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Kurz, teuer und etwas kompliziert

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Die Rückblick auf die Randnotizen in den Protokollen meiner Gespräche mit Lesern in dieser Woche macht deutlich: Die wirklich großen Themen gab es in diesen Tagen eher nicht, weswegen sich die Menschen aufregen und mir am Telefon zwischen zehn und zwölf ihr Leid klagen, und deshalb müsste in den folgenden kurzen Geschichten an der einen oder anderen Stelle ein zwinkernder Smiley stehen. Welche das sind, verrate ich natürlich nicht, so einfach möchte ich es dann doch nicht machen.

Episode 1: Als eine Reaktion auf meine Kolumne "Heute mal eine Predigt" auf der aktuellen Seite Leserforum wollte ein Leser seinen Hinweis an die Teilnehmer des G7-Gipfels verstanden wissen, wobei er betonte sich nicht nur an die Regeln des "Esbap" (Ein-Satz-Brief-an-Politiker) zu halten, sondern es noch kürzer und ganz ohne Nebensätze zu schaffen. Dies möge man den Staatschefs mitteilen: "Liebe G7ler, nur durch Wiederholungen wird kein Ziel erreicht."

Episode 2: Wenn mir etwas zu teuer ist, kaufe ich es nicht. Wenn ich es aber unbedingt will, habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich versuche, es irgendwo billiger zu bekommen, oder ich beiße in den sauren Apfel und schlucke den Ärger herunter, während ich bezahle und das Produkt dann in den Händen halte. Nie würde ich auf die Idee kommen, hinterher mich (wo auch immer) zu beschweren, dass es einen Händler gibt, der seine Ware offensichtlich viel zu teuer anbietet; hier vertraue ich ganz auf die Gesetze des Marktes, dass dieser Kaufmann irgendwann auf seinen Waren sitzenbleibt, weil niemand sie mehr kaufen will. Ein Leser sieht das anders und hat sich gedacht, dass die Zeitung ein guter Ansprechpartner ist bei seinen Bemühungen, dieses "Abzocken" an den Pranger zu stellen. Dies war zuvor passiert: Für zwei Stück Rhabarberkuchen und zwei Stück Pflaumenkuchen sowie einem Brot hatte er bei einem Bäcker 8,50 bezahlen müssen. Ich habe einen Test gemacht und drei Kollegen gefragt: Ist das zu viel Geld für dieses Backwerk? Nein, waren sie sich einig, das muss man heutzutage dafür bezahlen. Wie der Mann sich gefühlt hat, kann ich, obwohl ich eine andere Einstellung habe, doch nachvollziehen: Am Wochenende werde ich wieder mein Lieblingspizzeria aufsuchen und für die große Apfelschorle (0,4 Liter) erneut vier Euro bezahlen. Ich könnte, nur um mich zu ärgern, darauf verzichten; mache ich aber nicht, ich will nicht.

Episode 3: Normalerweise gehe ich auf Hinweise von Lesern, denen etwas aufgefallen ist, während sie vor dem Fernseher saßen, nicht ein, doch diesmal möchte ich eine Ausnahme machen, weil der Anrufer womöglich etwas mit enormer Tragweite festgestellt hat. Darüber hat er mich informiert: "Es waren Aufnahmen mit Ursula von der Leyen, und es ging dabei um dieses neue Luftabwehrraketensystem. Eigentlich eine ganz normale Szene", meinte der Mann in der Leitung und fügte dann die Sensation hinzu: "Während die Verteidigungsministerin da so stand, hat sie ganz eindeutig mit ihren beiden Händen eine Raute geformt." An dieser Stelle des Gesprächs schwieg ich, davon ausgehend, dass jetzt noch etwas kommt, aber der Leser blieb stumm. Also war ich an der Reihe: "Und?", wagte ich einen bewusst vorsichtig gehaltenen Vorstoß, die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen. Die Erwiderung kam umso energischer: "Also, wenn das kein sicheres Zeichen dafür ist, dass sie sich in der Rolle der künftigen Kanzlerkandidatin der CDU und damit als Nachfolgerin von Angela Merkel sieht, dann weiß ich nicht, was noch passieren muss, damit die Öffentlichkeit es endlich merkt und die Medien darüber berichten."

Episode 4: Von kurzen Geschichten, bei denen es um eine Bereicherung meines Verständnisse der deutschen Sprache geht, berichte ich besonders gern, weshalb es mir Freude bereit, von dieser Unterhaltung zu berichten: "Ich habe im Supermarkt eine Mauserei beobachtet und weiß nicht, ob ich richtig gehandelt habe", teilte mir eine Leserin. "Was haben Sie gesehen?", fragte ich, weil mir dieses Wort nicht geläufig war. "Na, wie jemand da hinter einem Regel gestanden und etwas gemaust hat", erklärte mir die Frau in der Leitung, und bei mir fiel der Groschen: "Sie haben einen Diebstahl beobachtet", stellte ich fest und bekam zur Antwort: "Genau, davon rede ich doch die ganze Zeit." Also: Die Leserin hat gesehen, wie ein Mann, der möglicherweise aus einem anderen Kulturkreis kommt, etwas unter sein Hemd gesteckt hat, und weil sie diese eine "unsägliche Debatte" nicht noch weiter anheizen wollte, habe sie nichts unternommen. Wir haben noch eine Weile über dieses Thema und ihren Gewissenskonflikt gesprochen, dann haben wir uns verabschiedet. Anschließend konnte ich es kaum erwarten, die Suchmaschine zu aktivieren. Zu meinem großen Erstaunen habe ich registrieren dürfen: Es gibt nicht nur ganz offiziell das Verb "mausen", was ich mir schon gedacht hatte, sondern auch das Substantiv "die Mauserei". Und dann habe ich mir den Spaß erlaubt, "mausen" durch alle Zeiten und Personen sowie Modi (neben Indikativ also auch Konjunktiv und Imperativ) zu konjugieren, wobei ich von der Bildung des Partizips erst einmal abgesehen habe und musste feststellen: Manchmal stoßen Zunge und Mund bei mir an ihre Grenzen, wenn es gilt die Verbindung von Vokalen und Konsonanten innerhalb der Reihung von Silben zur Bildung von Wörtern auch fehlerfrei auszusprechen. Jeder mag es selbst ausprobieren, vielleicht mit diesem Anfang: 2. Person, Singular, Konjunktiv I von "mausen".

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