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Guter Vorschlag: Einfach abstimmen

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Von außergewöhnlichen Vorschlägen der Leser, wie man ihrer Meinung nach die Zeitung besser und attraktiver machen kann, habe ich hier schon häufiger berichtet. Nun ist es wieder soweit, diese Anregung einer Anruferin von heute um kurz nach elf möchte ich nicht für mich behalten. "Sie müssen sich als Zeitung doch gegenüber dem Internet behaupten", begann die Anruferin das Gespräch mit mir; ich habe ihr nicht widersprochen. "Im Netz kann man doch zu jedem Artikel einen Kommentar abgeben", fuhr sie fort; ich habe ihr zugestimmt, das sei tatsächlich so. "Also wenn ich in der Zeitung einen Bericht gelesen habe und etwas dazu sagen oder schreiben möchte, suche ich ihn mir auf Ihrer Homepage und klicke auf die Kommentarfunktion", erklärte mir die Frau in der Zeitung; ich schwieg und verzichtete auf den Verweis auf einen Leserbrief als weitere Alternative, weil ich mir sicher war, dass die Leserin diese Möglichkeit kennt und vermutlich auf etwas anderes hinaus ist; ich sollte Recht behalten.

"Weil das aber bei Leserbriefen nicht möglich ist, habe ich heute beim Studium des Leserforum darüber nachgedacht, was man da machen könnte, als mir eine Idee gekommen ist", sagte die Anruferin und bestärkte in mir das Gefühl, dass ich nun erfahren werde, weshalb sie meine Nummer gewählt hatte; ich hatte mich getäuscht. "Denn ich muss Ihnen mal ganz ehrlichsagen", formulierte sie eine Einleitung zu einem etwa drei Minuten langen Monolog über bestimmte Autoren von Leserbriefen (die Herren S. und W. sowie die Dame B.), zu denen sie mir ihre Meinung sagte, was ich meinem Zitat zusammenfassen möchte: "Das geht gar nicht, was die da schreiben, die sind doch so was von von gestern." Als ich es wagte, sie zu unterbrechen und zu bitten, doch mal zum Punkt zu kommen, fiel sie mir ins Wort mit diesem Satz: "Ist schon gut, dies ist meine Idee: Sie machen doch manchmal solche Abstimmungen in der Zeitung, wo man die eine Nummer anrufen kann, um zuzustimmen, oder die andere, um abzulehnen", sagte die Leserin; ich schwieg, was sie als Bestätigung interpretierte und weitersprach: "Am nächsten Tag schreiben Sie dann über das Ergebnis in der Zeitung", hörte ich sie sagen; ich sagte wieder nichts, was die Frau auch nicht erwartet hatte, denn sie fügte ohne Pause hinzu: "Das können Sie doch auch bei den Leserbriefen machen, ganz einfach: Hinter den Namen der Autoren schreiben Sie jeweils zwei Rufnummern, eine für Pro und die andere für Kontra. Klasse Idee, oder nicht? Da werden Sie nämlich ganz schnell feststellen, was die Leser da manchmal für einen Senf von sich geben."

So etwa fünf Sekunden brauchte ich, um mir das Gehörte durch den Kopf gehen zu lassen, bevor ich fragte: "Und was mache ich mit dem Resultat der Abstimmung?" Ein Lachen erschallte in der Hörmuschel meines Headsets, was ich mir zunächst nicht erklären konnte angesichts meiner Überzeugung, nichts Komisches gesagt zu haben, doch die Aufklärung folgte prompt: "Sie Schlaumeier, natürlich habe ich auch darüber nachgedacht: Sie fassen die Ergebnisse alles Leserbriefe in einer Liste zusammen, veröffentlichen diese im nächsten Leserforum und schicken dieses dann an die Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie an die Landes- und Bundesregierung." Sprachlos wie ich war machte ich eine Pause von ein paar Sekunden, was die Anruferin als Aufforderung betrachtete, ihr Fazit zu formulieren: "Damit die Politiker endlich mal erfahren, wie die Leute wirklich ticken und was sie denken und dass man auf keinen Fall die Meinung einzelner Leserbriefvielschreiber zum Maßstab für Gewichtungen nehmen darf."

Mir kamen Bedenken, nur das erste behielt ich nicht für mich, weil ich das Gespräch auch nicht weiter in die Länge ziehen wollte, also sagte ich: "Diese Anrufdienste können wir nicht selbst leisten, das machen Fremdanbieter für uns, was bedeutet, dass das Geld kostet und das man als Anrufer für die Teilnahme dann auch bezahlen muss." Ich hörte, wie die Frau tief Luft holte, bevor sie mit Nachdruck in der Stimme meinte: "Erzählen Sie mir doch keinen (...). Ich weiß doch ganz genau, dass Sie einen Teil dieses Geldes für sich einstreichen, also wären Sie jetzt gut beraten, ihren Geschäftsführer zu informieren und ihm von meiner Idee zu berichten." Ich habe mich für das Gespräch bedankt und mich freundlich verabschiedet mit dem Hinweis, dass ich nichts unversucht lassen werde, um dem Geschäftsführer von diesem Vorschlag zu berichten; wohl wissend, dass sich dies vermutlich wohl in der Hoffnung erschöpft, dass er vielleicht ab und zu doch mal meinen Blog liest und dann gerade auf diesen stößt; wir werden sehen.

Wer meint, dass dieser Blogeintrag ganz schön viel Text für wenig Inhalt sei, darf sich meiner Zustimmung erfreuen: Das stimmt, aber was soll man machen,  wenn es fließt, dann ...

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