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Diese Uhr tickt anders - aber warum?

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Um den Bundespräsidenten geht es in keiner meiner kleinen Randnotizen aus den Protokollen meiner Gespräche mit Lesern zum Wochenausklang, dafür aber um einen in die Jahre gekommenen, aber trotzdem nicht weniger lauten Protestsänger, um einen selbst ernannten Weltenversteher mit einem ausgeprägten Sendungsbewusstsein, einen Leserobmann, einen Dauerleserbriefschreiber und um eine ganz besondere Uhr, die irgendwie anders tickt. Der Reihe nach:

Episode 1: Mehr als 20 Meinungen von Lesern haben mich zum Auftritt des Liedermachers Wolf Biermann bei der Feierstunde aus Anlass des 25. Jahrestages des Mauerfalls erreicht, und auf der nächsten Seite Leserforum erscheint eine Auswahl davon. Was mich aber gewundert hat: Nur ein Leser hat mich angerufen, weil er mit mir über diese Wutansprache des Barden reden wollte. Zunächst hatte er sich vorgestellt, um mir dann zu sagen, dass es ihm darum geht, dass diese Beleidigungen der Politiker der Linken nicht kommentarlos hingenommen werden könnten. Seine Meinungsäußerung begann folgendermaßen: "Dieser Drecksack, dieser elende S(...), diese menschliche Null, wie kann man dieses (...) nur seinen (...) abgeben lassen."

Episode 2: Offensichtlich hat es sich herumgesprochen, wie man es am besten schafft, mich zu ködern, damit ich Mails oder Briefe auch zu Ende lese und nicht nach dem ersten Absatz aussteige und das Schreiben in den Ordner ZbVAB schiebe. Denn mich hat jetzt ein Schreiben erreicht, dass ich mir sonst kaum erklären könnte. "Es geht mir um die Erkenntnis von der Ursache des Daseins", hieß es in einem Brief, womit der Absender natürlich sofort meine Aufmerksamkeit hatte. In den folgenden Zeilen wurde ich dann darüber aufgeklärt, wie der Verfasser dazu gekommen war, sich über einen solchen Ansatz zur Ergründung eines allumfassenden Weltverständnisses tiefgründige Gedanken zu machen. Also habe ich den zwei Seiten langen Brief bis zur letzten Zeile gelesen, als ich schließlich dies erfuhr: "So habe ich darüber ein Buch geschrieben, welches das ganze Dasein beschreibt und eine Verbreitung verdient." Neugierig wie ich bin habe ich im Netz gesucht und bin tatsächlich fündig geworden: Der Mann hat das Buch vor 35 Jahren im Eigenverlag herausgebracht und versucht seit dieser Zeit, es weltweit zu verkaufen. Irgendwie muss er bei diesen Bemühungen auf mich gestoßen sein. Sollte mir das zu denken geben? Eher nicht.

Episode 3: In der Rangliste der von Anrufern verwendeten Varianten meiner Tätigkeit als Leserobmann, die immer noch von dem "Leserhauptmann" angeführt wird (gefolgt von "Lesertröster" und  "Beschwerdeonkel") gibt es seit heute einen neunen vierten Platz. Die Frau in der Leitung fragte mich: "Spreche ich mit dem Leserobhutsmann?"

Episode 4: Den Leser, der sich bei mir beschwert hat, weil ich seine Briefe (wöchentlich drei bis vier) auf der Seite Leserforum viel zu selten veröffentliche, möchte ich gern wörtlich zitieren. Zuvor noch der Hinweis, dass ich grundsätzlich immer Anrufe bekomme von Leuten, die mich kritisieren, gerade weil eine Meinung dieses Mannes es auf die Seite geschafft hat. Das geht seit vier Jahren so, wobei ich die Fronten auf der einen Seite mit "Nieder mit dem Kapitalismus" und auf der anderen "Schon wieder dieser Ewiggestrige" umschreiben möchte. Also, der Mann hat mir geschrieben: "Ich dacht, es hätte sich etwas geändert. Habe mich aber geirrt. Die Diskriminierung geht weiter bzw. hat eine neue Stufe erreicht." Nach dem ersten Lesen hatte ich die Wahl: Tischkante oder Bitterschokolade, ich habe mich fürs Naschwerk entschieden.

Episode 5: "Was fällt Ihnen an der Uhr auf?", wollte ein Leser von mir wissen, nachdem er mir zuvor gesagt hatte, dass er mich wegen der Fotonachricht ""Supercomplication" am Donnerstag auf der Seite "Aus aller Welt" angerufen habe, weil er mit den Informationen über die teuerste (17,1 Millionen Euro) jemals versteigerte Uhr nicht einverstanden sei. Ich holte mir den Artikel auf den Monitor und schaute mir die Uhr an:
"Die Mondphasen?"
"Nein."
"Die Sternzeit?"
"Nein."
"Der ewige Kalender?"
"Nein."
"Der Sonnenauf- und -untergang?"
"Nein."
"Ich weiß nicht weiter, mir fällt sonst nichts auf."
"Wie spät wäre es jetzt auf dieser Uhr?"
"Augenblick, es wäre jetzt - was ist das denn?"
"Sehen Sie, jetzt fällt es Ihnen auf."
"Sie haben Recht, die Anzeige geht über 24 Stunden, nicht über zwölf, wie wir es kennen."
"Und kein Wort dazu im Bildtext."
"Das stimmt, ich werde die Kollegen darüber informieren."
"Aber ich will eine Antwort: Wie funktioniert das? Warum gibt es bei uns heute eine Anzeige mit zwölf und nicht mit 24 Stunden?"
"Das weiß ich nicht."
"Onkel Max?"
"Gute Idee."

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