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Das Klo und die Frage: Im Stehen pinkeln?
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In meinen Randnotizen zu den Gesprächen mit Lesern in der zu Ende gehenden Woche geht es heute um eine besondere Form der "Volksbelustigung", ein im wahrsten Sinne des Wortes etwas "anrüchiges" Thema und eine besondere Art und Weise der Diskriminierung von Menschen, die nichts unversucht lassen, sich dagegen zu wehren. Aber der Reihe nach:
Episode 1: Vor zwei Jahren hatte mich eine Welle des Protestes unter sich begraben, nachdem meine Kollegen es gewagt hatten, auf der Seite Zeitgeschehen eine Reportage über das "Dschungelcamp" zu veröffentlichen. Und diese Tatsache gehört zu denen, die ich mir beim besten Willen nicht erklären kann: Vor zwei Wochen erschien unter der Überschrift "Die letzte große TV-Show" ein nur unwesentlich kürzerer Artikel über dieses Fernsehspektakel in der Zeitung, und es gab nur eine einzige Reaktion eines Lesers darauf. Sein Standpunkt lässt sich mit diesem Zitat zusammenfassen: "Die durchschnittliche Einschaltquote entspricht der Zahl der Analphabeten in Deutschland, aber es sich sicher gewagt, daraus abzuleiten, dass vollständige Deckungsgleichheit herrscht."
Episode 2: "Was Sie sich dabei gedacht haben, möchte ich wirklich gern mal wissen", sagte eine Leserin und zitierte mit "Urteil: Mieter dürfen im Stehen pinkeln" die Überschrift eines Artikels auf der Seite "Aus aller Welt". Auf solche Gesprächseinleitungen reagiere ich immer mit einer Suggestivfrage: "Dann hat er Ihnen also nicht gefallen?" Die Antwort war ebenso knapp wie deutlich: "Das war ja wohl ein Griff ins Klo", sagte die Frau in der Leitung und erhielt von mir (spontan) die Antwort: "Da haben Sie tatsächlich irgendwie Recht."
Episode 3: Das Wort "Platte" steht bei mir auf dem Index. Was das heißen soll? Ganz einfach: Wenn ich es in der Zeitung lese - beispielsweise in der Variante "Plattenbau" oder in der Steigerungsform "Plattenbaugebieten" -, bin ich mir ganz sicher, dass sich Leser an mich wenden, weil ihnen das gar nicht gefällt, dass diese Form des Wohnens mit dieser Bezeichnung in ein schlechtes Licht gerückt wird. Nur bei dieser Beschwerde hatte mein Frühwarnsystem mal wieder völlig versagt, weil ich die Reportage "Mitbewohner soll Asylbewerber im Streit erstochen haben" zwar mit großem Interesse gelesen hatte, aber mir dabei kein Wort aufgefallen war, das meine Alarmsensoren hätte aktivieren sollen. "Damit aber haben Sie jetzt den Vogel abgeschossen", wählte ein Leser eine Redensart, die mir nicht gefällt, weil sie dem Tun der Menschen entnommen ist, die ein Gewehr in die Hand nehmen, um Brauchtum zu pflegen, zu Beginn des Gesprächs mit mir und zitierte einen Satz aus dem Artikel: "... war am Dienstagmorgen voriger Woche tot im Hof eines Plattenblocks aufgefunden worden."
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