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Mal eine Frage: Was ist eigentlich ein KOB?

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Bevor ich mich dazu entschlossen habe, über dieses Thema zu schreiben, habe ich einen Test gemacht. Fünf Kollegen (einschließlich Chefredakteur) habe ich diese Frage gestellt: Was ist ein ABV? Alle haben, ohne länger als den Bruchteil einer Sekunde nachdenken zu müssen, sofort geantwortet: Abschnittsbevollmächtigter. Hinzufügen muss ich dies: Diese fünf Kollegen sind ausnahmslos Sachsen und alle in einem Alter, dass sie sich noch gut daran erinnern können, wie das Leben in der DDR war und welche Rolle innerhalb des gesellschaftlichen Zusammenlebens der ABV gespielt hat. Anschließend habe ich dann drei Kollegen, die erst nach der Wende in den Osten gekommen sind, um hier eine neue Heimat zu finden, die gleiche Frage gestellt: Was ist ein ABV? Mit diesem Ergebnis: Keiner wusste die Antwort. Dann aber habe ich einen (für mich) folgenschweren Fehler begangen, denn ich habe dies gedacht: Typisch DDR, für alles umständliche Wortkombinationen und die passende Abkürzung dazu. Für dieses Vorurteil möchte ich mich in aller Form entschuldigen, es tut mir leid, ich schäme mich dafür. Dies war zuvor passiert:

"Diese Blitzer-Abzocke an Stellen, die überhaupt keine Gefahr weder für Autofahrer noch für andere Verkehrsteilnehmer darstellen, ist doch eine riesengroße Sauerei", sagte ein Leser und formulierte den eigentlichen Grund für seinen Anruf so: "Die Polizei sollte sich vielmehr um ihren eigentlichen Aufgaben kümmern und dafür sorgen, dass die Menschen gerade hier bei uns auf dem Land keine Angst um ihre eigene Sicherheit haben müssen." In jüngster Zeit seien in seiner Nachbarschaft unter anderem Garagen und Kellerräume aufgebrochen worden. "Es gibt hier Leute, die trauen sich bei Dunkelheit schon nicht mehr auf die Straße", fügte er noch hinzu. Und dann hat der Mann in der Leitung mir noch von früher erzählt, dass man sich auf den ABV habe verlassen können, weil er stets dafür gesorgt hat, dass die Bürger zum einen immer einen unmittelbaren Ansprechpartner hatten und zum anderen sich Diebe gar nicht erst in die Siedlung getraut haben, weil sie nie sicher sein konnten, dass der ABV nicht auch unterwegs ist. Ich habe den Anrufer nicht unterbrochen und ihm anschließend zugesagt, dass ich die Redaktion über seinen Anruf informieren werde. Nachdem ich aufgelegt hatte, habe ich sofort die Suchmaschine aktiviert, weil ich wissen wollte, wofür die Abkürzung ABV steht. Wikipedia liefert mir diese Erklärung:

"Ein Abschnittsbevollmächtigter (ABV) war in der DDR ein Polizist der Volkspolizei (VP), der für die polizeilichen Aufgaben in Gemeinden, Stadtbezirken und auf Streckenabschnitten der Reichsbahn zuständig war. In seinem Abschnitt war er polizeilicher Ansprechpartner für die Bewohner und versah Streifendienst. Er war für die Aufnahme und Weiterleitung von Strafanzeigen und polizeiliche Prävention zuständig."

An dieser Stelle habe ich innegehalten und gedacht: "Typisch DDR, für alles eine umständliche Wortkombination, die nicht alltagstauglich war, weshalb man die Abkürzung wählte, damit man mit ihrem Gebrauch keine Probleme hatte; spontan fielen mir die Beispiele LPG, VEB und AGL ein. Mit diesem Gedanken wollte ich gerade schon zur Tagesordnung übergehen, als ich (beziehungsweise mein Unterbewusstsein) weiterlas, während ich kaum glauben wollte, was ich dann erfuhr: Den ABV gab es auch im Westen, es gibt ihn sogar heute noch im vereinten Deutschland. Wie er heißt? Auch hier möchte ich Wikipedia zitieren, weil diese Definition allein ausgereicht hat, um mir klarzumachen, wie voreingenommen mein Denken wenige Sekunden zuvor gewesen war:

"Die Funktion des Kontaktbereichsbeamten (KOB, seltener auch KOBB) oder des Beamten des besonderen Bezirksdienstes wird von Polizeivollzugsbeamten ausgeübt. Sie gehören zur Schutzpolizei und leisten, meist uniformierten, Streifendienst zu Fuß oder mit einem Streifenwagen und allein im Tagesdienst. Jeder KOB ist für ein bestimmtes Gebiet zuständig, das er in der Regel über Jahre hinweg betreut und gut kennt."

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