weiter kam ich nicht, die Anruferin unterbrach mich und verlangte nach dem Chefredakteur.

Gelernt habe ich heute auch noch etwas: Mykologie ist die Wissenschaft von den Pilzen, und die Vertreter dieses speziellen Gebietes innerhalb der Biologie nennt man Mykologen.

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