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Ein Frage des Glaubens, oder doch nicht?

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Weil ich weiß, dass beim Lesen der nächsten Zeilen unter Garantie der Gedanke "nicht schon wieder" die Gehirnwindungen erreichen könnte, möchte ich betonen: Ich fasse mich kurz. Und: Es läuft auf zwei Fragen hinaus, deren Antworten - die Leser mir dazu gegeben haben -nicht das eigentliche Thema sein sollen. Das klingt leicht kryptisch? Wir werden sehen: Es geht - wenn es nach mir geht, in absehbarer Zeit hoffentlich zum letzten Mal - um Joachim Gauck und die Tatsache, dass er mit der Frau, mit der zusammenlebt, nicht verheiratet ist, und sich von der Frau, mit der er noch verheiratet ist, nicht scheiden lassen will.

Auf der aktuellen Seite Leserforum habe ich dazu die Kolumne "Reden wir über Gauck" geschrieben - mit dem Wissen, dass mich heute zehn bis zwölf Leser anrufen wollen und mir widersprechen werden.  Der Grund: Mein Fazit, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.

Tatsächlich hat das Telefon elf Mal geklingelt und mit allen habe ich über Gauck diskutiert. Aber vor allem habe ich ihnen ausnahmslos folgende Frage gestellt: Kann ein schlechter Christ ein guter Bundespräsident sein?

Wenn mich Anrufer nach einer Definition von schlecht und gut fragten, habe ich gesagt: Ein schlechter Christ verstößt mindestens gegen eins der zehn Gebote mit dem Wissen, dass er es tut, also mit Vorsatz. Ein guter Bundespräsident ist bei den Menschen beliebt und wird von allen (also auch von Politikern) geachtet, während das Gewicht seiner Worte maßgeblich dazu beiträgt, dass Probleme im Land als solche erkannt und bewältigt werden können.

Zwei Anrufer haben diese Frage mit Ja beantwortet. Die anderen neun habe ich gebeten, mir das kurz zu begründen, warum sie Nein gesagt haben. Ich erlaube mir, auch wenn die Erklärungen manchmal recht ausführlich waren, die Argumente mit einem Satz zusammenzufassen: Das ist eine Frage der Moral, der Glaubwürdigkeit und des Charakters. Nachdem ich die Leser habe ausreden lassen, habe ich dann diese Frage hinterhergeschoben:

Kann dann eine Person, die kein Christ ist, überhaupt ein guter Bundespräsident sein?

Und die Antworten darauf haben mich überrascht: Auch wenn einige Anrufer etwas Anlauf brauchten und zunächst darüber nachdenken mussten, was ein Ja auf diese zweite Frage für das Nein auf die erste bedeuten würde, haben alle mir zu verstehen gegeben, dass ein deutscher Bundespräsident nicht zwingend christlichen Glaubens sein müsse; zwei Leser fügten noch hinzu, dass sie es aber auch nicht gut fänden, wenn er einer anderen Religion angehören würde, weil das ihrer Ansicht nach nicht mit unserer Kultur und unserem gesellschaftlichen Zusammenleben vereinbar sei.

Ich bin mir selbst noch nicht schlüssig, was ich von diesen Antworten halten soll. Und ich bin mir nicht sicher, welche Schlussfolgerungen ich daraus ziehen könnte für weitere Gespräche mit Lesern, die mir Sätze sagen wollen wie diesen: "Der Mann sollte erstmal seinen eigenen Kram in Ordnung bringen, bevor er sich bemüßigt fühlt, anderen Vorschriften machen zu wollen." (Zitat von heute 10.23 Uhr).

 

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