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Alles gut: Gauck muss nicht nochmal heiraten
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Vermutlich hängt es mit dem Wetter zusammen, denn angesichts von viel Sonne und Temperaturen im Frühlingsbereich haben mich heute zwischen zehn und zwölf nur Leser angerufen, denen ich helfen oder die ich in ihrer Absicht bestärken konnte, was sie ausnahmslos echt klasse fanden, endlich jemanden gefunden zu haben, der zuhört, ohne das Gesicht dabei zu verziehen, und bei dem man mal so richtig Dampf ablassen und seinen Frust abladen kann. Also ausnahmsweise mal kein Montag, wie er sonst eher typisch ist, weil ich für gewöhnlich am ersten Tag in der neuen Woche den Anrufern ihren Ärger weder nehmen noch mindern kann. Wie ich zu dieser Einschätzung komme? Ganz einfach: Freuen sich die Leser, geht es mir gut; ärgern sich die Leser weiter, nachdem sie den Hörer aufgelegt haben, lässt es auch bei mir ein unschönes Gefühl zurück.
Der erster Anrufer von heute um zwei Minuten nach zehn ist ein gutes Beispiel dafür: "Ich würde gern mal wissen, ob sie mir helfen können, weil ich nicht weiß, wohin ich mich wenden muss, wenn ich Glückwünsche zu einem runden Geburtstag loswerden möchte", formulierte er sein Anliegen (in etwa so, ich habe nur aus seinen Hinweisen einen ganzen Satz gemacht). Für mich war der Fall klar: Weil es bei uns die klare Trennung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen gibt, habe ich dem Mann in der Leitung erklärt, dass ich nicht der richtige Ansprechpartner bin und dass ich ihn jetzt mit der Serviceabteilung der "Freien Presse" verbinden werde. Während ich bereits den Finger über der Verbindungstaste hatte, hörte ich den Leser dies sagen: "Ich verstehe nur Bahnhof." Die anschließende Klärung dessen, was ihn veranlasst hatte, meine Nummer zu wählen, hat ein paar Minuten gedauert, aber schließlich war es soweit und ich konnte dem Mann helfen, weil ich mit Hilfe der Suchmaschine die Nummer der Hotline des Rundfunksenders herausbekommen habe, die er wählen muss, um zu dann dort erfahren, wen er anrufen muss, damit er seinen Geburtstagswunsch während der täglichen Sendungen ab neun über den Äther verbreiten kann. Ach, wie schön ist es doch, habe ich gedacht, wenn sich Probleme als klein erweisen und ich helfen kann.
Auch das Gespräch mit dem zweiten Anrufer heute gehört ohne Zweifel zu den mich ermutigenden Unterhaltungen, weil es gleichfalls bereits nach wenigen Minuten zu einem Ergebnis geführt hat, das den Mann in der Leitung bewegte, mir dies zu sagen: "Nun bin ich aber froh, dass ich das weiß, es hat mir einfach keine Ruhe mehr gelassen." Nun könne er sich endlich eine Meinung bilden zu der Frage, wie eine mögliche rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen historisch innerhalb der politischen Entwicklung in dem vereinten Deutschland zu bewerten sei. Was ihn nicht mehr habe ruhig schlafen lassen, war die fehlenden Gewissheit, ob Hans Modrow, der nur wenige Tage nach dem Fall der Mauer für ein halbes Jahr die Funktion des letzten Vorsitzenden des Ministerrates der DDR übernommen hatte, immer noch Ehrenvorsitzender der Partei "Die Linke" ist. Denn wenn das der Fall sei, erklärte er mir weiter, habe er tatsächlich ein Problem mit seiner Akzeptanz einer solchen Regierung in dem Nachbarbundesland. "Kein Problem", habe ich geantwortet und drei Wörter in die Suchmaschine eingegeben, bevor ich dem Leser in der Leitung dank der ersten Treffer gleich sagen konnte: "Sein Ehrenvorsitz in der Partei wurde 2007 stillschweigend gestrichen." Und weil mich das Wort "stillschweigend" immer eher skeptisch macht, habe ich noch zwei weitere Nachrichtenquellen im Netz genutzt, um mir eine Bestätigung für dies Information zu besorgen. Nur noch am Rande zu diesem Thema: Vier Leser haben mich heute angerufen, weil sie mir ihre Meinung zum Bundespräsidenten sagen wollten, nachdem Joachim gesagte hatte, welche Probleme er mit der Vorstellung einer rot-rot-grünen Landesregierung in Thüringen habe, und nur bei zwei Gesprächen kam außerdem der Hinweis, was mich etwas beruhigt hat, denn die Quote war schon mal schlechter, dass der Mann erst mal seine privaten Verhältnisse ordnen müsse, da er als Pfarrer nicht gleichzeitig verheiratet sein und in wilder Ehe leben könne. Als bei einer Anruferin das Wort "rumhuren" fiel, habe ich eingehakt und um Mäßigung bei der Wahl der Formulierungen gebeten, womit das Gespräch dann auch zu Ende war.
Das Thema, weshalb sich der dritte Leser an mich gewandt hatte, hat mich nicht weniger zufrieden und zuversichtlich gestimmt. Ich möchte nun darüber berichten, obwohl ich mir der Gefahr bewusst bin, dass es auf einen (weiteren) Beleg für meine unzureichende Allgemeinbildung hinausläuft, weil es darum geht, dass ich bei diesem Hinweis ein neues Wort gelernt habe, das ich nun in meinen Wortschatz aufgenommen habe und das ich vermutlich in nicht einmal ferner Zukunft hier in meinem Blog verwenden werde. Also, dies teilte mir der Mann mit: "Halloween ist ein weiteres Beispiel dafür, wie ein ursprünglich christliches Fest in laizistischen Zeiten umgedeutet wird, denn feiern will man ja trotzdem." Auf den Kern seiner Ausführung reduziert, ging es dem Leser darum, dass er es nicht so toll findet, wenn der Reformationstag zu einem Feiertag wird, dessen christlicher Ursprung immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird; wie das beispielsweise bei Christi Himmelfahrt ("bierseliger Männertag") oder Ostern ("Schokoeier vom Hasen") der Fall sei. Seiner Ansicht nach spreche diese Entwicklung dafür, dass der Prozess zur geistig-moralischen Verflachung führe, wenn alles sich nur noch um Spaß und Geschäft drehe. Worauf ich aber eigentlich hinaus will: Ich weiß jetzt nämlich was Laizismus ist. Natürlich nur, weil ich bei Wikipedia nachgeschaut habe: "Laizismus (genauer: Laizität) beschreibt religionsverfassungsrechtliche Modelle, denen das Prinzip strenger Trennung von Kirche und Staat zugrunde liegt." Und weil ich so froh war, künftig von laizistischen Zeiten reden zu können, wenn es um religiöse Themen geht, habe ich es mir nicht verkneifen können, diesen Begriff zusammen mit dem Namen Joachim Gauck in die Maske der Suchmaschine einzugeben. Und was soll ich sagen: Treffer ohne Ende. Das hat mich dann doch beruhigt, kenn ich doch jetzt ein weiteres Argument für die Diskussion darüber, warum der Bundespräsident die Frau in seiner Seite nicht heiraten muss.
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