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Von weißen Schimmeln und toten Leichen

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Im Duden ist das Wort zu finden, ich schreibe es trotzdem nicht, weil es für mich Grenzen gibt, und dies ist eine: Solche Wörter können mir schon mal spontan über die Lippen kommen, da bin ich auch nur ein Mensch, geschrieben aber werden sie nicht, der gute Geschmack und der Respekt vor dem höflichen Miteinander verbieten es mir. Deshalb müssen die beiden Synonyme "Besserwisser" und "Klugredner" reichen, um zum Ausdruck zu bringen, dass es Gespräche mit Lesern gibt, an deren Ende ich sage: "Sie haben mit Ihrem Einwand vollkommen Recht, das ist eine nicht korrekte Formulierung, aber jeder weiß doch, was gemeint ist, und deshalb finde ich diesen Fehler nicht wirklich schlimm, meiner Ansicht nach eine lässliche Nachlässigkeit." Um zwei Unterhaltungen dieser Art geht es jetzt:

Episode 1: "Wissen Sie, was ein weißer Schimmel ist?", fragte mich eine Leserin und bekam von mir diese Antwort: "Na klar, eine Tautologie, so wie der alte Greis oder die tote Leiche." Das laute Ausatmen, das ich hörte, interpretierte ich als ein Ausdruck der  Erleichterung, die meine Gesprächspartnerin gerade spürte, und ich lag damit richtig, denn mit deutlich weniger Nachdruck in der Stimme sagte die Frau: "Dann fällt es Ihnen sicher nicht schwer, ihrem Kollegen zu erklären, dass die fossilen Kohlekraftwerke, die künftig weniger Kohlendioxid ausstoßen sollen, eben auch ein weißer Schimmel oder in diesem Sinn eine Tautologie sind." Meinem Einwand, dass dies eine verzeihliche Sünde gegenüber der deutschen Sprache sei, begegnete sie mit diesem Satz: "Unsinn, was falsch ist, darf nicht richtig werden, nur weil man sich daran gewöhnt hat."

Episode 2: Falls unter den Lesern meiner Blogeinträge eine Lehrerin oder ein Lehrer für Wirtschaft und Buchhaltung sein sollte, so möchte ich sie/ihn bitten, folgende Überschrift auf ihre Richtigkeit zu überprüfen: "Niedrige Zinsen kosten deutsche Sparer Milliarden". In dem Artikel ging es um die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die dazu geführt hat, das den Deutschen seit 2010 Zinsen in Höhe von 190 Milliarden Euro entgangen sind. Mir als Laie auf diesem Gebiet war beim Lesen klar, was gemeint ist: Die niedrigen Zinsen haben dafür gesorgt, das die Bürger mit ihrem angelegten Geld viel weniger Gewinn gemacht haben. Ein Leser jedoch meinte: "Die Überschrift ist kaufmännisch gesehen Quatsch." Es gehe schließlich um niedrige Einnahmen und nicht um Kosten. "Aber selbst ich habe sofort verstanden, wie das gemeint war, also kann diese Wortwahl so falsch nicht sein", wagte ich, um Verständnis für diese Überschrift zu bitten. Keine Chance: "Bitte künftig exakter", meinte der Leser. An dieser Stelle habe ich gedacht, dass "Rechthabe" eigentlich auch ein gutes Synonym für (...) ist.

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