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Was wir brauchen ist auch Zivilcourage

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"Es ist an der Zeit, für die Französische Revolution von 1789 einzutreten. Für die Freiheit des Glaubens, des Gewissens, der Meinung und sogar der Gedanken; sie sind nicht weniger wichtig als alle anderen Freiheiten im Leben. Und wie ist es um Gleichheit und Brüderlichkeit bestellt auf dieser Welt? Wer in einer wirtschaftliche Notlage, nicht nur materieller, sondern welcher Art auch immer, geraten ist, darf nicht mit seinen Sorgen alleingelassen werden. Wirkliche Hilfe nimmt auf die wahren Bedürfnisse des Betroffenen Rücksicht und stülpt sie ihm nicht einfach über, sondern bezieht ihn ein. Und echte Hilfe wird auch nicht von der Herkunft oder dem Status bei Sozialleistungserbringern abhängig gemacht oder davon, ob mir als Helfendem mein Einsatz nicht vielleicht selber Nachteile einbringen wird.

Für alle diese Dinge ist der Einsatz von Grips erforderlich. Ebenso Zivilcourage, gepaart mit Geistesgegenwart und Fingerspitzengefühl, um denen in den Arm zu fallen, die dabei sind, Dritte oder die Allgemeinheit zu schädigen. Dazu wird soziale Kompetenz benötigt, und Bildung muss auf diesem Nährboden wachsen. Mangel an Vertrauen erzeugt immer nur weiteres Misstrauen; Gewalt immer nur neue Gewalt, und bei Verbalgewalt fängt es an. Und aus der Geschichte sollten wir lernen, dass niemand zum Konvertieren gezwungen oder auch nur mittelbar genötigt werden darf. Was war hier los zum Beispiel in der Nazi- oder DDR-Zeit, ich möchte nur an Parteieintritte, Kirchenaustritte, aufgezwungene Spitzeltätigkeiten als Spitze des Eisbergs erinnern. Dazu gehör(t)en auch alle Formen von vorauseilendem Gehorsam und freiwilligem Zwang ebenso wie Sich-lieb-Kind-machen und ein Verhalten, wie es Heinrich Mann in "Der Untertan" beschrieben hat. Stattdessen sollten wir uns gegenseitig eine Freude machen, einander unsere Ängste gestehen und ernstnehmen, außerdem nachsichtig mit den Schwächen jeden Menschen umgehen und zum Vergeben unserer Fehler und Versäumnisse ermutigen. Wo Menschen sich für etwas wirklich Gutes für alle einsetzen, entsteht noch viel mehr an Gutem, als beabsichtigt war. Dieses Wunder haben wir 1989/90 miterlebt, weil wir es mitgestaltet haben. '"Lasst Euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit dem Guten.'"

Dieser Text steht in An- und Abführung, weil es sich dabei um den handgeschriebenen Brief einer Leserin an die "Freie Presse" handelt. Zum ersten Mal überhaupt zitiere hier in meinem Blog eine Meinung vom ersten bis zum letzten Wort unverändert so, wie ich sie erhalten habe. Die Absenderin Steffi B. aus Chemnitz hat keine Erklärung beigefügt, ob es einen Anlass für ihr Schreiben gab, ob sie sich damit auf einen oder mehrere Artikel in der Zeitung bezieht oder ob sie sich damit nur Luft verschaffen wollte, weil sie sich wegen der zurzeit heftig geführten Debatten über gesellschaftliche Strömungen und mögliche Veränderungen und Gefahren einfach nur Sorgen macht. Ich habe mich zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschlossen und den Brief komplett zitiert, weil ich dieser Ansicht voll und ganz zustimme und davon überzeugt bin, es hätte nicht besser formulieren können.

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